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Nur für eine Stunde?

Nur für eine Stunde?

Titel: Nur für eine Stunde? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Arnold
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die Szene sie anödete. Filmküsse waren eben nur Filmküsse, und dieser war besonders peinlich.
    Blake fragte sich, wie Martha wohl küsste. Keine der Frauen, die ihn geküsst hatten, hatten danach gelangweilt ausgesehen. Aber Martha war anders als seine Verflossenen. Würde sie steif und spröde sein oder weich und nachgiebig? Würde er sie sanft und schrittweise verführen müssen, oder würde sie schnell dahinschmelzen und sich ihm öffnen?
    Schon der Gedanke daran brachte sein Blut in Wallung. Er verrückte den Popcornbecher auf seinem Schoß und blickte wieder zur Leinwand. Der Kuss war von wilder Action unterbrochen worden – eine Flotte von Streifenwagen und Feuerwehrfahrzeugen und Ambulanzen beherrschte die Szene. Die blinkenden Lichter und Sirenen erschienen Blake fast wie eine Mahnung, dass er selbst einen kräftigen Strahl kalten Wassers brauchen würde, wenn er nicht aufhörte, an Sex zu denken.
    Was war aus seinem Plan geworden, Martha und Doug zusammenzubringen? Der arme Kerl weilte am Krankenbett seines Vaters, und was tat sein lieber Boss? Er hatte heiße Fantasien von der Frau, von der er geglaubt hatte, sie sei für Doug ideal. Aber vielleicht war Doug gar nicht an Martha interessiert. Vielleicht hatte das Schicksal absichtlich interveniert …
    Sie hatten noch einen halben Becher Popcorn übrig, als der Film endete. Blake warf den Becher in einen Abfallbehälter, und Martha holte sich am Snackstand eine Serviette, mit der sie die Butter von ihrem Mund und ihren Fingern wischte. Lieber hätte Blake die Butter von ihren Lippen geküsst, und zum x-ten Mal predigte er sich, dass er solche begehrlichen Gedanken nicht zulassen durfte. Sie war seine Buchhalterin, verdammt!
    Sie drehte sich zu ihm und lächelte. “Es ist halb drei. Meinen Sie, wir sollten Bruno jetzt von seiner Qual erlösen?”
    Fast wäre ihm herausgerutscht, dass er lieber von seiner Qual erlöst worden wäre – mit einem gefühlvollen, langen Kuss. Wieder so eine verrückte Idee! Er nickte brüsk und durchquerte Martha voran das Foyer, um ihr die Tür aufzuhalten.
    Er musste sich zwingen, sie nicht bei der Hand zu nehmen, als sie in dem kalten Wind den Bürgersteig entlangeilten. Aber dann, beim Überqueren der Straße, erlaubte er sich, seine Hand auf ihren Rücken zu legen. Sie marschierte weiter, als würde sie die Berührung nicht spüren, und er ließ den Arm wieder sinken, sobald sie auf der anderen Seite waren. Sie sprachen nicht – der Verkehrslärm war so stark, dass sie hätten schreien müssen.
    Wortlos durchquerten sie die Hotelhalle und stiegen in den Fahrstuhl, und während Blake noch überlegte, was er Intelligentes sagen könnte, kam Martha ihm zu seiner Erleichterung zuvor. “Das war ein total stupider Film.”
    “Stimmt. Er hat nicht viel Sinn gemacht.”
    “Dass die Zukunft der Erde von einem einzigen Brief abhängt, der den Präsidenten erreichen muss – so ein Blödsinn! Aber davon mal abgesehen, warum mussten die Agenten mit dem Brief um die ganze Welt jagen? Es wäre so simpel gewesen, den Brief an den Hindernissen vorbei zum Weißen Haus durchzuschleusen.”
    “Hm … na ja.” Blake grinste. “Bei solchen Filmen ist der Nervenkitzel die Hauptsache. Denken soll man bei diesen Machwerken nicht.”
    “Anscheinend kann ich nicht anders, ich muss nun mal denken”, sagte Martha fast entschuldigend.
    “Und das ist gut so.” Er selbst dachte manchmal nicht genug, was Probleme bringen konnte. Aber auch zu viel Denken konnte einem Probleme machen. Blake wusste nicht, womit er in Bezug auf Martha besser fuhr – mit Denken oder mit Nicht-Denken.
    Der Fahrstuhl hielt, und zusammen wanderten sie den Flur hinunter. Als sie bei Marthas Tür anlangten und sie in ihrer Tasche nach der Schlüsselkarte kramte, blieb Blake mit ihr stehen. Dann aber besann er sich darauf, dass er noch zwei Türen weiter zu seinem eigenen Zimmer gehen musste. Widerstrebend setzte er sich in Bewegung. Es erschien ihm völlig natürlich, mit ihr in ihr Zimmer zu gehen.
    Er war wirklich verrückt. Offenbar litt er an irgendeiner schleichenden Krankheit, die das Gehirn veränderte. Dies war Martha Cooper, seine Angestellte, und er wollte mit ihr in ihr Hotelzimmer gehen und ihr den Unterschied zwischen jenem grotesken Leinwandkuss und einem richtigen Kuss demonstrieren. Nicht zu fassen! Er wollte seine Buchhalterin küssen, heiß und tief. Schon der Gedanke erregte ihn.
    Irgendwie schaffte er es, seine Zimmertür aufzuschließen. Sofort

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