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Nur für eine Stunde?

Nur für eine Stunde?

Titel: Nur für eine Stunde? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Arnold
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sittsame, zimperliche Martha Cooper. Sexy Frauen, die die Liebe genossen und nicht unter albernen Vorwänden wegrannten, nachdem es einmal passiert war. “Gibt’s noch etwas, das wir besprechen müssten?”
    “Im Moment nicht. Wann soll das erste Meeting stattfinden?”
    Sobald ich den Mut aufgebracht habe, Martha den Job anzubieten. “Sagen wir … in zwei Wochen.”
    Zwei Kollegen von der Warenkontrolle spielten im Pausenraum Dart, als Martha hineinkam, um sich eine Tasse Kaffee zu holen. Aber die Glaskanne war fast leer, und es hätte zu lange gedauert, bis frischer Kaffee gebrüht wäre. Sie stellte einen Becher mit Wasser in den Mikrowellenherd und nahm den Karton mit den Teebeuteln aus dem Hängeschrank. Tee war nicht gerade ihr Lieblingsgetränk, aber wenn sie zu lange hier herumwirtschaftete, würde sie womöglich Blake begegnen. Und Peinlichkeiten wollte sie vermeiden.
    Blake wollte sie offenbar nicht sehen. Er wusste, wo ihr Büro war, und wenn er ihr etwas zu sagen hatte – arbeitsbezogen oder persönlich – dann konnte er das jederzeit tun. Er mied sie, dieser Feigling.
    Mied sie? Er tat genau das, worum sie ihn gebeten hatte. Er respektierte ihren Wunsch. Wahrscheinlich machte es ihm nicht einmal Mühe, sich an ihre Abmachung zu halten. Bestimmt war der ganze Vorfall in dem Moment von seinem privaten Radarschirm verschwunden, als sie in Barnstable aus dem Flugzeug gestiegen und auf getrennten Wegen nach Hause gefahren waren. Der Feigling war sie. Sie ging Blake aus dem Weg, weil sie nicht imstande war, die Erinnerungen an Chicago zu vertreiben.
    Sie nahm den Becher aus der Mikrowelle und tunkte den Teebeutel in das dampfende Wasser. Hinter sich hörte sie das dumpfe Plopp der in der Dartscheibe landenden Pfeile und Bills und Petes Lachen und Geblödel. Es war, als ob das Leben an ihr vorbeiging …
    “Hey, Blake!”, rief Pete. Sie zuckte zusammen. “Ich hab fünfzehn Punkte Vorsprung. Wollen Sie auch mal?”
    “Hm.” Blakes weiche, vertraute Stimme rief erregende Erinnerungen in ihr wach, und ihre Finger zitterten, als sie den Teebeutel aus dem Becher nahm. “Ich glaube, ich passe.”
    Sie hoffte, dass er am Pausenraum vorbei den Flur hinuntergehen würde und sie in ihr Büro entwischen könnte. Aber nein – sie hörte, wie seine Schritte sich näherten, sie sah seinen Schatten auf dem Tresen, und dann stand er neben ihr. “Tee? Ich dachte, du seist Kaffeetrinkerin.”
    “Manchmal ziehe ich Tee vor”, murmelte sie.
    Er nahm eine Kaffeedose und die Schachtel mit den Filtertüten aus dem Schrank, bereitete die Kaffeemaschine vor und drückte auf den Einschaltknopf. Kaffee zu kochen war für ihn keine niedere Tätigkeit. So war er – ohne jede Arroganz und Chefallüren. “Tee ist das angemessene Getränk für ältere Damen”, bemerkte er grinsend. “Kleine altjüngferliche Tanten trinken Tee, während sie zarte Spitzentaschentücher häkeln.”
    “Ich trinke Tee statt Kaffee, weil er weniger Koffein enthält und mich nicht die halbe Nacht wach hält”, antwortete sie ruhig, um ihm zu beweisen, dass seine Hänselei sie kaltließ. Zu spät wurde ihr bewusst, dass sie ihm das Stichwort für eine Diskussion über ihre Schlaflosigkeit geliefert hatte. Das war das Letzte, was sie wollte.
    Aber er griff das Stichwort nicht auf. “Ich habe vor, dich zu befördern”, sagte er abrupt.
    “Was?” Ihre Finger wurden taub, und der Teelöffel samt Teebeutel fiel auf den Tresen. Tröpfchen spritzten auf die Platte.
    “Ich spreche von deiner Beförderung. Doug ist der Meinung, dass wir dir bei dem rapiden Wachstum der Firma mehr Verantwortung übertragen sollten.”
    Sie schluckte. Worauf wollte er hinaus? Warum war er nicht zu ihr ins Büro gekommen oder hatte sie in seins gebeten, damit sie die Angelegenheit sachlich besprechen konnten? Warum konnte er sich nicht wie ihr Boss benehmen, statt im Aufenthaltsraum aufzukreuzen wie ein hübscher, unbeschwerter Bursche von irgendwo, der sich mal kurz einen Kaffee machen wollte? Was sollte dieser lässige Auftritt bedeuten?
    “Sieh nicht zu viel darin”, sagte er, als hätte er ihre Gedanken gelesen. “Es ist eine rein geschäftliche Sache. Wir brauchen einen Finanzmanager, und meine Wahl ist auf dich gefallen. Es hat nichts mit … irgendwas anderem zu tun.”
    “Ich verstehe.” Hitze schoss in ihr Gesicht, als sie sich an die nicht-geschäftlichen Dinge erinnerte, die sich in Chicago zwischen ihnen abgespielt hatten. Sie warf den Teebeutel in

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