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Nur für eine Stunde?

Nur für eine Stunde?

Titel: Nur für eine Stunde? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Arnold
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Blicke und kein Klatsch.
    Martha war noch nicht da. Es irritierte ihn, dass ihre Abwesenheit ihn störte. Sie war noch nicht da, basta. Und wenn sie schließlich käme, würde wahrscheinlich irgendein Typ an ihrem Arm hängen. Einer, der zu ihr passte – der korrekte Managertyp mit Bürstenschnitt und dunklem Anzug, der es wahrscheinlich vorzog, allein zu schlafen, und zufrieden in seinen Pyjama steigen würde, wenn sie nach einer Stunde Sex nach Hause ging.
    Plötzlich sah Blake eine strahlende Gestalt in der Tür stehen. Er brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass die Frau in dem schwarzen Kleid Martha war. Ihm stockte der Atem. Nie hätte er geglaubt, dass sie so schön aussehen könnte. Nicht glamourös, sondern edel und elegant. Ihre Augen glänzten, ihre Lippen schimmerten rosig, ihre Perlmutthaut hob sich gegen das Schwarz des Kleides ab, ihr Haar rahmte in weich fallenden Wellen ihr Gesicht ein. Die Absätze ihrer Schuhe waren nicht übermäßig hoch – gerade hoch genug, um sie groß erscheinen zu lassen und ihre schlanken Fesseln zu betonen.
    Zufällig stand sie direkt unter einem Mistelzweig.
    Blake schlängelte sich durch die tanzenden Paare hindurch, nickte nach links und nach rechts, während er sich seinen Weg zur Tür bahnte. Von wegen vergessen. Er hatte nichts vergessen, und es würde allein Marthas schuld sein, wenn er jetzt auch noch seinen gesunden Menschenverstand beiseiteschob.
    Offenbar bemerkte sie ihn nicht, als er um den letzten Tisch herumging und hinter sie trat. Er neigte den Kopf und drückte ihr einen schnellen Kuss auf die Wange. Sie zuckte zusammen, wirbelte herum und starrte ihn entgeistert an.
    “Der Mistelzweig”, erklärte er und hoffte, dass sein gewinnendes Lächeln sie besänftigte. “Alte Traditionen muss man pflegen.”
    Sie lächelte zurück, zögernd. Aber dies halbherzige Lächeln genügte, um sein gesamtes Nervensystem auf Hochtouren zu bringen. Ihr Haar duftete wie Frühlingsblumen. Der runde Ausschnitt ihres Kleides betonte ihre cremig-zarte Haut. Sie sah atemberaubend aus.
    Es hatte eine Zeit gegeben, da er sie kaum beachtet hatte. Damals war sein Leben normal gewesen und er, Blake Robey, er selbst. Aber das war Vergangenheit. Als er in Marthas große dunkle Augen blickte, begriff Blake, dass es keinen Weg zurück gab – nicht zu seinem normalen Leben und nicht zu seinem gewohnten Selbst. Es war ihm gleich.
    So hatte sie sich das nicht gedacht.
    Von Blake geküsst zu werden, kaum dass sie durch die Tür getreten war – einfach unglaublich! Man küsste sich auf Betriebsfeiern, das wusste Martha von ihrer früheren Firma her. Aber dort war die Küsserei erst losgegangen, nachdem alle reichlich Bowle getrunken hatten. Glücklicherweise hatten die küssenden Lüstlinge, die ausnahmslos zur älteren Garde des Managements gehörten, sie mit ihren Zudringlichkeiten verschont. Anscheinend hatte sie etwas ausgestrahlt, was die selbstherrlichen alten Knaben stoppte.
    Sandte sie jetzt andere Signale aus?
    Sie hätte Blake in die Schranken weisen müssen, aber aus irgendeinem Grund wollte sie es nicht. Sie fühlte sich schön und ungemein selbstsicher. Sollten doch alle sie bewundern. Und wenn Blake sie unwiderstehlich fand – warum nicht? Dies war eine Party, über ihrem Kopf hing ein Mistelzweig, und Blake war kein dickbäuchiger Romeo mit Halbglatze, der zu beweisen versuchte, dass er noch immer das gewisse Etwas besaß.
    “Nett hier”, sagte sie, als sie weiter in den Raum gingen, “wirklich nett.”
    “Mir gefällt es auch. Die Leute hier verstehen ihr Handwerk.” Blake führte sie zur Bar. “Was möchtest du trinken?”
    “Wein.” Sie lächelte den jungen Barkeeper an. “Einen Chardonnay, bitte.” Als er die Flasche entkorkte, dachte sie an die stumme Kellnerin in Martas Keller-Restaurant, die ihnen einen namenlosen exotischen Wein gebracht hatte. Blake hatte sein Glas gehoben und auf sie getrunken. Auf sie.
    Ob er sich noch an den Abend erinnerte? Wahrscheinlich nicht. Mit Sicherheit nicht. Vermutlich hatte er seitdem einem Dutzend Frauen “ich trinke auf dich” zugeraunt.
    Aber jetzt stand er neben ihr an der Bar und schenkte all den anderen Frauen kaum Beachtung. Kein flirtendes Lächeln mehr, und seine jungenhafte Unbekümmertheit war verschwunden. Als die hübsche junge Assistentin aus der Vertriebsabteilung sich neben ihn drängte und ihn einladend anlächelte, grüßte er sie mit einem Kopfnicken und wandte sich wieder ihr zu.
    Es war fast,

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