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Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Titel: Nur eine Ohrfeige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christos Tsiolkas
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spießigste Hemd, das man sich vorstellen konnte, und eine viel zu große Anzughose. Er roch nach Aftershave. Als sie vor ihnen stand, nuschelte er irgendetwas, eine Begrüßung, nahm sie an, stand dann ruckartig auf und bot ihr seinen Platz an. Alle drei schauten sie auf die Kiste. Nicks Hose hatte einen Abdruck in der Staubschicht hinterlassen. Wieder nuschelte er etwas, bevor er seinen Pullover vom Boden aufhob und ihn über die Kiste legte.
    Connie war gerührt. Das war wirklich ritterlich von ihm. Ein Wort, das sie nur aus Büchern kannte, aber nie die Gelegenheit gehabt hatte, es selbst auszusprechen. Sie setzte sich. »Danke, Nick. Das ist sehr ritterlich von dir.«
    Richie schnaubte. Sie streckte ihm die Zunge raus. Das Feuer war warm. Sie ließ die Stola von den Schultern fallen und knüllte sie in den Händen zusammen. Dann beugte sie sich vor und nahm eine Zigarette aus der Schachtel, die vor Richies Füßen lag.
    Nick drehte sich mit einem Mal um und ging weg.
    »Was ist mit ihm?«
    Richie zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Vielleicht muss er aufs Klo.«
    »Er ist nett, aber …«
    »Aber was?«
    »Ich weiß nicht.« Connie versuchte, die richtigen Worte zu finden. Sie fühlte sich schon einigermaßen matschig im Kopf. Obwohl sie neben dem Feuer saß, war ihr plötzlich kalt. Sie zog sich die Stola wieder über die Schultern. Das Ecstasy fing an zu wirken.»Ich weiß nicht … Er ist dauernd so nervös. Das macht
mich
ganz nervös.«
    »Wir haben Pilze genommen. Er ist ein bisschen neben der Spur.« Richie klopfte sich auf die Hosentasche. »Willst du welche?«
    »Nee, ich hab eine Pille genommen.«
    »Und, wie ist es?«
    Sie klapperte mit den Zähnen, ihre Wirbelsäule fühlte sich an, als könne sie ihren Körper nicht mehr tragen, außerdem war ihr übel. Hätte sie doch bloß nicht das blöde Kleid an, dann könnte sie sich einfach ins Gras legen und in den Himmel gucken. Wie gern würde sie sich jetzt hinlegen, das Flackern der Flammen genießen und durch das Blätterdach der Eukalyptusbäume in die Sterne schauen. Sie wollte Richie antworten, aber es kam nicht mehr als ein Lachen heraus. Woraufhin er ebenfalls lachte und sie noch stärker lachen musste.
    »Gut«, brachte sie endlich keuchend hervor. Und das war es, es war wirklich gut. Ihr war auch nicht mehr schlecht. Sie fühlte sich richtig, richtig gut.
    »Bei mir auch.«
    Daraufhin fingen sie wieder an zu lachen. Richie hörte als Erster auf. Er wurde plötzlich ernst.
    »Was ist?«
    »Con, du bist meine beste Freundin.«
    »Und du mein bester Freund.«
    »Du bist breit.«
    »Du auch.«
    Und dann fingen sie wieder an zu lachen.
    Nick Cercic kam zurück und setzte sich im Schneidersitz ins Gras. Connie und Richie beruhigten sich allmählich. Connie dachte wieder daran, wie gern sie sich hingelegt hätte. Sie beneidete Nick um seine billige Hose. Er sah aus wie der letzte Trottel, aber die Sachen waren wenigstens bequem.
    »Hätte ich bloß meine Jeans angelassen. Ich komme mir vor wie ein Idiot.«
    Nick kratzte mit einem Zweig auf der Erde. »Alle reden darüber, wie super du aussiehst. Alle.« Er hatte nicht genuschelt. Er hatte zwar nicht hochgesehen, aber er hatte nicht genuschelt. Er war so ein liebenswürdiger Junge, er hatte nichts Arrogantes, Machohaftes oder Gemeines an sich. Weswegen alle anderen Jungs ihn ärgerten und die Mädchen darüber lachten. Es war nie böse gemeint, sah aber wahrscheinlich meistens so aus. Ohne groß nachzudenken, berührte sie sein fuchsrotes Haar. Er zuckte zurück.
    »Sorry.« Es war wie ein elektrischer Schlag.
    »Schon gut.«
    »Ich mag rote Haare.«
    »Einen schöneren Rotfuchs als Nick findest du nirgends.«
    Nick sah hoch und warf Richie einen finsteren Blick zu. »Halt die Klappe, du bist genauso ein Rotfuchs.«
    »Quatsch, Mann. Ich bin das, was man erdbeerblond nennt.«
    Sie verfielen in Schweigen. Connie überlegte, etwas zu sagen, hatte aber keine Lust. Sie wollte lieber nur gucken und die Party genießen. Jordan musste am iPod gewesen sein, denn direkt nach den Kaiser Chiefs und Kraftwerk setzten plötzlich das donnernde Schlagzeug und die Gitarre von »Seven Nation Army« ein. Nick und Richie diskutierten, welches das bessere Album von den White Stripes war,
Elephant
oder
De Stijl
. Hector mochte die White Stripes. Arschkriecher. Er war zu alt, um die White Stripes zu mögen. Am Pool zündete Ali schon wieder einen Joint an. Sie stand auf.
    »Ich gehe rein.« Sie lächelte Nick an.

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