Nur für eine Stunde?
händchenhaltend mit Blake Robey auf dem Rücksitz eines Taxis zu sitzen. Aber an diesem Abend schien es selbstverständlich zu sein.
Und wie es weitergehen würde, schien ebenfalls klar zu sein. Martha schloss einen Moment lang die Augen, von Blakes Nähe und Wärme erfüllt. Sie hatte schon einmal einen merkwürdigen Traumzustand durchlebt, warum also nicht ein zweites Mal? Für ihr Gefühl war dieser ganze Abend eine Illusion.
Nicht nur der Abend, der ganze Trip. Wahrscheinlich würde sie morgen früh in ihrem Bett in Hyannis aufwachen und Lucy, die nach draußen wollte, an der Schlafzimmertür fiepen hören. Und ihr würde bewusst werden, dass sie alles nur geträumt hatte – den Flug, Dougs plötzliche Rückreise, die Treffen mit den Leuten von Good Earth, das Kellerrestaurant mit der stummen Kellnerin, die Speisekarte mit all den fremdartigen Gerichten. Die Rückfahrt zum Hotel. Blakes Hand, die ihre umschloss.
Alles war nur ein Traum.
Oder ein Geschenk.
Ihr getreuer Chauffeur bog in die geschwungene Auffahrt ein und hielt unter dem Baldachin vor dem Hoteleingang. Blake bezahlte den auf dem Zähler angezeigten Betrag und drückte T. J. dann einen Zwanzigdollarschein in die Hand. “Vielen Dank.” Das dicke Trinkgeld schien T. J. weder peinlich zu sein, noch wirkte er freudig überrascht. Er nickte nur, als ob er verstand, warum Blake ihm so dankbar war.
Hand in Hand gingen sie durch die Lobby zu den Fahrstühlen. Hand in Hand fuhren sie hinauf. Hand in Hand schlenderten sie den Korridor hinunter zu ihrer Zimmertür – und dann zog Blake sie weiter, vorbei an Dougs Zimmer, und blieb an seiner Tür stehen. Er schob die Schlüsselkarte in den Schlitz, drückte, als das grüne Licht aufleuchtete, die Klinke herunter und öffnete die Tür. Dann drehte er sich zu ihr.
Jetzt könnte ich aufwachen, dachte sie. Sie könnte ihn anlächeln und sagen: “Ein himmlischer Traum, aber nun ist es Zeit für die Realität.” Sie könnte Blake aber auch tun lassen, was ihr Traummann in jener magischen Stunde mit ihr getan hatte.
Ihr gefiel weder die eine noch die andere Alternative. Sie wollte nicht aufwachen. Aber sie wollte sich auch nicht wie eine Schlafwandlerin durch den Traum bewegen. Wenn dies ihr Traum war, dann wollte sie eine aktive Rolle darin übernehmen.
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und berührte seinen Mund mit den Lippen. Nur der Hauch eines Kusses, nichts Heftiges, Leidenschaftliches, was den Traum zerstören würde. Nichts, was einen Mann verschrecken könnte.
Nichts, was zu einer Firmenhysterie führen könnte – der Boss und die Buchhalterin! – und was sie zwangsläufig ihren Job kosten würde. Nur ein kleiner leichter Kuss, aus Freundschaft und Dankbarkeit und …
Er zog sie in die Arme und küsste sie, und Begriffe wie Freundschaft und Dankbarkeit schwanden aus ihrem Bewusstsein. Er küsste sie genau so, wie ihr Traummann es getan hatte, nur dass es realer schien. Sie fühlte sich hellwach, bei vollem Bewusstsein und erstaunlich lebendig, als seine Energie in sie überströmte. Seine Arme waren so stark, sein Kuss so begierig, sein Körper so hart und verlangend.
Martha erinnerte sich an keine Bewegung, aber auf einmal waren sie in Blakes Zimmer. Die Tür schloss sich hinter ihnen.
Um Luft zu holen, löste er sich von ihr, und einen winzigen Moment lang konnte sie sein Gesicht sehen, bevor er sie wieder an sich zog und den Mund auf ihre Lippen senkte. Blake, dachte sie benommen. Blake Robey, der Mann, in den sie seit jenem Sommertag, als sie sich in seinem Büro bei ihm vorstellte, verknallt war. Blake Robey wollte sie.
Die Erkenntnis regte sie fast so sehr auf wie sein Kuss. Von Blake begehrt zu werden war wundervoll. Sie fühlte sich schön und verführerisch und unglaublich sexy. So wie in jener Nacht, als sie sich ihrem Traumgeliebten hingegeben hatte.
Und mit derselben Hingabe öffnete sie sich nun Blakes Kuss, erwiderte voller Leidenschaft das Spiel seiner Zunge, erkundete zärtlich die Weichheit seines Mundes. Sie schlang die Arme um seinen Nacken, wob ihre Finger durch sein Haar, fühlte, wie ihre Knie weich wurden und ihre weibliche Stärke wuchs. Sie wollte ihn so erregen, dass er stöhnte, dass er sich ebenso sehr nach ihr sehnte wie sie sich nach ihm. Sie wollte, dass sein Herz so wild hämmerte wie ihres, dass er in seinem Innern die gleiche sengende Hitze spürte wie sie.
Er brach den Kuss ab, ließ die Hände zu ihren Schultern wandern und wich ein wenig zurück,
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