Nur eine perfekte Affäre?
Ich hätte bei meiner Familie sein sollen.“
„Dann fliegst du jetzt also nicht mehr?“
„Seitdem nicht mehr.“
„Oh, Sam.“
Er stand vom Bett auf. „Ich hätte nicht hier hereinkommen sollen.“
Caroline erhob sich ebenfalls und sah ihn an. „Du brauchst Zeit, damit die Wunden heilen. Und um dir selbst zu verzeihen.“
Sam schüttelte den Kopf. Die Erinnerung schmerzte zu sehr. Er hatte heute zum ersten Mal darüber gesprochen. Bislang hatte er all das tief in sich vergraben. Aber bei Caroline hatte er das Gefühl, dass sie ihn verstehen würde. Und obwohl er es erzählt hatte, ging es ihm jetzt nicht besser. Er verabscheute und verachtete sich immer noch selbst. Nichts und niemand konnte etwas daran ändern. „Das werde ich mir nie verzeihen, Caroline.“Caroline stand wie angewurzelt da. Sie war regelrecht geschockt. Der Schmerz in Sams Stimme, sein gequälter Gesichtsausdruck, der Kummer, den er nicht verwinden konnte – all das ging ihr ans Herz. Sie liebte Annabelle über alles und konnte sich nicht vorstellen, sie zu verlieren. Daher verstand sie Sams Leid und seine Schuldgefühle.
Sie hatte wilde Spekulationen über den geheimnisvollen Mann angestellt, der von Stadt zu Stadt zog. Doch das hatte sie nicht erwartet. Sein Bekenntnis hatte ganz sicher einige ihrer Fragen beantwortet. Aber der kurze Einblick, den er ihr in sein früheres Leben gewährt hatte, hatte noch mehr Fragen aufgeworfen. Er war verheiratet gewesen, hatte einmal ein Kind und eine Frau gehabt. Wo hatten sie gelebt? Und wer war Sam Beaumont genau? Sie hatte den tiefen Schmerz in seinen Augen gesehen und wusste, dass sie ihm diese Fragen nie stellen würde. Aber sie hoffte, dass er sich eines Tages ihr gegenüber öffnen und mehr über sich erzählen würde.
Ihr war bewusst, dass sie aus Selbstschutz nicht darauf hoffen sollte. Nicht viel über Sam zu wissen würde ihr viel Kummer ersparen, wenn er weggehen würde. Aber so war Caroline nicht gestrickt. Sie hatte keine große Schutzmauer um sich herum errichtet. Wenn ihr ein Mensch viel bedeutete, ließ sie ihn auch an sich heran.
Caroline nahm Patsy Pumpkin, machte die Tür von Annabelles Zimmer hinter sich zu und ging in die Küche. Dort schaute sie gerade noch rechtzeitig aus dem Fenster, um zu bemerken, dass Sam Dumpling sattelte, aufsaß und wegritt. Sein Gesicht wirkte wie erstarrt. Sie sah ihm nach, bis sie nur noch seine Silhouette am Horizont ausmachen konnte. Sie drückte die Puppe an ihre Brust. Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie wusste um Sams Schmerz, da er mit ihrem zu vergleichen war. Denn in diesem Moment wurde ihr klar, dass sie sich in ihn verliebt hatte.
8. KAPITEL
Die Fahrt nach Midland verlief ruhig. Sam beschränkte sich auf ein bisschen Small Talk. Caroline saß auf dem Beifahrersitz, eine Mappe mit den relevanten Unterlagen für das „Lone Star Horse Rescue“ auf dem Schoß. Sie hoffte, dass die Hilfsorganisation sie für geeignet halten würde, ein Pony zu adoptieren. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie betroffen Sam alles machen könnte, was irgendetwas mit ihrer kleinen Tochter zu tun hatte. Denn nun kannte sie seine Geschichte und fragte sich, wie schwer es ihm fallen musste, ihr bei dieser Sache zu helfen. Er hatte keine Miene verzogen, als sie ihn um diesen Gefallen gebeten hatte, sondern ihr wie immer uneigennützig seine volle Unterstützung gewährt. Er hatte so schwer auf Belle Star gearbeitet, dass Caroline ihn für dieses Opfer umso mehr liebte.
Dass sie ihn liebte, war eine schockierende Erkenntnis für sie gewesen. Sie hatte geglaubt, dass ihre fehlgeschlagene Ehe ihre Hoffnung auf ein neues Liebesglück zerstört hätte. Nicht dass sie sich ein solches Glück mit Sam erhoffte. Sie konnte ihn jetzt besser verstehen. Sie nahm an, dass der Tod seiner Tochter der Grund für seine ruheloses Umherziehen war. Vielleicht wollte Sam zu keinem Menschen oder Ort eine Bindung aufbauen. Vielleicht brauchte er diese Unbeständigkeit, um zu vergessen.
Caroline sehnte sich nach ihm, und sie wollte ihn. Abersie würde sich nichts vormachen. Sam liebte sie nicht. Vielleicht würde er nie wieder in der Lage sein, jemanden zu lieben. Auch sie hatte ja nicht geglaubt, je wieder lieben zu können.
„Wir haben nur noch ein paar Kilometer vor uns. Bist du nervös?“, fragte Sam.
„Ein bisschen. Aber auch aufgeregt.“
Er nahm ihre Hand in seine und drückte sie sanft. „Sie wären verrückt, wenn sie dich nicht akzeptieren würden.“
„Es ist
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