Nur für eine Stunde?
hirnlosen Gestammel lächerlich machen. Sie hoffte es. Jedenfalls hatte sie sich bis jetzt auf diesem Trip erstaunlich gut in der Hand gehabt.
“Okay”, stimmte Blake zu. “Fahren wir zum Hotel.” Draußen winkte er einem Taxi, und binnen zehn Minuten waren sie im Hotel zurück. Tatsächlich wartete eine Nachricht auf sie – aber nicht die, die sie erwarteten.
Blake faltete die ausgedruckte E-Mail auseinander und las. Dann reichte er mit unbewegter Miene Martha das Blatt.
Wir möchten die Exklusiv-Rechte für den Verkauf von Blake’s Fruit Brews in der Region von Chicago. Lassen Sie uns die Sache aushandeln. Bruno
Exklusivrechte! Martha war sich nicht sicher, wie Blake über eine solche Bedingung dachte. Doch als sie ihm das Papier zurückgab und in sein Gesicht blickte, war es ihr klar. Sein Mund verzog sich zu einem unbeschreiblich sexy Lächeln, das ihr Herz höherschlagen ließ, obwohl sie natürlich wusste, dass Brunos Kapitulation die Ursache war. Mit ihr hatte es nichts zu tun.
Aber dann nahm er sie stürmisch in die Arme, hob sie hoch und schwang sie im Kreis herum. “O Martha, Sie waren toll! Sie haben’s geschafft!”
In diesem Moment wusste sie, dass sein Lächeln zumindest ein ganz klein wenig mit ihr zu tun hatte.
6. KAPITEL
Der Film war das Letzte. Autoverfolgungen, Explosionen und mehr Sprünge in der Handlung als Löcher in einem Schweizer Käse. Die Darstellerinnen waren hübsch, behielten aber ihre Kleider an, was für Blake den Unterhaltungswert noch mehr verringerte. Er blickte verstohlen zu Martha.
Sie aß genussvoll Popcorn und schien trotz des miesen Streifens ihren Spaß zu haben. Sie hatten beschlossen, statt eines ausgiebigen Lunchs im Imbiss an der Ecke einen Hamburger zu essen, und waren dann zu Fuß zu dem Kino gegangen, das nur zwei Blocks vom Hotel entfernt lag. Irgendwie mussten sie die Zeit totschlagen, denn sie durften nicht zu schnell auf Brunos Nachricht antworten. Zum einen, weil sie ihn etwas zappeln lassen wollten, und zum anderen wegen der erfundenen Meetings, die sie angeblich noch zu absolvieren hatten.
Bei einem Spionagethriller, hatte Blake gedacht, wären ein paar Stunden müheloser überbrückt als bei einem Essen in einem trendigen Restaurant, wo man Konversation machen musste.
Er war nicht gut in Konversation, und Martha war vermutlich auch nicht besonders gut darin. Aber was wusste er schon von ihr? Zum Beispiel hätte er gedacht, dass sie diesen idiotischen Film mit gequälter Miene über sich ergehen lassen würde. Stattdessen lachte sie über die gestelzten Dialoge, verdrehte bei den abgedroschenen Klischees stöhnend die Augen, ergötzte sich an den absurden Verfolgungsjagden. Das eine stand fest – sie war gut für Überraschungen.
Sie hatte ein wundervolles Lachen – nicht zu laut und sehr melodisch. Sie hatte auch ein schönes Profil. Ein paarmal streiften ihre Finger seine, wenn sie gleichzeitig in den großen gemeinsamen Popcornbecher langten, den er auf den Knien hielt. Er bemerkte, dass sie auch wundervolle Hände hatte, die Haut weich und die dezent lackierten Nägel zu ebenmäßigen Ovalen gefeilt.
Er war froh, dass sie mit ihm ins Kino gegangen war. Für eine Geschäftsreise war das ungewöhnlich und unpassend, und erst recht für eine überkorrekte Buchhalterin, aber sie hatte seinem Vorschlag ohne langes Wenn und Aber zugestimmt.
Auch Risikobereitschaft hätte er nie bei ihr vermutet. Buchhalter waren in seinen Augen nicht die Art Leute, die Wagnisse eingingen. Martha aber hatte eine Menge riskiert, als sie bei dem Meeting den Mund aufmachte. Ihm gefiel das. Es war komisch, aber er stellte es jedes Mal wieder fest: auf der Skala aufregender weiblicher Reize rangierte Risikofreude für ihn an oberster Stelle, noch über einer sexy Figur oder einem süßen Schmollmund.
Da, es passierte schon wieder. Seine Gedanken über Martha gingen in eine völlig unerwartete Richtung. Aber warum nicht? Sie war wirklich aufregend. Ihre Beine, ihr Lachen, ihr Mut bei dem Meeting mit Bruno … Martha, die Zahlenexpertin, erregte ihn.
Auf der Leinwand waren die Heldin und der Held in einen heißen Clinch gegangen und küssten sich auf eine merkwürdig mechanische Weise. Blake fragte sich, was Martha wohl gesagt hätte, wenn der Film richtig derbe Sexszenen gehabt hätte. Als die beiden Darsteller fortfuhren, einander die Münder zu quetschen, blickte er zu ihr und sah in dem Halbdunkel ihr gelangweiltes Gesicht. Er konnte ihr nicht verdenken, dass
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