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Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Titel: Nur eine Ohrfeige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christos Tsiolkas
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abschießen.«
    »Wieso, ist doch super.« Richie und sie waren beide überrascht über Nicks plötzliche Vehemenz. »Ich wünschte, es würde immer so bleiben«, sagte er. »Ich will nie wieder normal sein.«
    »Das bist du sowieso nicht.«
    Nick sah Richie an. »Was soll das heißen?«
    Connie mischte sich ein. »Wer will in diesem Land schon normal sein? Es ist doch viel besser, anders als die anderen zu sein.«
    Richie machte ein unschönes Furzgeräusch. »Diese ganzen Vollidioten hier. Ich bin ja so froh, dass du nicht normal bist, mein kleiner Nicky.«
    Connie zeigte Richie den Finger. »Jedenfalls ist er nicht anormal. Bei dir bin ich mir da nicht so sicher.«
    »Vielen Dank.«
    Sie legte ihm die Arme um den Hals. »Ich will nicht, dass du normal bist. Ich will, dass du niemals normal wirst.«
    Nick stand auf. Ohne ein Wort ging er weg und torkelte unsicher den Weg entlang.
    »Wieder Pinkelpause?«
    Richie nickte und lachte.
    »Er rennt schon den ganzen Abend. Ich hab ihm gesagt, er soll in den Garten pissen. Interessiert doch eh keinen.« Er zeigte auf ein paar verwelkende Jasminbüsche hinter den Eukalyptusbäumen. »Da geh ich immer hin.«
    Connie sah in den Himmel. Wolken verdeckten die Sterne und den Mond. »Ich wünschte, ich könnte im Stehen pinkeln.«
    »Vielleicht geht’s ja.«
    »Nicht in diesem Kleid.«
    Richie schob sie von seinem Schoß.
    »Bin ich zu schwer?«
    »Ja, du Fettarsch.« Er griff in seine Tasche und holte etwas heraus, das aussah wie ein Knäuel zerrissenes Papier. Er hielt es ihr hin.
    »Was ist das?«
    »Das Foto von Hector.«
    Sie antwortete nicht. Sie wollte sagen, dass er alles vergessen sollte, was sie am Nachmittag gesagt hatte. Sie wollte sich entschuldigen. Und sie wollte, dass er sich entschuldigte. Aber das würde er nicht, und sie konnte es nicht. Richie stand auf und streute die Schnipsel in die Flammen. Sie fingen Feuer, tanzten kurz in der Luft und kräuselten sich dann zu schwarzer Asche. Ein scharfer, chemischer Geruch breitete sich aus. Sie versuchte, sich zu erinnern, wie Hector auf dem Foto ausgesehen hatte. Jung, so wie sie, wie Richie, Nick, Jenna, wie Ali. So jung wie sie. Nur dass er es nicht mehr war. Sie sah zu, wie die Schnipsel sich aufrollten. Sie wünschte, sie könnte ihn aus sich herausbrennen. Er will mich nicht. Es tat immer noch weh, wie eine Brandwunde, die bis tief in ihr Innerstes reichte. Sie erinnerte sich, wie erleichtert er ausgesehen hatte, nachdem er ihr gesagt hatte, dass es aus sei. EinenGorilla hatte sie ihn genannt. Wie dumm und kindisch von ihr. Sie war froh, dass vor ihren Augen die Flammen tanzten und die Schmach, die sie empfand, verdeckten.
    »Con, alles in Ordnung?«
    Sie trat einen Schritt vom Feuer zurück, setzte sich wieder auf Richies Schoß und legte den Kopf auf seine Schulter. Er streichelte ihr übers Gesicht.
    Nick kam zurück und blieb nervös neben seiner Kiste stehen. »Willst du hier sitzen? Ich kann mich ins Gras setzen.« Seine Augen waren weit geöffnet, wie bei einem Tier. Er wirkte verletzlich und ein wenig ängstlich. Sie fragte sich, ob die Pilze tatsächlich so gut waren, wie er behauptete. »Es ist kalt. Ich geh rein. Ihr solltet mitkommen und tanzen.«
    Richie machte wieder sein Furzgeräusch. »Nicht mit diesen Pissern.«
    »Die sind okay.«
    Richie wandte sich an Nick. »Siehst du, ich hab dir doch gesagt, dass sie eine Replikantin ist. Sie gehört zu den Normalen.«
    Manchmal konnte er ein richtiges Arschloch sein. Die Leute auf der Party waren alle in Ordnung.
    Sie hielt Nick die Hand hin. »Komm mit tanzen.«
    Der Junge schüttelte verschreckt den Kopf. »Ich kann nicht so gut tanzen.«
    »Das macht nichts. Ist ja kein Wettbewerb.«
    »Nee, ich käme mir vor wie ein Freak.«
    »Du bist kein Freak.«
    »Doch, ist er. Genau wie ich.«
    Sie ignorierte Richies Kommentar und hielt weiter die Hand ausgestreckt. »Kommst du?«
    Nick setzte sich auf die Kiste. Er sah zu Boden.
    Connie zuckte mit den Schultern. »Bis später dann.«
    Im Gehen hörte sie Richie ziemlich schief »Freak Like Me« von den Sugababes singen.
    »Halt dein blödes Maul«, sagte Nick, aber Richie sang weiter.
     
    »Willst du was rauchen?«
    Es war Ali. Sie nickte. Er nahm ihre Hand und zog sie mit sich auf ein Zimmer am Ende des Flurs zu. Ali schloss die Tür hinter sich. Es war stockdunkel. Die Geräusche von der Party waren kaum noch zu hören. Ali machte das Licht an – sie standen in einem Schlafzimmer.
    »Wessen Zimmer ist

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