Nur für einen Sommer: Sommerträume (German Edition)
zwei Wochen gegenseitig an die Kehle zu gehen, entschied sie, als sie einen bequemen Felsstein zum Sitzen fand. Völlige Entspannung kommt zwar nicht in Frage, überlegte sie, während sie ihn beobachtete, wie er praktische Kochutensilien auspackte, aber Feindseligkeit würde auch nicht helfen. Nicht bei einem Mann wie Hunter. Er spielteseine Spielchen mit ihr. Solange ihr das bewusst war und sie die Fallen vermied, würde sie bekommen, weshalb sie hier war. Bisher hatte sie ihm erlaubt, die Regeln aufzustellen. Das musste geändert werden. Lee schlang die Hände um ihr hochgezogenes Knie.
„Gehst du zelten, um vom Stress loszukommen?“
Hunter blickte nicht zu ihr auf, während er die Laterne überprüfte. Also, es ging wieder los mit dem Spiel des Ausfragens. „Welcher Stress?“
Lee hätte seufzen können, wenn sie nicht so entschlossen professionell hätte sein wollen. „In deiner Arbeit muss es doch Druck von allen Seiten geben. Termindruck.“
„Ich halte nichts von Terminen.“
Das ist etwas, dachte Lee und griff nach ihrem Notizbuch.„Aber muss sich nicht jeder Schriftsteller von Zeit zu Zeit mit Terminen herumplagen? Und können sie nicht ein enormer Druck sein, wenn die Geschichte nicht fließt, wenn du blockiert bist?“
„Blockiert vom Schreiben?“ Hunter goss Kaffee in eine Metalltasse ein. „So etwas gibt es nicht.“
Sie blickte mit hochgezogener Braue nur eine Sekunde auf. „Oh, nun aber, Hunter, selbst sehr erfolgreiche Schriftsteller leiden darunter. Du musst doch manchmal das Gefühl haben, vor einer Wand zu stehen.“
„Dann schiebst du die Wand aus dem Weg.“
Stirnrunzelnd nahm sie die Tasse, die er ihr reichte. „Wie?“
„Indem du dich durcharbeitest.“ Er hatte eine Dose mit Trockenmilch, die sie ablehnte. „Wenn du dich einfach weigerst, an etwas zu glauben, dann existiert es auch nicht.“
„Aber du schreibst über Dinge, die unmöglich existieren können.“
„Warum nicht?“
Sie starrte ihn an, diesen attraktiven Mann, der auf dem Boden saß und Kaffee aus einer Metalltasse trank. Er schien so im Einklangmit sich selbst, so entspannt. Es fiel ihr wirklich schwer, ihn mit Horrorgeschichten in Verbindung zu bringen. „Weil es keine Monster unter dem Bett gibt oder Dämonen im Schrank.“
„In jedem Schrank gibt es Dämonen“, widersprach er milde. „Manche sind besser versteckt als die anderen.“
Seine Augen waren zu dunkel, um in seinem Blick lesen zu können. Wenn er mit ihr spielte, sie nur mit Ködern reizte, so konnte sie es nicht erraten. Unbehaglich wechselte sie das Thema. „Wie gehst du an die Arbeit, wenn du deine Geschichte schreibst? Wie ein Tischler einen Schrank baut? Wie ein Handwerker?“
Hunter nippte an dem schwarzen, kräftigen Kaffee, genoss seinen Geschmack, genoss die sich vermischenden Düfte des brennenden Holzes, des Sommers und Lees dezenten Parfüms. „Eine Geschichte zu erzählen ist Kunst, sie zu schreiben, Handwerk.“
Lee verspürte ein prickelndes Gefühl. Das war es, was sie wollte, solche präzisen kleinen Zitate.
Ruhig trank er seinen Kaffee, während Lee ihren kaum angerührt hatte. Sie geriet in Eifer, hielt den Stift bereit, ihre wachen Augen waren auf Hunter gerichtet. Wenn sie sich so zeigte, begehrte er sie nur noch mehr. Wie sehr er es wollte, dass sie in ihm den Mann sah, nicht den Schriftsteller, davon hatte sie keine Ahnung.
Äußerlich ruhig legte er einen Holzscheit ins Feuer.
„Ich weiß, es ist eine Standardfrage“, begann sie schnell und mit einer Professionalität, die ihn lächeln ließ, „aber woher bekommst du die Ideen?“
„Vom Leben.“
Sie sah wieder zu ihm herüber, als er sich eine Zigarette anzündete. „Hunter, du kannst mir nicht weismachen, dass Horrorgeschichten auf dem Alltagsleben basieren.“
„Nimm das Alltägliche, wende und drehe es, füge einige Möglichkeiten hinzu, und schon scheint es außergewöhnlich zu sein.“Wieder war es so einfach, so einfach gesagt. Sie wusste, er meinte es auch genau so. „Gründest du jemals einen deiner Charaktere auf jemanden, den du kennst?“
„Von Zeit zu Zeit.“ Er lächelte sie an, ein Lächeln, dem sie nicht traute, das sie nicht verstand. „Wenn ich jemanden finde, der fesselnd genug ist.“
„Wird es dir nie langweilig, über andere Menschen zu schreiben, wenn du eine ganze Welt voller Charaktere in deinem eigenen Kopf hast?“
„Das ist mein Job.“
„Das ist keine Antwort.“
„Ich bin nicht hier, um Fragen zu
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