Nur für einen Sommer: Sommerträume (German Edition)
beantworten.“
„Warum bist du hier?“
Er war näher. Lee hatte nicht bemerkt, dass er sich bewegt hatte. Er saß einfach neben ihr, offensichtlich entspannt, etwas neugierig und wieder bestimmte er die Richtung. „Um einen erfolgreichen Schriftsteller zu interviewen.“
„Ein erfolgreicher Schriftsteller würde dich nicht nervös machen.“
Der Stift wurde feucht in ihrer Hand. Sie unterdrückte einen Fluch. „Das machst du nicht.“
„Du lügst zu schnell und überhaupt nicht locker.“ Seine Hände ruhten lose auf seinen Knien, während er sie beobachtete. Der seltsame Ring, den er trug glänzte stumpf, Gold und Silber. „Wenn ich dich jetzt berührte, einfach nur berührte, dann würdest du zittern.“
„Du denkst zu viel an dich selbst.“ Sie stand auf.
„Ich denke an dich“, sagte er so ruhig, dass ihr unbemerkt der Stift aus der Hand fiel. „Du lässt mich begehren, ich mache dich nervös.“ Wieder blickte er sie voll an, sie konnte es fast fühlen. „Eine interessante Kombination für die nächsten zwei Wochen.“
Er würde sie nicht einschüchtern. Er würde sie nicht zum Zittern bringen. „Je früher du dich daran erinnerst, dass ich dienächsten zwei Wochen arbeite, desto einfacher wird die Sachlage.“ Hochmütig zu klingen, gelang ihr fast. Lee fragte sich, ob er das leichte Stocken in ihrer Stimme vernommen habe.
„Da du entschlossen bist zu arbeiten“, entgegnete er leicht, „könntest du mir gleich beim Kochen helfen. Von morgen an wechseln wir uns ab.“
Sie wollte ihm nicht die Befriedigung geben, ihm einzugestehen, dass sie nichts vom Kochen über einem Feuer verstand. Er wusste es schon. Sie würde ihm auch nicht die Befriedigung geben, verwirrt über seine quecksilbrigen Stimmungsschwankungen zu sein. Lieber ergriff sie die Flucht nach vorn. „Ich wasche als Erste ab.“
Hunter beobachtete, wie sie in die falsche Richtung zu den Waschräumen startete. Und dann hörte er sie von irgendwo hinter sich fluchen. Er lächelte ein wenig, lehnte sich zurück gegen den Felsen und rauchte eine Zigarette.
Angeschlagen und steif erwachte Lee. Kaffeeduft hing in der Luft. Ihr war direkt bewusst, wo sie war – so weit, wie es überhaupt nur ging, in die Ecke des Zeltes gerückt, tief im Schlafsack. Und allein. Sie brauchte nur Sekunden, um zu spüren, dass Hunter nicht mehr das Zelt mit ihr teilte. So wie es sie in der Nacht vorher Stunden gekostet hatte, sich einzureden, es mache nichts, dass er nur Zentimeter von ihr entfernt lag.
Die Atmosphäre beim Essen gestern Abend war überraschend unkompliziert gewesen. Hunter hatte die Stimmung wieder gewechselt, als sie von den Waschräumen zurückgekommen war und ihm bei der Essenszubereitung geholfen hatte. Freundlich? Nein. Vorsichtig streckte sie die verkrampften Muskeln. Freundlich war eine zu großzügige Umschreibung, wenn es um Hunter ging. Gemäßigt freundschaftlich war passender.
Nach dem Essen hatte er im Licht der Lampe in ihrem Manuskript gelesen, während sie angefangen hatte, ein Tagebuch zu führen. Sie fand es hilfreich, ihre Gefühle aufzuschreiben.
Auch wenn es ihr Unbehagen verursachte, dass Hunter sich mit ihrem Manuskript beschäftigte, so hatte es doch vieles erleichtert. Während er immer noch las, hatte sie ins Zelt kriechen und sich in eine Ecke quetschen können. Und als er später dazukam, täuschte sie vor, eingeschlafen zu sein – obwohl der Schlaf stundenlang nicht kommen wollte.
In der Stille hatte sie darauf gelauscht, wie er neben ihr atmete. Ruhig, gleichmäßig. Dieser Typ von Mann war er.
Die erste Nacht ist die schwerste, sagte sie sich und richtete sich auf. Mit einer Hand fuhr sie sich durchs Haar. Sie hatte es überlebt. Jetzt war ihr Problem, an Hunter vorbei und zur Dusche zu kommen, wo sie ihre Kleidung wechseln konnte, in der sie geschlafen hatte, und sich zurechtmachen konnte. Vorsichtig kroch sie vor und lugte durch den Zeltverschluss.
Er wusste, dass sie wach war. Hunter hatte es fast in dem Augenblick gespürt, als sie die Augen öffnete. Er war früh aufgestanden, hatte Kaffee gemacht. Er wusste, wenn er schon Probleme hatte, neben ihr zu schlafen, nie würde er es schaffen, neben ihr aufzuwachen.
Er hatte nicht viel mehr als das kupferrote Haar im dämmrigen Morgenlicht gesehen. Weil er sie berühren wollte, sie an sich ziehen, sie wecken wollte, war er auf Distanz gegangen.
„Kaffee ist fertig“, verkündete Hunter, ohne sich umzudrehen.
Lee hatte sich besonders große
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