Nur eine Ohrfeige (German Edition)
ich.
»Das klingt nicht so, als seist du dir sicher.«
»Ich bin mir sicher.«
Ich weiß es verdammt nochmal nicht. Das versteht ihr Unverheirateten immer nicht. Dass man sich nie ganz sicher ist.
»Dann antworte nicht auf seine E-Mail.«
»Mach ich auch nicht.«
Vielleicht.
Sie schwiegen. Aisha nahm Anouk die Zigarette ab, zog zweimal kurz daran und gab sie ihr wieder zurück.
»Wie kommst du mit dem Buch voran?« Schluss mit dem Gerede über Männer. Oder zumindest über Art.
Anouk stöhnte. »Ich bin die ganze Zeit am Schreiben, aber ich hab keine Ahnung, ob es was taugt.«
Aisha zweifelte nicht daran. Anouk war gut, sie war klug und hatte Talent, war witzig und scharfsinnig. Natürlich würde das Buch gut werden. Aber das konnte sie ihr nicht sagen. Anouk hätte ihr den Kopf abgerissen.
»Kann ich es lesen?«
»Es ist noch nicht fertig.«
»Dann das, was du schon hast.«
»Es ist nicht fertig.«
Sollte sie weiter drängeln? Ja, sollte sie. »Du wirst nie fertig sein. Ich will es lesen.«
Der Kellner gab ihnen ein Zeichen. Die beiden Frauen rutschten von ihren Barhockern, und Anouk drückte ihre Zigarette aus.
»Wir nehmen noch eine Flasche«, rief sie dem jungen Mann lautstark zu.
»Bitte«, fügte Aisha hinzu.
»Bitte«, wiederholte Anouk mit zuckersüßer Stimme. Sie kippte den letzten Rest aus ihrem Glas hinunter und knallte es auf den Tresen. »Okay«, knurrte sie. »Du kannst es lesen.«
Hector und die Kinder schliefen schon, als sie nach Hause kam. Leicht angeheitert putzte sie sich die Zähne, kämmte sich und machte sich fürs Bett fertig. Als sie zu ihrem Mann unter die Decke schlüpfte, schloss er sofort die Arme um sie. »Du bist ja ganz kalt«, beschwerte er sich. »Dann wärm mich«, forderte sie ihn auf und schob ihm ihren Po entgegen. Sie nahm seinen Schwanz in die Hand und spielte mit seiner Vorhaut. Er schob sie weg. »Ich schlafe«, murmelte er. Sie lag da und lauschte seinem Atem. Sie wollte sich von ihm vögeln lassen und dabei die Augen schließen und an Art denken. Als sie nach zehn Minuten immer noch nicht eingeschlafen war, stand sie auf, ging ins Bad, nahm eine Temazepam und legte sich wieder ins Bett.
Der nächste Tag war ein Sonntag. Hector war schon aufgestanden. Sie taumelte aus dem Bett und rief als Erstes Rosie an, um sich mit ihr auf einen Kaffee in der Queens Parade zu verabreden. Die Schlaftablette wirkte noch nach, auch nachdem sie geduscht hatte. Hector hatte Frühstück für sie und die Kinder gemacht, und sie fiel regelrecht über sein Tomaten-Käse-Sandwich, den dick mit Butter bestrichenen Toast und den klebrigen Käse her.
Als sie mit Verspätung ins
Café Q
kam, saß Rosie an einem Tisch und las die Sonntagszeitung.
»Ich freu mich so, dich zu sehen, Aisha, wie schön«, zwitscherte Rosie, sprang auf und umarmte Aisha stürmisch. Das war typisch Rosie, so war sie immer, aber Aisha war absolut nicht in der Stimmung dafür. Sie schob sie weg und setzte sich.
Rosie sah müde aus. Die blaugrauen Ringe unter ihren Augen hätten genauso gut Veilchen sein können. Ihre Haare waren ungewaschen, eine lange fettige Strähne stand ihr vom Kopf ab. Aisha konnte sich nicht beherrschen und strich sie glatt. Rosie musste lachen und griff nach ihrer Hand.
»Vergiss meine blöde Frisur. Das liegt daran, dass ich am Wochenende nicht mehr dusche. Wir versuchen Hugo beizubringen, Wasser zu sparen.« Sie fuhr sich kurz durch ihr widerspenstigesHaar. »Erzähl doch noch ein bisschen von Bangkok und Bali. Es ist Jahre her, dass ich in Asien war. War es toll?«
Sie würde ihr nicht von Art erzählen. Es kam ihr zwar nicht fair vor, aber gleichzeitig wusste sie, dass es so besser war. In ein paar Minuten, wenn sie mit dem Kaffee fertig waren, würde Rosie außer sich sein, und wer weiß, wozu sie dann in der Lage war. Also erwähnte sie Art lieber gar nicht erst, sondern erzählte nur von der Tagung und von den Tempeln in der Stadt. Sie berichtete von Ubud und von Amed und holte zwei Mitbringsel aus ihrer Handtasche hervor: ein Portemonnaie in Form eines Elefanten für Hugo und eine kleine Buddha-Statue für Rosie. Dann erzählte sie ihr von Hectors Heulkrampf, wie sehr sie seine tiefe, unerklärliche Traurigkeit mitgenommen hatte.
Rosie hielt ihre Hand. »Was glaubst du, was dahintersteckt?«
»Ich bin nicht sicher.« Sie wünschte, Rosie würde ihre Hand loslassen. Sie hatte es nicht verdient.
»Sandi ist schwanger«, platzte sie plötzlich heraus und zog
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