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Nur für eine Stunde?

Nur für eine Stunde?

Titel: Nur für eine Stunde? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Arnold
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Köstlichkeiten …” Sie brach ab und lachte verdutzt. “Was ist denn das für eine Sprache? Bulgarisch?”
    “Keine Ahnung.” Er stimmte in ihr Lachen ein. “Irgendwas Slawisches, das schätze ich auch. Wissen Sie schon, was Sie bestellen möchten?”
    “Offen gesagt fällt mir die Wahl schwer, es ist alles gleich verlockend.” Wieder lachten sie, lachten noch immer, als eine junge Serviererin mit einem Krug Wasser an ihren Tisch kam.
    Blake reichte ihr die beiden Speisekarten. “Bringen Sie uns Ihre besten Gerichte. Und Wein. Wir lassen uns überraschen.” Die Kellnerin nickte, und als sie gegangen war, beugte Blake sich vor und fragte: “Hatten Sie sich unsere Feier so vorgestellt?”
    “Na ja, ich …” Seine Hände ruhten auf dem Tisch, nur wenige Zentimeter von ihren entfernt. Wenn sie sich vorneigte, könnten sie ihre Finger verschränken … Der bloße Gedanke ließ ihren Puls rasen. “Ich finde, manchmal muss man etwas riskieren. Ein Wagnis eingehen, wissen Sie. Nicht dauernd, aber manchmal.”
    “Ich bin ein Fan von Wagnissen.” Er schob seine Hände vor und bedeckte ihre. Martha fühlte Hitze durch ihren Körper pulsieren, aber sie spürte noch etwas anderes – er freute sich, dass sie dieses Wagnis unternommen hatte.
    Ein viel größeres Wagnis als ihre Taxifahrt ins Ungewisse aber war, dass sie seine Berührung zuließ. Doch es war einfach so schön, dass sie keine Lust hatte, auf Abstand zu gehen.
    Die Serviererin kam mit einer Flasche Wein und zwei gefüllten Tellern zurück – auf dem einen lagen Oliven und grünliche Würfel, die wie kleingehackte Gurke aussahen, und auf dem anderen zartes Filet vom Fisch, bedeckt mit einer hellen Soße. Die Frau schenkte Wein in ihre Gläser und verschwand.
    Blake ließ Marthas Hände los und griff nach seinem Glas. “Keine Feier ohne Trinkspruch”, verkündete er, während er das Glas hob.
    Sie hob ihres ebenfalls. “Auf den Vertrag mit Good Earth”, sagte sie und stieß mit ihm an.
    “Auf Sie”, murmelte er und nahm einen Schluck.
    Auf sie? Martha war vollkommen klar, dass das seltsame Strahlen in seinen Augen nichts bedeutete. Aber da es ein so besonderer Abend war, erlaubte sie sich den Gedanken, dass dieses Leuchten etwas mit Begehren zu tun haben könnte. Nicht dass Blake Robey sie je begehren würde, aber es sah beinahe so aus.
    Der Wein schmeckte ihr – trocken, mit einem exotischen nussartigen Aroma. Das machte ihr Mut, die ominösen grünen Gemüsestückchen zu kosten. Gurke, sie hatte richtig vermutet, aber in eine Marinade eingelegt und mit fremdartigen Kräutern gewürzt. Blake ergriff ebenfalls seine Gabel, teilte ein Stück von dem Fischfilet ab und schob es sich mutig in den Mund.
    “Hm!”, sagten sie beide gleichzeitig, und wieder mussten sie lachen.
    Jede Speise, die die stumme Kellnerin ihnen brachte, war eine Köstlichkeit. Sie teilten sich den Teller mit den sahnigen Bandnudeln, pickten von einem anderen Teller gegrillte Fleischstreifen, probierten unbekannte Gemüsesorten, genossen das frische hausgemachte Brot. Sie aßen weiße Käsewürfel in Olivenöl und schwelgten in honiggesüßtem Blätterteiggebäck mit gerösteten Mandeln. Sie schlürften ihren Wein. Und sie redeten – über Blakes geliebten alten Mustang, über ihre Schwester und ihre kleine Nichte, über seine Schwester und deren Kinder, über seinen ersten Hoteljob am Cape in den Sommerferien, über ihren ersten Job als Einpackerin im Supermarkt, während sie noch auf die Highschool ging. Sie sprachen über Lucy und über Blakes letzten Hund, der vor zwei Jahren gestorben war und den er noch immer vermisste.
    Es war nicht das festliche Dinner, das Martha erwartet hatte. Es war besser. Und das Beste von allem war die Unterhaltung mit Blake. Wie schön war es, mit ihm zu reden, und wie entspannt fühlte sie sich bei ihm! Sie verspürte keine teenagerhafte Nervosität, hatte keine feuchten Hände. Er war wie ein Freund oder ein Seelengefährte – jemand, den sie schon lange gut kannte.
    Und der Zauber endete nicht, als Blake die absurd niedrige Rechnung bezahlt hatte und sie Martas Schlaraffenland verließen. Draußen wartete ihr Taxi, mit T. J. am Steuer.
    Während der Fahrt sprach Blake kein einziges Wort. Warum auch? Der Abstand zwischen ihnen auf dem Rücksitz, den Martha am Morgen so intensiv wahrgenommen hatte, war nun durch ihre Arme überbrückt und durch ihre verschränkten Hände. An jedem anderen Tag hätte Martha es ungeheuerlich gefunden,

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