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Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Titel: Nur eine Ohrfeige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christos Tsiolkas
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auch er auf südasiatische Männer stand und sich eigentlich ganz gut amüsiert haben musste. Sie selbst erinnerte sich nur daran, dass es im Winter bitterkalt und sie an der Schule eines der wenigen weißen Mädchen gewesen war. Sie hatte sogar ein paar Wörter und Sätze auf Urdu gelernt, ihr einziges Andenken an Birmingham.
     
    »Willst du mich heiraten?«
    »Was?«
    Richie blieb abrupt stehen und ließ ihre Hand fallen. Sie kicherte über seinen Gesichtsausdruck und boxte ihm gegen die Schulter.
    »Warum nicht?«
    Seine Zunge sprang vor und leckte sich über die Oberlippe, so wie er es immer tat, wenn er nachdachte. Manchmal sah das aus, als sei er ein bisschen langsam im Kopf. Dann erhellte sich sein Gesicht. »Stimmt.«
    »Cool.«
    »Wann?«
    »Erst mal müssen wir noch tausend Affären haben und um die Welt reisen.«
    »Abgemacht.«
     
    Als sie nach Hause kam, füllte sie Katzenfutter in den Napf. Lisa schnurrte um ihre Füße. Es war noch hell draußen, und Bart durchstreifte die Nachbarschaft, bis es dunkel wurde. Sie schaltete den Computer an. In England war es kurz nach acht Uhr morgens. Vielleicht war Zara online. Aber bei Messenger waren nur Jennas und Tina Coccoccellis Avatare zu sehen. Sie schrieb eine kurze Nachricht an Zara und chattete noch ein paar Minuten mit den anderen beiden, meldete sich aber ab, als sie ihre Tante nach Hause kommen hörte. Tasha stand in der Küche, den Rucksack auf dem Rücken, und rieb sich die Hände.
    »Es wird kalt. Der Winter ist eindeutig im Anmarsch.«
    »Sieht so aus.«
    »Wie war’s in der Schule?«
    »Ganz okay.«
    »Hast du viele Hausaufgaben auf?«
    »Ein bisschen. Warum?«
    »Ich dachte, wir könnten ins Kino gehen und danach etwas essen. Ich hab keine Lust zu kochen.«
    »Gern.« Sie sah ihre Tante an. Tasha hatte dunkle Ringe unter den Augen und musste dringend zum Friseur. Connie küsste sie auf die Wange. »Sonst kann ich auch kochen.«
    »Nein, ich will mit dir ausgehen.« Tasha warf ihren Rucksack auf den Küchentisch und sah die Post durch.
    »Ins Kino wäre super, Tash. Danke.« Sie stockte und stieß dann hervor: »Heute wäre Dads Geburtstag gewesen.«
    Ohne hochzusehen, sagte sie: »Ich weiß. Sein fünfzigster.« Sie legte die Rechnungen beiseite und ließ Wasser in den Kessel laufen. »Willst du einen Tee?«
    »Nein, danke.«
    »Du weißt, dass ich mir keine Geburtstage merken kann. Aber den deines Vaters vergesse ich nie. Alle anderen kann ich nicht behalten, genauso wenig wie Gesichter und Telefonnummern. Aber seit ich sprechen kann, habe ich mich immer an Lukes Geburtstag erinnert.«
    »Und was ist mit Onkel Pete?«
    »Am fünfzehnten August«, lachte Tasha.
    »Na ja, er ist ja auch dein Bruder. Wann Geschwister Geburtstag haben, sollte man wohl wissen.«
    Tasha setzte sich und sah ihre Nichte an. »Du bist ganz schön einfühlsam, was, Connie?«
    Das war ein schönes Wort. Einfühlsam. Es klang wie eine gute Eigenschaft. In der Schule hatte Mr. Dennis sie letzte Woche angepflaumt, sie habe sich bei einer Hausaufgabe in Geschichte nicht genug angestrengt. Er hatte recht. Sie hatte es bis zur letzten Minute aufgeschoben und dann nebenbei eine Folge von
O. C., California
geguckt. Du bist so viel klüger als die anderen, hatte er zu ihr gesagt, gib dir einfach mal ein bisschen Mühe. Klug, wollte sie zurückbrüllen. Klüger? Was zum Teufel soll das heißen? Die anderen sind doch für Sie nur Volltrottel und Prolls, was also ist so toll daran, klüger als sie zu sein? Sie hatte eine halbherzige Entschuldigung hingerotzt. Aber wenn ihre Tante ihr ein Kompliment machte, musste etwas dahinterstecken. Vererbung.
    »Vielleicht liegt das in der Familie.«
    Tasha sah sie irritiert an, sie wollte etwas sagen, dann hellten sich ihre Züge auf und sie sank auf dem Stuhl zurück. »Ich hasse die Arbeit.« Sie richtete sich wieder auf und lächelte. »Mach schnell deine Hausaufgaben, und dann gehen wir ins Kino. Ich sag dir, was ich gerne sehen würde:
Der Tintenfisch und der Wal
, diesen französischen Film
Caché
oder den neuen mit Jennifer Aniston. Du kannst dir einen aussuchen. Wenn du fertig bist, kannst du ja mal nachsehen, wann sie laufen.«
    Für den nächsten Tag musste Connie nur kurz etwas für Mathe nachlesen. Den Englisch-Bericht konnte sie auch am Abend darauf machen. Sie klickte nochmal Messenger an, aber von Zara gab es keine Nachricht, also würden sie sich wahrscheinlich erst wieder am Wochenende sprechen. Es waren noch ein paar Leute aus

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