Nur eine Ohrfeige (German Edition)
ins Gesicht geschrieben. Hector spürte Aisha an seiner Seite und war sich darüber im Klaren, dass er als Gastgeber etwas unternehmen musste. Nur wusste er nicht was – er hoffte, dass seine Frau einschreiten und alles ruhig und fair klären würde. Denn dazu war er selbst nicht in der Lage. Das Hochgefühl, das ihn beim Klang der Ohrfeige durchströmt hatte, war elektrisierend und erregend gewesen, er hatte fast eine Erektion bekommen. Am liebsten hätte er selbst zugeschlagen. Er war froh, dass der Junge bestraft worden war, dass er weinte und verängstigt war. Connie war von ihrem Baum gesprungen und lief zu der weinenden Mutter und ihrem Kind. Er konnte nicht zulassen, dass sie hier die Verantwortung übernahm. Also stellte er sich zwischen seinen Cousin und die aufgebrachten Eltern.
»Kommt, Leute. Wir gehen erst mal rein.«
Gary sah ihn an. Sein Gesicht war wutverzerrt. Die Spucke spritzte Hector auf die Wange, als er fauchte: »Nein, gehen wir nicht.«
»Ich ruf die Polizei.« Rosie hatte die Fäuste geballt.
Nach dem ersten Schock wurde Harry jetzt wütend: »Dann ruf doch die Polizei. Na los!«
»Das ist Kindesmisshandlung, mein Lieber. Nichts anderes.«
»Euer Sohn hat es nicht anders verdient. Aber eigentlich kann er nichts dafür, schuld sind allein seine schwachsinnigen Eltern.«
Connie tippte Rosie auf die Schulter, die wütend herumfuhr.
»Wir sollten ihn saubermachen.«
Rosie nickte. Die Gäste standen jetzt alle auf der Veranda und machten den dreien Platz. Hugo schluchzte immer noch.
Hector wandte sich an seinen Cousin. »Ich denke, du gehst jetzt besser.«
Harry war stocksauer, aber Hector redete auf Griechisch auf ihn ein: »Er hat zu viel getrunken. Es hat keinen Sinn, mit ihm zu diskutieren.«
»Was hast du zu ihm gesagt?«
Garys Gesicht war ganz dicht vor ihm, ihre Nasen berührten sich fast. Er roch seinen beißenden Schweiß und den schalen Geruch von Alkohol.
»Ich habe nur gesagt, dass Harry nach Hause gehen soll.«
»Der geht nirgendwohin. Ich ruf jetzt die Bullen.« Gary holte sein Handy aus der Tasche und hielt es in die Luft.
»Seht ihr? Ich ruf jetzt die Polizei. Ihr seid alle Zeugen.«
»Das kannst du auch später noch.« Sandis Stimme zitterte, als sie auf Gary zuging. »Ich schreibe dir unsere Adresse und Telefonnummer auf. Wenn du uns anzeigen willst, kannst du das gern tun. Aber ich denke, wir sollten jetzt alle nach Hause gehen und uns um unsere Kinder kümmern.« Sie fing an zu weinen.
Gary grinste höhnisch, als wollte er seine Rache an ihr auslassen, doch dann kam Rocco, stellte sich schweigend neben seine Mutter und sah trotzig zu ihm hoch.
Gary sprach jetzt ganz leise. »Warum bist du mit diesem Schwein zusammen? Schlägt er dich auch?«
Hector hielt seinen Cousin an der Schulter fest.
»Er ist ein guter Mann.«
»Er hat ein Kind geschlagen.«
Sandi antwortete nicht.
»Wie ist eure Adresse?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich gebe dir unsere Telefonnummer.«
»Ich will eure Adresse.«
Aisha stand neben ihm.
»Gary, ich habe ihre Adresse und alles. Sandi hat recht, ihr geht jetzt am besten alle nach Hause.« Sie hatte ihm die Hand auf die Schulter gelegt, und diese kleine Geste beruhigte ihn.
Hector war voller Liebe für seine Frau. Aisha wusste wie immer genau, was zu tun war. Er wollte ihren Nacken küssen, sie festhalten. Melissa kam zu ihrer Mutter und weinte. Aisha streichelte ihren Arm. Als Adam sich zu ihm stellte, nahm Hector seine Hand.
Was zum Teufel mache ich hier eigentlich? Alles, was ich habe, wofür ich so dankbar sein kann, all das setze ich aufs Spiel? Adams feuchte Hand klebte an seiner Haut.
Im nächsten Moment ließ er sie los und ging ins Haus.
Als er in der Küche an seiner Mutter vorbeikam, flüsterte sie ihm auf Griechisch zu: »Dein Cousin hatte recht.«
»Shhh, Koula«, ermahnte sein Vater sie. »Halte dich zurück.« Sein Vater sah besorgt aus. Vielleicht lag es auch nur daran, dass er mit dieser modernen Welt nichts anfangen konnte.
Hector ging ins Schlafzimmer und blieb abrupt stehen. Hugo nuckelte an Rosies Brust, und Connie saß daneben und streichelte ihm über den Kopf.
»Ich kann es immer noch nicht fassen. Dieses Monster. Ich habe Hugo noch nie geschlagen – keiner von uns beiden. Noch nie.«
Hector spürte, dass der Junge ihn beobachtete.
Er hörte auf zu nuckeln und zog den Kopf weg. »Niemand darf mich ohne meine Erlaubnis anfassen.« Seine Stimme klang schrill und selbstbewusst. Hector fragte sich,
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