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Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Titel: Nur eine Ohrfeige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christos Tsiolkas
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Aisha auch schon gekommen, hatte ihn dann aber wieder verworfen. Irgendwann würde Rosie erfahren, dass sie sich mit Harry und seiner Frau versöhnt hatte, und sich hintergangen fühlen. Außerdem war es feige, und beides wollte Aisha auf keinen Fall. Sie war stolz darauf, schon so lange mit Rosie und Anouk befreundet zu sein. Sie waren praktisch wie Familie für sie, nur dass sie im Gegensatz zu ihrer Familie keine Geheimnisse vor ihnen hatte.
    »Ich will Rosie nicht anlügen.«
    Anouk zog sarkastisch die Augenbraue hoch. »Du hast sie doch schon angelogen. Du hast ihr nicht erzählt, dass dein lieber Schwiegercousin seine Frau verprügelt.«
    »Er hat es nur das eine Mal getan.« Sie bereute ihre Worte sofort. Was für eine schwache Ausrede. Hector wäre damit bei ihr auf keinen Fall ungestraft davongekommen.
    »Soweit du weißt jedenfalls«, konterte Anouk. Aisha wandte verstört den Blick ab. Anouk fasste sie am Kinn und zwang sie, ihr in die Augen zu sehen.
    »Mir ist das egal, Schätzchen. Wie du weißt, geht mir Rosies und Garys Rachefeldzug am Arsch vorbei. Und Hugo hatte es nicht anders verdient.« Aisha wollte protestieren, ließ es dann aber bleiben. Es würde nichts an Anouks Meinung ändern. »Worauf ichhinauswill, ist, dass du Rosie sowieso schon angelogen hast. Was macht da eine kleine Lüge mehr schon aus?«
    »Ich habe sie nicht angelogen.« Sie war keine Lügnerin. Anouks beiläufige Beschuldigung machte sie wütend. »Sandi hätte es sofort abgestritten. Es wäre nicht gut gewesen, wenn Rosie davon gewusst hätte. Wahrscheinlich hätte sie versucht, es während der Anhörung gegen Harry zu verwenden.« Anouk sah sie mit ausdrucksloser Miene an. Aisha zuckte frustriert mit den Schultern. »Jedenfalls hätte Hector es mir nie verziehen.«
    »Ganz genau.« Anouk aschte ab, traf aber den Aschenbecher nicht. Aisha wippte ungeduldig mit dem Fuß. Nur deswegen wollte Anouk sich immer im Pub treffen, statt in einem Café oder Restaurant, nur damit sie rauchen konnte. Aisha schmunzelte. Tja, die Gesetze konnten sich jeden Tag ändern, und dann würde Anouk nirgendwo mehr rauchen können. Vielleicht hörte sie dann endlich auf.
    »Meine Güte, Aish, jetzt steigere dich da nicht so rein. Rosie muss nicht alles von dir wissen. Und ermuntere sie nicht auch noch, das Opfer zu spielen. Das ist nicht gut für sie.«
    Anouk hatte recht. Aisha war zu nachsichtig mit Rosie. Anouk hingegen war intolerant.
    »Sie findet es sowieso heraus.«
    »Okay, dann sag’s ihr.« Anouk drückte ihre Zigarette aus. »Sie wird dir monatelang Schuldgefühle einreden. Aber bitte verschone mich dann damit.«
    Ja, Anouk war intolerant. »Für sie ist es immer noch ein wunder Punkt. Sie wird Harry nie verzeihen.«
    »Na und? Was geht dich das an?« Anouk verstummte. Der Kellner goss ihr nach. Aisha bedankte sich für sie.
    »Rosie und Harry haben nichts miteinander zu tun«, sagte Anouk und sah dem jungen Mann nach. »Es hat sie nicht zu interessieren, was für ein Verhältnis du zu Hectors Cousin hast.« Anouk nahm einen kurzen Schluck Wein. »Wirst du Harry denn je verzeihen?«
    »Nein. Nie.« Aisha trank ihr Glas aus und stellte es auf den Tresen. Sie war gespannt, ob der Kellner auch ihr nachgoss. Er kam sofort. Er hatte ein so hübsches Gesicht, sein Bart war eher ein Flaum, kein richtiges Haar, keine Stoppeln. Er war noch kein richtiger Mann. Ein paar Geschäftsmänner winkten ihn zu sich ans andere Ende der Bar.
    Sie rückte näher an Anouk heran. »Er könnte dein Sohn sein«, flüsterte sie und grinste. »Ist das nicht furchtbar?«
    »Was ist daran furchtbar?« Anouk zwinkerte ihr zu. »Er sieht ungefähr so alt aus wie Rhys.«
    »Wie geht es Rhys?« Sie wollte über Anouk reden, etwas aus ihrem Leben erfahren. Sie hatte ihren Entschluss gefasst. Sie würde mit Rosie sprechen. Es war ihr vorher schon klar gewesen, sie hatte es nur Anouk gegenüber aussprechen wollen.
    »Scheiße, Aish, ich glaub, ich muss ihn verlassen.«
    Aisha erschrak über Anouks Antwort. »Was ist los? Was ist passiert?« Sie hätte ihr gern über die Wange gestreichelt, aber sie traute sich nicht. Anouk mochte das nicht. Sie würde sich bemitleidet fühlen und sich nur noch mehr schämen. Aisha hatte die ganze Zeit nur an Hector gedacht. Ansonsten hätte sie vielleicht mitbekommen, dass mit ihrer Freundin etwas nicht stimmte.
    »Er ist noch ein Kind. Das ist das Problem.« Ihr schwacher Moment war vorbei, Anouk war wieder bissig. »Er glaubt, alles auf

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