Nur eine Ohrfeige (German Edition)
voller, und machte sich da etwa auch ein kleiner Bauch bemerkbar?
Während Hector sich die Zigarette anzündete, nahm er sich fest vor, jetzt, da er endlich mit dem Rauchen aufhörte, auf jeden Fall wieder schwimmen zu gehen. Er war sicher, dass Connie seinen Blick suchte, um ihn nach einer Zigarette zu fragen. Er sah absichtlich nicht in ihre Richtung.
Als seine Mutter anfing, die Teller einzusammeln, sah Hector, wie Ravi aufstand und ins Haus ging. Ein paar Minuten später kam er zurück, die Kinder im Schlepptau. Adam lief lachend als Erster hinter seinem Onkel. Wäre Hector nicht auf Speed gewesen, hätte ihn sein nächster Gedanke womöglich geschmerzt: Er liebt seinen Onkel bedingungslos, so wie er mich nie lieben wird. So wie ich ihn nie lieben werde.
»Wir haben keine Wickets, Onkel Raf.«
»Hab doch mal ein bisschen Fantasie, Amigo. Gibt es hier irgendwo einen Eimer?«
Sava und Adam rannten sofort in die Garage, und Adam kehrte triumphierend mit einem grünen Eimer zurück. Sava folgte ihm mit einem verschimmelten alten Kricketschläger, der zu viele Winter im Regen gestanden hatte. Er stammte noch aus Hectors Kindertagen. Melissa hatte im Unterholz gestöbert und tauchte mit einem Tennisball auf. Ravi teilte die Kinder in Mannschaften auf. Die Erwachsenen gingen nach drinnen. Mit einem Stapel Teller in den Händen blickte Hector sich um und stellte fest, dass Connie und Richie auf den Feigenbaum geklettert waren und zusahen, wie die Kinder die ihnen zugewiesenen Positionen einnahmen. In der Küche kochte Aisha Kaffee.
»
Nein! Nein, nein, nein, nein, nein!
« Als gäbe es nur noch dieses eine Wort, als steckte die ganze Welt in dieser einen negativen Silbe. »
Nein, nein, nein, nein, nein!
« Es war Hugo. Inzwischen wusste wahrscheinlich jeder, dass es nur Hugo sein konnte. Diesmal stürmten die Männer hinaus, als ob sein Geschrei mit den Spielregelnzusammenhing und es deswegen ihre Aufgabe war, den Streit zu schlichten. Hugo schlug ungelenk den Schläger auf den Boden, er musste ihn mit beiden Händen halten, tat das aber mit aller Kraft und wollte ihn auf keinen Fall hergeben. Ravi redete beschwichtigend auf ihn ein. Rocco stand hinter dem Wicket und sah ihn böse an.
»Schon gut, Hugo, du musst nicht ausscheiden.«
»Muss er doch!« Rocco blieb standhaft. »Er wurde getroffen.«
Ravi lächelte. »Komm schon, er kennt doch die Regeln gar nicht.«
Gary hüpfte von der Veranda und ging auf seinen Sohn zu. »Komm, Hugo, ich erklär es dir, solange du ausscheiden musst.«
»Nein!« Derselbe durchdringende Schrei. Der Junge sah aus, als wollte er mit dem Schläger auf seinen Vater losgehen.
»Leg sofort den Schläger hin.«
Der Junge rührte sich nicht.
»Sofort!«
Ringsum war es still. Hector merkte, dass er den Atem anhielt.
»Du bist draußen, Hugo! Du blöder Spielverderber!« Rocco verlor die Geduld und versuchte, ihm den Schläger aus den Händen zu reißen. Hugo wich mit einem weiteren Schrei aus und hob den Schläger über den Kopf. Hector erstarrte. Gleich schlägt er zu, dachte er. Gleich zieht er ihm das Ding über den Schädel.
In dem Moment, als er ausatmete, sah er Ravi auf die beiden Jungs zuspringen und hörte gleichzeitig Gary wütend fluchen, während Harry an ihnen vorbeipreschte und Hugo packte. Er hob ihn in die Luft, woraufhin der Junge vor Schreck den Schläger fallen ließ.
»Lass mich los«, brüllte Hugo.
Harry setzte ihn ab. Hugo war vor Wut rot angelaufen. Er trat Harry mit voller Wucht gegen das Schienbein. Hector standen die Nackenhaare zu Berge, das Speed strömte durch seine Adern. Er sah, wie sein Cousin den Arm hob, sah, wie seine flache Hand durch die Luft sauste und in Hugos Gesicht landete. Die Ohrfeige schallte durch den ganzen Garten. Als ginge ein Riss durch dieAbenddämmerung. Hugo sah völlig geschockt zu Harry hoch. Eine Zeit lang war alles still. Offenbar begriff er nicht recht, was gerade passiert war, wie das, was der Mann getan hatte, und der Schmerz, den er verspürte, zusammenhingen. Dann verzog sich sein Gesicht, und er ließ den Tränen freien Lauf, diesmal ohne einen Laut.
»Du dreckiger Mistkerl!« Gary ging auf Harry los und warf ihn fast zu Boden. Ein Schrei ertönte, Rosie drängte an ihnen vorbei und schloss ihr Kind in die Arme. Gary und sie brüllten Harry an, der mit dem Rücken an der Garagenmauer lehnte und selbst unter Schock zu stehen schien. Sichtlich fasziniert verfolgten die Kinder das Geschehen. Rocco stand der Stolz
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