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Nur für eine Stunde?

Nur für eine Stunde?

Titel: Nur für eine Stunde? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Arnold
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zu ignorieren. “Nein, danke”, sagte sie mit einem freundlichen Lächeln zu der jungen Frau.
    Die sandte Blake einen letzten heißen Blick zu, wünschte ihnen einen guten Tag und ging hinaus. Einen Moment lang standen Blake und Martha schweigend da und inspizierten ihre Umgebung.
    “Was meinen Sie, wo setzen wir uns am besten hin?”, fragte sie schließlich.
    “Auf die Fensterbank. Diese Stühle sehen schrecklich steif aus. Die passen eher in eine Folterkammer.”
    Sie lachte. Was sie nicht hätte tun sollen, da sie sich geistig auf ihre autoritäre Rolle einstellen musste. Aber Blake hatte recht, die Stühle mit ihren ungepolsterten Sitzen und den hohen, geraden Lehnen sahen geradezu abschreckend aus.
    “Was lehren die Dozenten in den Business-Seminaren?”, fragte er. “Welche Plätze sondern das meiste Testosteron ab?”
    “Ich möchte keinen Platz, der mich mit männlichen Hormonen vollpumpt”, gab sie trocken zurück.
    “Sie wissen, was ich meine. Stärke. Macht. Dominanz. Überlegenheit.”
    “Wer sagt, dass das gleichbedeutend mit Testosteron ist?”
    Die Stimmen und Schritte vom Flur her ersparten Blake eine Antwort. Dann erschien eine große Gestalt in der Tür, ein stattlicher Mann mittleren Alters mit faltenlosem Gesicht, dessen silbergraues Haar zu einem adretten Pferdeschwanz zurückgebunden war. Sein Anzug sah wie das Werk eines Modedesigners aus, der versucht hatte, eine philosophische Aussage zu machen. Martha schätzte, dass die Kreation ein Vermögen gekostet hatte.
    Das faltenlose Gesicht erstrahlte in einem breiten Lächeln. “Blake!”, dröhnte der Hüne, schüttelte Blake kräftig die Hand und schlug ihm auf den Rücken. “Gut, Sie zu sehen, mein Junge!”
    “Ich freu mich auch, Bruno”, erwiderte Blake und lächelte ebenfalls, jedoch zurückhaltender. “Dies ist Martha Cooper”, stellte er sie vor.
    “Martha!”, tönte Bruno in ohrenbetäubender Lautstärke und quetschte ihre Finger in einem martialischen Händedruck. “Freut mich, Sie kennenzulernen.”
    Welch eine Ironie, dachte sie, ein Naturkostmagnat mit dem Gebaren eines Stiers. “Guten Tag, Mr Thompson”, grüßte sie höflich.
    “Und dies hier sind meine Vips”, verkündete Bruno mit einer Geste zu der Frau und den beiden Männern in seiner Begleitung. Martha schüttelte sich innerlich. Wäre sie Vizepräsidentin von irgendetwas gewesen, hätte sie es nicht geduldet, als “Vip” vorgestellt zu werden. Die Namen der drei dröhnten über sie hinweg, und dann nahmen sie ihre Plätze ein – Martha und Blake an der einen Längsseite des Tisches, ihnen gegenüber zwei der Vips und an den beiden Enden Bruno und Vip Nummer drei. Martha bezweifelte, dass sie den Testosteronplatz erwischt hatte. Sie spürte weder einen plötzlichen Machtschub noch sprießende Barthaare auf ihrem Kinn.
    Die Diskussion begann. Bruno erteilte Martha und Blake eine ausführliche Lektion über das komplizierte Management der Warenbestände und die Problematik der Produktauswahl. Er führte weitschweifig aus, dass er in seinen Geschäften nur solche Waren führen könne, die sich mit Sicherheit verkaufen würden. Bei der kleinen Profitspanne seiner Artikel könne er den Regalplatz nicht für risikoreiche neue Produkte vergeuden. Kleine Profitspanne? Das bezweifelte Martha.
    “Aber Sie waren von meinen Fruchtdrinks sehr angetan”, erinnerte Blake ihn in einem Ton, als wäre er kurz davor, einzuschlafen. “Sie haben meine Säfte getrunken und gesagt, dass sie sie großartig fänden.”
    “Ich stelle die Qualität Ihrer Produkte nicht infrage”, räumte Bruno ein, “es sind vorzügliche Getränke …”
    “Und gesund sind sie auch”, fügte Blake hinzu. “Keine Chemie, kein Zucker, kein Süßstoff, nichts als naturreine Fruchtsäfte. Es ist ein gutes Zeug.”
    “Unbestritten, Blake. Es ist wirklich gut, nicht wahr?”, fragte Bruno seine Höflinge.
    Sie nickten gehorsam.
    “Es ist die Art Getränk, das bei Ihren Kunden toll ankommen würde”, beharrte Blake. Martha bewunderte ihn im Stillen. Er klang weder aggressiv noch demütig – er sprach eher wie jemand, der ganz altruistisch einen anderen davor bewahren wollte, einen schweren Fehler zu machen.
    “Mag sein.” Wieder schenkte Bruno ihm sein Zahnpasta-Reklamelächeln. “Die Sache ist die, dass wir jetzt andere Fruchtsäfte führen, und die werden näher an unserem Verkaufsgebiet produziert. Fruchtsäfte von der Ostküste zu importieren erscheint mir nicht besonders

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