Nur eine Ohrfeige (German Edition)
langsam, ließ der Schmerz nach. Sie wollte nicht, dass Ali sie losließ. Sie wollte ihm nicht ins Gesicht sehen.
»Connie, Connie«, drängte er schließlich. »Mein Fuß ist eingeschlafen.«
Widerwillig drehte sie sich weg. Er fing an, an seiner Wade herumzuklopfen. Die Jeans und die Unterhose hingen ihm immer noch in den Kniekehlen. Während sie ihren Slip hochzog, geriet sie plötzlich in Panik und suchte ihre Beine und die Bettdecke nach Blut ab. Es war nichts zu sehen. Ali verzog das Gesicht und stieg aus dem Bett.
»Ich geh aufs Klo. Bleibst du bitte hier?« Connie musste lachen. Er hatte immer noch einen Ständer.
»Versprochen?«
»Versprochen.«
Lachend sah sie Ali nach, wie er mit Jeans und Unterhose in den Kniekehlen ins Bad hüpfte. Sein Schwanz wippte auf und ab. Es erinnerte sie an die Terrance-und-Phillip-Nummer in
South Park
.
Als er weg war, wischte sie sich mit dem Kopfkissenbezug das Gesicht ab. Sie sah bestimmt schlimm aus. Vielleicht sollte sie besser gehen. Stattdessen blieb sie auf dem Bett sitzen und starrte auf die Tür, durch die Ali verschwunden war. Sie wollte nicht allein zurück auf die Party gehen. Sie waren schließlich auch zusammen weggegangen. Alle würden sich das Maul zerreißen. Jetzt allein zurückzugehen kam nicht in Frage.
Sie hörte die Toilettenspülung. Ali hatte sich wieder angezogen. Sie blickte zu Boden, auf die polierten Dielen und den dicken Wollteppich mit Blumenmustern in denselben Farben wie an der Decke.
Ali setzte sich neben sie. Und dann legte er den Arm um sie. »Du bist noch Jungfrau, stimmt’s?«
Sie antwortete nicht.
»Ich finde das gut. Du bist eben kein Flittchen.«
Das machte sie wütend. »Verstehe, also wenn du mich gevögelt hättest, wäre ich ein Flittchen.«
»Komm mir nicht mit diesem Feministinnenscheiß. Du bist kein Flittchen.«
»Und Flittchen taugen nichts, richtig?« Sie riss sich von ihm los.
Er zog sie zurück. »Das nicht. Aber du bist kein Flittchen.« Er stand auf und nahm ihre Hand. »Lass uns was trinken.«
Er hielt die ganze Nacht lang ihre Hand: wenn sie tanzten, wenn sie sich etwas zu trinken holten. Sogar ganz zum Schluss, als nur noch Ali und sie, Jenna und Jordan, Tina, Veronica, Costa, Lenin und Casey im Wohnzimmer saßen und Devendra Banhart hörten.Jenna und Jordan saßen zusammen auf dem Sofa, seine Hand in ihrem Schoß. Veronica schien kein Problem damit zu haben.
Als sie zurückgekommen waren, hatte Jenna Connie zugezwinkert. Tina hatte lautlos und mit einem Lächeln die Worte »Du Hure« geformt. Heute Nacht würden sie nichts mehr erfahren. Sie würde ihnen alles in der Schule erzählen. Und zwar die Wahrheit. Irgendwann kam Richie rein und suchte mit finsterem Blick das Zimmer ab. Als er Ali und sie Hand in Hand auf dem Sofa sitzen sah, ging er an ihnen vorbei.
»Hey, Rich, wie geht’s?«
Richie ignorierte Ali. »Ich hau ab.«
»Wo ist Nick?«
»Er wartet draußen auf der Straße auf mich.«
»Grüß ihn von mir.«
Richie grummelte etwas.
»Was ist denn?«
»Nichts. Du bist nur manchmal so unglaublich normal.«
Er war wütend auf sie. Sie hatte keine Ahnung, warum. Und sie hatte auch keine Lust, sich jetzt darüber Gedanken zu machen.
»Ich ruf dich morgen an.«
»Genau.«
Ohne sich zu verabschieden, drehte sich Richie um.
Ali rief ihm nach. »Bis bald, Richo.«
Er reagierte nicht.
»Er ist eifersüchtig, oder?«
Connie drückte Alis Hand. »Nein, ist er nicht.«
»Er ist in dich verliebt. Das ist doch offensichtlich. Schon seit Jahren.«
»Es ist anders.«
»Wie? Ist er etwa eine Schwuchtel oder so was?«
Sie war kurz davor zu sagen: Ja, genau, aber das konnte sie Richie nicht antun. Sie konnte ihn nicht verraten. Und schon gar nicht an Ali. Richie wusste nicht, wie Ali war. Sie würde dafür sorgen, dass die beiden Freunde wurden.
»Es ist einfach anders, okay?«
Ali wollte etwas sagen, hielt dann aber inne.
»Was wolltest du sagen?«
»Nichts.«
»Was?«
»Als ich ›Schwuchtel‹ gesagt habe, das war nicht böse gemeint. So, wie wenn du mich oder Costa einen Kanaken nennst.«
»Ich nenne euch nicht Kanaken.«
»Du weißt, was ich meine.«
»Nein, was meinst du?«
Er zögerte und flüsterte ihr dann ins Ohr: »Ich habe gehört, dein Vater war schwul.«
»Er war bisexuell.«
Ali grinste. »Na ja, offensichtlich.« Dann machte er plötzlich ein ernstes Gesicht. »Ich sag so was manchmal einfach, ohne darüber nachzudenken. Es ist mir scheißegal, was jemand ist. Ich
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