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Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Titel: Nur eine Ohrfeige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christos Tsiolkas
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und einen imposanten Lampion über die Glühbirne in der Mitte des Raumes gehängt. Lenin, der mit Abstand der Größte von ihnen war, musste aufpassen, dass er nicht mit dem Kopf dagegenknallte, so riesig war das Teil. Wenn er es ab und zu trotzdem tat, geriet der Lampion ins Schaukeln und sein Lichtstrahl wirbelte im Zickzack zwischen den Tänzern hin und her. Jordan spielte Siebzigerjahre-Metal, Hip-Hop und ruppigen Punkrock. Ali Rap, Urban, Electro und Top Forty. Und Connie tanzte. Sie tanzte zu Justin und Christina, zu Eminem und 50 Cent, sie schleuderte die Schuhe in die Ecke und hüpfte zu den Arctic Monkeys und Wolfmother über die Tanzfläche. Als Ushers »You Make Me Wanna« lief, kam Ali auf sie zu. Sie hatte die Augen geschlossen und spürte, dass er neben ihr tanzte. Dann öffnete sie sie und lächelte ihn an. Langsam und selbstbewusst tanzte er um sie herum. Er war ein toller Tänzer. Sie kam näher an ihn heran. Während er mit den Lippen die Worte aus dem Song formte, lief ein Schweißtropfen über seine Brust. Sie fragte sich, wie er wohl schmeckte. Als das Stück dem Ende zuging, lief Ali zurück hinters Mischpult. Sie schloss die Augen und tanzte weiter. Sie würde nicht an ihn denken, sie würde nicht an Hector denken. Der synkopische Rhythmus von Destiny’s Child strömte aus den Boxen. Connie öffnete die Augen und sah, wie Ali sie hinter den Turntables anlächelte. Sie hob die Arme und stieß einen Freudenschrei aus. Und schon war er bei ihr, und sie tanzten wieder.
     
    Gegen Mitternacht lag Jenna in Tränen aufgelöst auf der Veranda vor dem Haus in Connies Armen. Tina strich ihr übers Haar. Lenin lehnte an der Wand, neben ihm standen Wischmopp und Eimer. Der Mond und die Lichter der Stadt warfen einen orangeroten Heiligenschein um seinen pechschwarzen Krauskopf. Er sah aus wie ein Engel, fand Connie. Lenin hatte Jennas Erbrochenes weggewischt. Jenna war verzweifelt, weil Jordan mit Veronica Fink in seinem Zimmer verschwunden war. Jeder wusste, dass sie am Vögeln waren.
    Jenna hob den Kopf. »Warum?«, heulte sie.
    Seit zehn Minuten hatte sie immer wieder dasselbe Wort ausgestoßen.
    Lenin zuckte mit den Schultern. »Jenna, Mann. Ich hab’s dir doch gesagt. Das ist eine reine Bettgeschichte zwischen denen, nicht so wie zwischen euch, er ist nicht mit ihr zusammen.«
    Jenna richtete sich schwankend auf. Mit einer schnellen Handbewegung wischte sie sich die Spucke von Mund und Kinn. »Was soll denn zwischen ihm und mir sein? Was meinst du überhaupt? Er vögelt mit dieser dämlichen Veronica Fink und nicht mit mir. Also ist er mit Veronica zusammen und nicht mit mir. Ich bin die Bettgeschichte.« Der letzte Satz war nicht mehr deutlich zu hören, weil Jenna schon wieder angefangen hatte zu weinen. Connie drückte sie fest an sich. Ihr Kleid wurde schmutzig, aber das war ihr egal. Ihre beste Freundin war unglücklich. Alle waren betrunken und breit, keiner würde es bemerken. Sie sah zu Lenin hoch. Als er verlegen zur Haustür schaute, drehte sie sich um.
    Jordan stand da und gab Lenin ein Zeichen.
    Lenin winkte Connie und Tina herüber. Die Mädchen erhoben sich.
    Jenna sah sich verwirrt um. Als sie Jordan erblickte, verschränkte sie die Arme. »Du kannst dich verpissen.«
    Jordan ging an Connie und Tina vorbei auf sie zu und reichte ihr die Hand. »Komm, lass uns ein bisschen laufen.«
    »Ich hab gesagt, du sollst dich verpissen.«
    Jordan streckte immer noch die Hand nach ihr aus. Connie blieb in der Tür stehen, sie war unsicher, ob sie nicht bleiben und sich um ihre Freundin kümmern sollte. Lenin schob sie sanft ins Haus.
    »Die klären das am besten unter sich«, flüsterte er ihr zu.
    Sie kehrten zurück auf die Party.
    Connie war nicht mehr nach Tanzen zumute, sie ging direkt in den Garten. Nick und Richie saßen immer noch auf ihren Kisten am Feuer. Sie setzte sich auf Richies Schoß und vergrub ihr Gesicht in seinem Haar.
    Er streichelte ihre Schultern. »Alles okay, Con?«
    »Mmm.« Sie hob den Kopf. »Jenna und Jordan streiten sich.« Sie lächelte Nick an. »Was machen die Pilze?«
    Er nickte energisch und strahlte dabei übers ganze Gesicht. Connie lachte.
    »Ihr habt noch mehr genommen, oder?«
    Richie grinste.
    »Willst du auch welche?«
    Das warme Gefühl und die Euphorie waren zwar noch da, aber die gesteigerte Wahrnehmung ließ langsam nach. Allmählich fühlte sie sich betrunken. Sie schüttelte den Kopf. »Lieber nicht. Ich will mich nicht total

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