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Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Titel: Nur eine Ohrfeige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christos Tsiolkas
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aus.
    »Bedien dich!«
    Er küsste ihre Brüste, erst die linke, dann die rechte. Als er an das Kind an der Brust seiner Mutter dachte, bekam er einen Ständer. Er rollte einen Zwanzig-Dollar-Schein zusammen und zog sich zwei Lines rein. Kelly beugte sich vor und genehmigte sich die dritte. Kelly war so gut, sie stellte keine Fragen und verlangte nichts von ihm. Warum konnten nicht alle Frauen wie Kelly sein? Das Kokain war gut, er wurde langsam wieder klar im Kopf. Eine angenehme Wärme durchströmte ihn. Sein Zahnfleisch wurde taub. Er seufzte. Das war genau das, was er jetzt brauchte.
    Er kickte seine Schuhe weg und ließ sich rückwärts aufs Bett fallen. »Komm her.«
    Er schloss die Augen und spürte ihre Hände überall auf seinem Körper, unter dem Hemd strichen sie über seinen Bauch, seine Brust, während sie zärtlich an seinem Hals saugte. Sie öffnete den Reißverschluss seiner Hose, ließ die Finger in seine Unterhose gleiten. Er stellte sich Rosies Gesicht vor, die hervorstehenden Wangenknochen, die undurchschaubaren blassen Augen. Kellys Zunge drang fordernd in seinen Mund. Er öffnete die Augen. Sie hob den Kopf und sah ihn an. Plötzlich kam sie ihm hässlich vor. Sie war so dunkel, so ganz anders als Rosie.
    Er schob sie weg, stand auf, schnallte den Gürtel zu und zog den Reißverschluss hoch.
    Kelly blieb auf dem Bett liegen.
    »Was ist los?«
    »Das müssen die Drogen sein. Ich bin nicht in Stimmung.«
    Kelly fasste nach seinem Schritt. Er schlug ihre Hand weg.
    »Ich bin nicht in Stimmung.«
    »Okay.«
    Er schaute auf die Kommode. »Krieg ich noch eine Line?«
    »Klar, Schatz.«
    Bevor er ging, holte er zweihundert Dollar aus seinem Portemonnaieund gab sie ihr. Sie starrte auf das Geld. »Harry, ich bin keine Hure.« Sie nahm einen Fünfziger. »Das ist für das Koks.«
    Sie war wirklich toll. Warum waren nicht alle Frauen wie Kelly?
    Er trat nach draußen, die Nacht umfing ihn und fühlte sich großartig an.
     
    Er überquerte die Brücke, aber statt den Kings Way Richtung Süden zu nehmen, fuhr er in Richtung Norden durch die Stadt. Er bog in die Brunswick Road. Der Verkehr nahm zu, überall waren Leute. Irgendwann schlängelte er sich durch die kleinen Straßen von Fitzroy. Schließlich hatte er die Straße gefunden. Er parkte den Wagen, blieb im Dunklen sitzen und betrachtete das Haus. Selbst in der Dunkelheit sah es heruntergekommen aus. Das Gras war seit Monaten nicht gemäht worden, der Junge hätte sich glatt darin verirren können. Er holte tief Luft. Der Fluss war ganz in der Nähe – meine Güte, hatten sie denn keine Angst vor Ratten, Mäusen oder Tigerottern? Bei Rocco würde er so ein Risiko nie eingehen, und während er das dachte, wurde ihm klar, dass Sandi und er sich keine Sorgen machen mussten. Die Leute, die in diesem Haus wohnten, waren Ungeziefer, sie waren Tiere und sonst nichts. Er war ein Säufer und sie eine Idiotin. Kein Wunder, dass das Kind völlig verzogen war. Zum ersten Mal seit dem Barbecue verspürte Harry so etwas wie Mitgefühl für den Jungen. Es war nicht seine Schuld – wie hätte auch etwas anderes aus ihm werden sollen, bei den Eltern? Manche Menschen sollte man sterilisieren. Er drehte den Schlüssel in der Zündung. Er hätte nicht herkommen dürfen. Was, wenn einer von ihnen rausgekommen wäre und ihn auf der anderen Straßenseite entdeckt hätte? Vorhin hatte er noch davon fantasiert, ihnen eine Kugel in den Kopf zu jagen. Das war gar nicht nötig. Wozu die Kugeln verschwenden? Diese Leute waren der letzte Abschaum. Rocco, Sandi und er gehörten nicht derselben Spezies an wie sie. Sie standen so weit über ihnen, wie der Mond von der Erde entfernt war. Es gab nichts für ihn zu tun. Die Zukunft würde seine Rache einfordern.
    Er fuhr los, nach Süden, in Richtung Wasser, nach Hause. Er dachte an sein geliebtes Haus, mit dem Pool und der neuen Küche, der Doppelgarage, der Musikanlage, dem Plasmafernseher und dem Grill, und dann dachte er an seine wunderbare Frau und seinen wunderbaren Sohn. Er fuhr schnell, die Fenster waren hochgedreht, um ihn herum war es still. Musik oder Geräusche von außen würden ihn nur ablenken, ihn in seinen reinen Gedanken stören. Er war ein Glückspilz, ein echter Glückspilz.
    Der Wagen flog förmlich durch die Hotham Street, und als er abbog, sah er die Lichter auf dem dunklen Wasser schimmern. Er war fast zu Hause. Das Mondlicht spiegelte sich in der Bucht. Er drückte einen Knopf, das Fenster glitt herunter, er

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