Nur für einen Sommer: Sommerträume (German Edition)
Mühe gegeben, nicht von ihm gehört zu werden. Sie unterdrückte einen Fluch und zog ihren Rucksack hervor. Der Mann hatte Ohren wie ein Wolf. „Ich will zuerst duschen.“
„Ich habe dir doch gesagt, für mich brauchst du dein Gesicht nicht zurechtzumachen.“ Er legte Schinken in eine Pfanne. „So wie es ist, gefällt es mir gut.“
Wütend rappelte sich Lee auf. „Ich mache mich nicht für dich zurecht. Ich fühle mich einfach schmutzig, weil ich in Kleidern geschlafen habe.“
„Besser, du schläfst ohne sie“, schlug er vor. „Frühstück ist in einer Viertelstunde fertig. Wenn du zu lange bleibst, wird es kalt.“
Lee raffte ihren Rucksack und ihre Würde zusammen und verschwand zwischen den Bäumen.
Er hätte kein so leichtes Spiel mit mir, wenn ich mich nicht so steif und schmuddelig und halb verhungert fühlte, dachte sie, während sie dem Pfad folgte, der zu den Waschräumen führte. Wie konnte er überhaupt so glänzender Laune sein, nachdem er die Nacht auf dem Boden geschlafen hatte? Der Ort, den er sich zum Zelten ausgesucht hatte, mochte zauberhaft sein, die Luft konnte rein und frisch riechen, aber ein Schlafsack war kein Federbett.
Lee nahm ihr Shampoo und den Plastikbehälter mit der französischen Seife und trat in eine Duschkabine. Sie zog sich aus und hängte ihre Kleider über die Tür. In der Kabine nebenan hörte sie Wasser fließen. Sie seufzte. Die Wascheinrichtungen musste sie sich in den nächsten zwei Wochen mit vielen Unbekannten teilen. Besser, sie gewöhnte sich daran.
Sie drehte die Dusche an – lauwarm. Mit grimmig zusammengebissenen Zähnen trat sie unter das tröpfelnde Rinnsal.
Sauber, duftend und vor allem zitternd stellte sie, nachdem sie Shampoo- und Seifenschaum abgespült hatte, das Wasser ab. Erst in diesem Augenblick erinnerte sie sich daran, dass sie das Handtuch vergessen hatte. Duschen auf Zeltplätzen war eben nicht wie im Hotel, wo man sich um solche lästigen Kleinigkeiten nicht kümmern musste. Verdammt, wie sollte sie sich auch alles merken?
Tropfend, fröstelnd und mit Gänsehaut stand sie mitten in der Duschkabine und fluchte stumm und derb. So lange sie es aushalten konnte, ließ sich Lee von der Luft trocknen und drückte das Wasser aus ihrem Haar. Rache, dachte sie und schob die Schuld wieder eindeutig Hunter zu. Früher oder später bekam sie ihre Rache.
Unter der Kabinentür griff sie nach ihrem Rucksack undzog ein frisches Sweatshirt heraus. In ihr Schicksal ergeben, trocknete sie sich mit der weichen Außenseite das Gesicht. Kaum hatte sie es auf die feuchten Schultern gelegt, suchte sie nach Unterwäsche. Obwohl die Sachen an ihr klebten, erwärmte sich doch ihre Haut. Vor der Reihe von Waschbecken und Spiegeln steckte sie den Stecker ihres Föhns ein und machte sich daran, ihr Haar zu trocknen.
Trotz ihm, dachte Lee, nicht wegen ihm, verbrachte sie mehr Zeit als gewöhnlich mit ihrem Make-up. Zufrieden packte sie schließlich ihren Reiseföhn und die Kosmetika wieder ein und verließ den Waschraum, leicht nach Jasmin duftend.
Lees Duft war das Erste, was Hunter wahrnahm, als sie wieder auf die Lichtung trat. Die Muskeln in Hunters Bauch spannten sich an. Als wäre er völlig ungerührt, trank er seine Tasse Kaffee aus, ohne etwas zu schmecken.
Ruhiger, weil sie sich wieder sicherer fühlte, verstaute Lee ihren Rucksack, bevor sie sich ans niedrig brennende Lagerfeuer setzte. Auf einem kleinen Sockel aus Steinen stand die Pfanne mit ihrer Hälfte des Rühreis mit Schinken. Sie musste gar nicht erst probieren, um zu wissen, dass sie kalt waren.
„Fühlst du dich besser?“
„Ich fühle mich gut.“ Nicht ein Wort würde sie über das kalte Essen verlieren und über ihr Duschabenteuer. Sie füllte sich einen Teller. Den würde sie bis auf den letzten Bissen leer essen. Er sollte keinen Anlass mehr finden, blöd über sie zu grinsen.
Während sie an ihrem Schinken kaute, warf Lee ihm einen Blick zu. Offensichtlich hatte Hunter frühmorgens auch geduscht. Sein Haar glänzte in der Sonne, und er roch frisch nach Seife, ohne den Duft eines Cologne oder Aftershave. Ein Mann benutzt kein Aftershave, wenn er sich nicht um seine Rasur kümmert, dachte Lee mit einem Blick auf den Schatten von Stoppeln auf seinem Kinn. Es hätte ihn unordentlich aussehen lassen sollen, doch irgendwie gelang es ihm merkwürdigerweiseumwerfend zu erscheinen. Sie konzentrierte sich auf ihr kaltes Rührei.
„Gut geschlafen?“
„Ja“, log sie und spülte
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