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Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Titel: Nur eine Ohrfeige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christos Tsiolkas
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Finger. Ein Grinsen breitete sich auf seinem dunklen, markanten Gesicht aus. Er deutete die Bewegung von Oralsex an.
    »Widerlich.« Sie wandte sich angeekelt ab. »Der Typ ist so ein Schwein«, rief sie laut. Sie hörte Ali und seinen Freund Costa lachen, tat jedoch so, als würde sie die beiden nicht beachten.
    Richie schien noch gekränkt, richtete sich aber plötzlich auf und flüsterte ihr zu: »Stimmt, aber für ein Schwein ganz schön sexy.«
    Es schockierte sie immer noch, ihn so etwas sagen zu hören. Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. »Findest du?«
    »Du nicht?«
    »Im Leben nicht.« Sie schüttelte sich in gespieltem Entsetzen. »So ein sexistisches Arschloch.« Sie verzog das Gesicht und tat so, als müsse sie sich übergeben. Richie bog sich vor Lachen. Man konnte ihn im ganzen Wagen hören.
    »He, Schwuchtel, du klingst ja wie ein Pferd.«
    Hinter ihnen hustete eine ältere Frau und sagte dann in scharfem Tonfall etwas auf Arabisch. Das brachte Ali zum Schweigen.
    Connie drehte sich um und sah zu ihm rüber. Er sah tatsächlich gut aus, sogar ziemlich sexy, seine Haut war glatt und offenbar unberührt von den Unzierden der Pubertät. Er hatte kurzgeschnittene, dichte pechschwarze Locken. Costa bemerkte ihren Blick und flüsterte Ali etwas zu. Sie wurde rot und wandte sich wieder Richie zu.
    »Was hast du da gesungen?«
    »Nur so ein Lied.«
    »Ach nee, aber was für eins?«
    »Jack Johnson.«
    »Ihhh.« Sie senkte die Stimme. »Dein Musikgeschmack ist ja genauso schlimm wie dein Männergeschmack.«
    Sie zwang sich, cool zu bleiben und so zu tun, als ließe sie das noch nicht lange zurückliegende Coming-out ihres Freundesvöllig kalt. Aber ihr wäre es lieber gewesen, er hätte nichts gesagt, jedenfalls nicht, solange sie noch zur Schule gingen. Es hatte sie einander näher gebracht, sicher, aber seitdem schien seine Homosexualität ihre Gespräche und ihr Zusammensein zu bestimmen. Selbst wenn sie nicht darüber redeten, war das Thema immer präsent, ein wunder, unbequemer Punkt. Sie vermisste es, einfach mit Richie zusammen zu sein. Sie wollte, dass er wieder ihr Freund war, nicht ihr
schwuler
Freund. Ob so etwas wie Toleranz wohl vererbbar war? Falls ja, hatte sie es offenbar von beiden Eltern in die Wiege gelegt bekommen. Was sicherlich gut war. Aber sie wünschte, sie könnte hin und wieder etwas intoleranter sein und abschätzige Bemerkungen von sich geben, so wie alle anderen auch. Doch das hatte sie noch nie gekonnt.
    »Jack Johnson ist so was von schwul«, sagte sie angriffslustig, als sie ausstiegen. Gleich darauf bereute sie es und nahm ihn an der Hand, während sie an der St. Georges Road über die Ampel liefen. Jeder glaubt, dass du mein Freund bist, dachte sie, jeder glaubt, wir seien ein Paar. Ich werde nicht an Hector denken. Und ich werde auch nicht so tun, als sei es Hectors Hand, die ich halte.
     
    Heirate ja nie. Es macht dich langweilig. Ihre Mutter und sie hatten in der schmuddeligen kleinen Küche in Birmingham einen Schokoladenkuchen gebacken. Es war ihr siebter Geburtstag, und es war der einzige Kuchen, den sie ihre Mutter je hatte backen sehen. Damals hatte sie geglaubt, ihre Mutter rede von ihrer eigenen Ehe. Conny war noch so klein gewesen, dass sie mit der Bemerkung nichts hatte anfangen können. Aber sie hatte sie nie vergessen. Erst nach dem Tod ihrer Mutter war ihr aufgegangen, dass sie wahrscheinlich den anderen Mann gemeint hatte, den sie liebte. Dad hatte ihr kurz nach der Beerdigung davon erzählt, dass sie nach Birmingham gezogen waren, weil ihre Mutter sich in einen verheirateten Mann verliebt hatte, einen Pakistani, der seine Frau nicht verlassen wollte. Und im Nachhinein betrachtet war es unwahrscheinlich, dass sie ihre Ehe als langweilig bezeichnet hätte. Es gabtausend andere Ausdrücke, die sie hätte benutzen können – wahnwitzig, stürmisch, gestört –, aber nicht langweilig. Ihr Vater hatte ihr den Namen des Mannes nie genannt, aber sie war sich ziemlich sicher, wer er war. Sie erinnerte sich an einen gutgebauten Mann mit gepflegtem Bart und majestätischer Haltung, der einen Anzug trug und einen BMW fuhr, in dem ihre Mutter regelmäßig verschwand. Er kam nie an die Tür, sie wurde ihm nie vorgestellt. Die Affäre musste irgendwann vorbei gewesen sein, denn innerhalb desselben Jahres zogen sie schon wieder zurück nach London. Birmingham ist ein verdammtes Loch, hatte ihr Vater sich beschwert, und wahrscheinlich hatte er recht. Obwohl

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