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Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Titel: Nur eine Ohrfeige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christos Tsiolkas
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warf einen Blick in den Spiegel und drehte sich, um sich von hinten zu sehen. Sie trug ihr Lieblingskleid aus zitronenfarbener Seide mit einem blutroten Rosenblütenmuster, es war kurzärmelig und fiel bis knapp über die Knie. Die leichte Seide, sowohl der Stoff als auch die Farbe, schmeichelten ihrer Haut, und das Blumenmuster verlieh dem Ganzen einen Hauch femininer Keuschheit. Sie sah gut aus. Sie drückte den Rücken durch. Es klopfte ein zweites Mal.
    Art trug einen rauchgrauen, leichten Baumwollanzug, der ihm ausgezeichnet stand. Er war frisch rasiert und strahlte einen würzigen Duft aus. Er trat einen Schritt zurück und musterte sie von oben bis unten.
    »Sie sehen fantastisch aus.«
    Sie küsste ihn auf die Wange und bat ihn herein. »Seien Sie nicht albern.«
    »Ich bin nicht albern. Es stimmt. Sie sind die hübscheste Frau auf der ganzen Tagung.«
    Sie ignorierte das Kompliment, wenn es denn eines war. »Möchten Sie etwas trinken?«
    Er sah den Gin Tonic auf dem Couchtisch stehen. »Plündern Sie die Minibar?«
    Auf einmal störte sie sein Akzent. Dieses breite Nordamerikanisch hatte etwas Ordinäres, es war ihr zu vertraulich. Sie wünschte, seine Eltern wären nie aus Osteuropa weggegangen und er würde wie ein eleganter, gut aussehender Krimineller in einemJames-Bond-Film sprechen. Er bat um ein Bier, und sie gab ihm eins.
    Sein Blick schweifte durchs Zimmer und blieb kurz beim Bett hängen. Oh Gott, dachte sie, bitte lass ihn sich nicht aufs Bett setzen. Zum Glück entschied er sich fürs Sofa.
    »Zum Wohl.«
    »Zum Wohl. Auf eine äußerst erfolgreiche Tagung.«
    Sie setzte sich ihm gegenüber auf den Schreibtischstuhl. »Ja, war gar nicht schlecht, oder? Viel besser, als ich erwartet hatte.«
    Sie schwenkte ihr Glas in der Hand. Herrgott nochmal, Aish, geht es vielleicht noch ein bisschen geistloser?
    Er lächelte sie unverschämt an.
    »Ich nehme zurück, was ich gesagt habe. Sie sind nicht nur die hübscheste Frau auf der Tagung, sondern in ganz Bangkok.«
    Sie lachte. »Das beruht aber auf keiner wissenschaftlichen Untersuchung, nehme ich an.« Leider wurde sie rot. Sein floskelhaftes Kompliment war ihr äußerst unangenehm. Sie sah auf die Uhr. »Wann ist das Abendessen?«
    War das ein spöttisches Grinsen? Sie hatte es nicht anders verdient. Das Abendessen war um acht. Das hatte man ihnen im Laufe des Tages Stunde um Stunde eingebleut.
    »Entspannen Sie sich, wir haben Zeit. In zwanzig Minuten machen wir uns auf den Weg.« Er trank sein Bier aus und sah sie erwartungsvoll an. Sie ging zur Minibar und schenkte sich noch ein Glas ein. Sie war sich sicher, dass er grinste. Dieser arrogante Mistkerl, wahrscheinlich machte er das jedes Mal so. Auf jeder Tagung eine andere. Mit diesem Gedanken schlug sie die Kühlschranktür zu.
    Art erschrak. »Alles in Ordnung?«
    »Es war eine anstrengende Woche. Ich bin nur müde.« Sie sah ihn mit gelassener Miene an. »Vielleicht gehe ich heute mal früh ins Bett.«
    Art lachte und schüttelte den Kopf. Er fummelte in der Innentasche seines Jacketts herum und warf ein kleines Päckchen auf den Tisch.
    »Was ist das?«
    »Diätpillen. Für später, wenn wir tanzen gehen.«
    »Wir gehen also tanzen, ja?«
    »Aber sicher. Mit früh ins Bett gehen wird das heute nichts.«
    Sie nahm die Schachtel vom Tisch und las, was auf Thai und in schlechtem Englisch auf der Packung stand. Dann lachte sie und warf sie zurück auf den Tisch. »Ich glaube kaum. Es ist lange, lange her, dass ich das letzte Mal Speed genommen habe, und ich habe nicht vor, es wieder zu tun.«
    Arts Gesicht drückte gespielte Empörung aus. »Das sind doch keine Drogen. Die sind vollkommen legal und einwandfrei.« Art kniff die Augen zusammen. »Sie haben also mit Speed experimentiert? Das überrascht mich nicht. Ich wusste gleich, dass Sie eine Frau mit Vergangenheit sind.«
    »Genau. Und da gehören Drogen auch hin. In die Vergangenheit.«
    Er schüttelte energisch den Kopf. »Da bin ich anderer Meinung. Sie enttäuschen mich. Es besteht absolut kein Grund zur Sorge. Wie ich schon sagte, die Pillen sind vollkommen legal. Ich habe sie heute Nachmittag von einem Apotheker bekommen.« Er zwinkerte ihr zu. »Thailand ist doch einfach wunderbar, oder?«
    »Ich weiß nicht, wie Thailand ist. Außer Hotels, Tagungsräumen, der Khaosan Road und ein paar Einkaufszentren habe ich nicht viel gesehen.«
    »Und genau deswegen müssen wir heute noch tanzen gehen. Wir müssen.« Er sah sie erwartungsvoll

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