Nur für einen Sommer: Sommerträume (German Edition)
„Los Angeles?“ wiederholte sie. „Du hast in Los Angeles gelebt?“
„Ich bin in Los Angeles aufgewachsen“, verbesserte er. „In einem Stadtteil, in das du sicher noch keinen Fuß gesetzt hast, Lenore Radcliffe aus Palm Springs. Wahrscheinlich weißt du nicht einmal, dass eine solche Nachbarschaft existiert.“
Das trieb sie an. Wieder musste sie sich beeilen, um ihn einzuholen, doch dieses Mal packte sie ihn beim Arm. „Woher weißt du, dass ich aus Palm Springs stamme?“
Er blieb stehen und sah sie mit nachsichtiger Belustigung an, die sie sowohl aufreizend als auch unwiderstehlich fand. „Ich habe meine Nachforschungen betrieben. Du warst drei Jahre auf einem vornehmen Internat in der Schweiz, hast anschließend das College mit Auszeichnung bestanden. Deine Verlobung mitJonathan Willoby, aufstrebender und zukünftiger Arzt für plastische Chirurgie, wurde gelöst, als du eine Anstellung in Los Angeles bei CELEBRITY angenommen hast.“
„Ich war nie mit Jonathan verlobt“, widersprach sie heftig. „Du hast kein Recht, in meinem Leben herumzuschnüffeln, Hunter. Ich interviewe dich für den Artikel, nicht du mich.“
„Du tust es zu meinen Bedingungen“, erinnerte Hunter sie. „Ich spreche mit niemandem, solange ich nicht weiß, mit wem ich es zu tun habe.“ Er hob die Hand und berührte die Spitzen ihres Haares, so, wie er es schon einmal getan hatte. „Und ich denke, ich weiß, wer du bist.“
„Nein“, entgegnete sie und kämpfte gegen den Drang, vor einer Berührung zurückzuschrecken, die kaum eine war.
Er schraubte die Feldflasche auf. Als sie sein Angebot mit einem Kopfschütteln ablehnte, trank Hunter. Dann verschloss er die Flasche wieder. Seine Augen waren plötzlich ganz dunkel, sein Blick intensiv und durchdringend. Wieder berührte er sie. Sein Blick war undurchdringlich, doch er strich so leicht wie Regentropfen über ihre Wange.
Das Dröhnen ihres eigenen Herzschlags vibrierte in ihrem Kopf. Instinktiv trat sie zurück. Ihr erster und einziger Gedanke war Flucht. Ihr Fuß trat ins Leere.
Im selben Augenblick riss er sie zurück und zog sie an sich. Instinktiv drückte sie mit beiden Händen gegen seine Brust.
„Dummkopf“, sagte er mit einer Schärfe, die sie zornig machte. „Wirf einen Blick hinter dich, bevor du mir sagst, ich soll dich loslassen.“
Automatisch drehte sie den Kopf und blickte über die Schulter zurück. Die Hände, die ihn zurückstoßen wollten, umklammerten seine Schultern. Sie krallte sich an ihn. Der Ausblick hinter ihr war herrlich, überwältigend – und steil abfallend.
„Wir … wir sind höher hinaufgestiegen, als ich angenommen habe“, brachte sie hervor.
„Der Trick ist, aufzupassen, wohin du gehst.“ Hunter rührtesich mit ihr nicht von der Stelle. Er sah ihr tief in die Augen. „Immer genau aufpassen, wohin du trittst, dann weißt du, ob du fällst.“
Er küsste sie, genauso unerwartet wie vorher, aber nicht so zart. Nicht annähernd so zart. Dieses Mal spürte sie die volle Kraft, die bei den früheren Malen, als sein Mund den ihren berührt hatte, nur zu ahnen gewesen war. An ihn geschmiegt, von ihm gehalten, ließ sie sich fallen in einen Abgrund, der genauso tief war wie der hinter ihr. Lee wusste nicht, welcher verhängnisvoller war.
Hunter hatte nicht beabsichtigt, sie in diesem Augenblick zu berühren, aber der anstrengende Aufstieg hatte sein Verlangen, mit dem er erwacht war, nicht mindern können. Er wollte warten, bis sie sich ihm bereitwillig öffnete. Er wollte das Weiche, das sie vertuschte, die Zerbrechlichkeit, die sie verleugnete. Und er wollte die Kraft, die sie antrieb und immer vorwärts preschen ließ. Ja, dachte er, ich kenne sie. Und er wusste, er wollte sie.
Langsam, sehr langsam, was ihn sowohl besänftigte als auch erregte, löste sich Hunter von ihr. Ihr Blick war so umwölkt wie seine Gedanken, ihr Puls so heftig wie seiner. Er zog sie zurück an die Felswand, weit genug entfernt von dem jähen Abgrund.
„Tritt nie zurück, bevor du nicht über die Schulter geblickt hast“, sagte er ruhig. „Und tritt nicht nach vorn, bevor du den Boden nicht überprüft hast.“
Er drehte sich um und folgte weiter dem Pfad und ließ sie mit der Frage zurück, ob er gerade vom Wandern oder von etwas anderem gesprochen hatte.
7. KAPITEL
Lee schrieb in ihr Tagebuch:
A m achten Tag dieses merkwürdig abenteuerlichen Interviews weiß ich mehr über Hunter und verstehe weniger. Er ist abwechselnd freundlich,
Weitere Kostenlose Bücher