Nur für eine Stunde?
als ob er der gesamten Belegschaft signalisieren wollte: Ich will auf dieser Party mit Martha zusammen sein.
Unsinn. Sie war nicht seine Auserwählte. Wahrscheinlich hatte er jede Frau mit einem Kuss unterm Mistelzweig begrüßt und auf einen Drink zur Bar geführt. Schließlich war er der Gastgeber.
“Ich mag dein Kleid”, bemerkte er, als sie die Bar verließen.
“Danke.” Wahrscheinlich hatte er auch allen anderen Frauen dieses Kompliment gemacht.
“Möchtest du etwas essen oder lieber tanzen?”, fragte er.
Sie lachte. “Sind das meine einzigen Alternativen?”
“Ich könnte noch andere Dinge vorschlagen, aber dann würdest du mich wahrscheinlich ohrfeigen”, murmelte er und grinste.
Aha, na schön. Er hatte Chicago nicht vergessen. Und närrisch wie sie war, freute sie das. “Dich ohrfeigen? Ich bin nicht gewalttätig”, versicherte sie ihm und lächelte.
“Dann lass uns tanzen.” Er nahm ihr Glas und stellte es zusammen mit seinem auf einen freien Tisch. Dann legte er ihr die Hand auf den Rücken und führte sie zur Tanzfläche.
Das Duo spielte einen langsamen, wehmütigen Song der Eagles. Martha war froh, dass noch andere Paare tanzten. So fielen Blake und sie nicht weiter auf, hoffte sie. Sie tat so, als ob es ganz normal wäre, mit ihm zu tanzen. Und das war es ja auch, da er als Gastgeber mit allen Frauen tanzen würde. Es bedeutete nichts, wenn sein Daumen ihre Taille streichelte – das war eine unbewusste Bewegung. Sie tat, als ob sein angenehmer frischer Duft sie unberührt ließ, als ob die Berührung seines Körpers nicht den Wunsch in ihr weckte, die Uhr einen Monat zurückzudrehen.
“Ich muss dir etwas sagen, Martha”, murmelte er, “ich habe mich nicht an unsere Abmachung gehalten. Ich habe es nicht vergessen.”
Hatte er ihre Gedanken gelesen? Oder wurde er nur die Erinnerungen nicht los? Es war schwer, bei klarem Verstand zu bleiben, wenn er sie so eng hielt und so langsam mit ihr tanzte. “Ich habe dir aus guten Gründen gesagt, dass du es vergessen sollst”, erwiderte sie rau. Seine Nähe machte ihr das Atmen schwer, ihr Herz hämmerte, ihre Füße bewegten sich kaum über den Boden.
“Und ich weiß inzwischen, dass es gute Gründe waren.” Wieder strich er mit dem Daumen über ihren Rücken, und sie konnte sich nicht länger einreden, dass es zufällig war. “Trotzdem habe ich es nicht vergessen.” Er führte ihre Hand zu seiner Brust und zog sie noch enger an sich.
“Blake, jeder sieht uns”, flüsterte sie. Ihre Wangen brannten, was wahrscheinlich auch jeder sah.
“Was sehen sie? Ein tanzendes Paar?”
“Du weißt genau, was ich meine.”
“Wenn du nicht mit mir tanzen möchtest, brauchst du es nur zu sagen.”
Sie wollte mit ihm tanzen, wollte in seinen Armen sein und seine Wärme fühlen. Sie wollte sich von der Musik einlullen lassen und es genießen, dass der begehrteste Mann, den sie kannte, sich nicht schämte, mit ihr auf der Tanzfläche gesehen zu werden. Schämte? Er schien beinahe stolz zu sein, sie vor aller Augen in den Armen zu halten. Stolz und seiner selbst äußerst sicher.
Zum Glück brauchte sie ihm nicht zu antworten, da das Stück endete. Blake führte sie zu dem Tisch zurück, wo sie ihre Drinks gelassen hatten, aber statt sich nun endlich unter die Leute zu mischen, zog er ihr einen Stuhl heraus und setzte sich ihr gegenüber.
“Gefällt es dir, Martha?”
Mit ihm? Das fragte er? “Was meinst du?”
“Die Party. Wie findest du unsere Feier?”
“Sehr schön, ich dachte, das hätte ich schon gesagt. Viel eleganter, als ich dachte.”
“Dein Kleid ist superchic.”
“Ach, das habe ich in einem Anfall von Wahnsinn gekauft.”
“Wahnsinn?” Er lachte. “Es ist ein wundervolles Kleid. Vielleicht hast du irgendwie geahnt, dass es eine ganz besondere Party werden würde. Vielleicht sind unsere Gedanken in dieselbe Richtung gegangen.”
Was sollte das bedeuten? Dass sie beide dasselbe dachten? “Ich war auf Feiern eingestellt. Wir haben turbulente Wochen hinter uns und …”
“Martha, kannst du mir einen Moment zuhören?” Die Band begann einen beliebten alten Boogie zu spielen, an den Tischen wurde gejohlt, und im Nu war die Tanzfläche gedrängt voll. Blake blickte nicht einmal hin. “Martha, seit Chicago fühle ich mich richtig schlecht.”
Aus Reue? Aus Enttäuschung darüber, dass sie beide die Kontrolle über sich verloren hatten?
“Mit der Firma läuft es super, ich find’s toll, was sich da alles
Weitere Kostenlose Bücher