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Nur für einen Sommer: Sommerträume (German Edition)

Nur für einen Sommer: Sommerträume (German Edition)

Titel: Nur für einen Sommer: Sommerträume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ihn herum geschah, ob er hinsah oder nicht.
    Ein paar Meter neben ihm versuchte es Lee wieder. Dieses Mal landete ihr Köder mit einem ruhigen Plop im Wasser.
    Hunter sah, wie ein seltenes, spontanes Lächeln um ihre Mundwinkel zuckte, aber er sagte nichts. Sie ging viel zu sparsam damit um, ebenso mit diesem leisen, kehligen Lachen.
    Die vergangene Woche war nicht leicht für sie gewesen. Hunter hatte das auch nicht beabsichtigt. Man lernt mehr über Menschen, wenn man sie in schwierigen Situationen beobachtet als bei einer üppigen Cocktailparty.
    Sie konnte, anders als die meisten Menschen, die er kannte, entspannt langes Schweigen ertragen. Das gefiel ihm. Je lässiger er in seiner Kleidung und seiner Erscheinung wurde, desto sorgfältiger achtete sie auf ihre. Es amüsierte ihn, sie jeden Morgen weggehen und mit perfektem Make-up und frisch gewaschenemund sorgfältig frisiertem Haar zurückkehren zu sehen. Hunter achtete darauf, dass beides am Ende des Tages etwas in Unordnung geraten war.
    Wandern, fischen. Ihre Jeans und Stiefel waren mittlerweile gut eingetragen. Abends ertappte er sie oft dabei, wie sie ihre müden Füße rieb. Wenn sie zurück in Los Angeles war, in ihrem bequemen Büro saß, würde sie die zwei Wochen im Oak Creek Canyon nicht vergessen.
    Jetzt stand Lee neben dem Bach, die Angel in beiden Händen, einen Ausdruck zufriedener Konzentration auf dem Gesicht. Er mochte sie so – das ihr innewohnende Bedürfnis, sich zu messen. Sie würde dort stehen, die Angel halten, bis er das Abenteuer abbrach – von sich aus würde sie es nie tun. Zurück im Lager würde sie ihre Hände eincremen, die dann leicht nach Jasmin dufteten und so verführerisch weich blieben.
    Da sie an der Reihe war zu kochen, würde sie es auch tun, obwohl sie sich immer etwas ungeschickt dabei anstellte und es grundsätzlich schaffte, alles anbrennen zu lassen. Auch dafür mochte er sie – für die Eigenart, nie bei etwas aufzugeben.
    Ihre Neugier blieb unermüdlich. Sie stellte ihm Fragen, und er wich aus oder antwortete, wenn er wollte. Dann wieder schwieg sie, während sie schrieb und er las. Angenehm. Sie war eine ungewöhnlich angenehme Frau im ruhigen Licht des Lagerfeuers. Ob sie es wusste oder nicht, sie entspannte sich, wenn sie in ihr Tagebuch schrieb. Das fesselte ihn. Er hatte nicht erwartet, ihre Gesellschaft so zu genießen.
    Die Sonne brannte, es war fast windstill an diesem frühen Morgen. Aber der Himmel war nicht klar. Hunter fragte sich, ob Lee die Wolkenbank im Osten bemerkte und ob sie wusste, dass das für den Abend einen Sturm erwarten ließ. Die Wolken deuteten auf ein Gewitter hin. Hunter saß im Schneidersitz auf dem Boden und behielt die Beobachtung für sich. Es war interessanter, wenn Lee es selbst herausfand.
    Der Morgen verging schweigsam, nur gelegentlich vonStimmen um sie herum unterbrochen oder dem Rascheln von Blättern. Zweimal zog Hunter eine Forelle aus dem Flüsschen, die zweite warf er wieder zurück, da sie zu klein war. Er sagte nichts. Lee sagte nichts, war aber leicht verärgert. Nach jedem Ausflug kehrte Hunter mit Fischen zurück ins Lager – sie mit einem schmerzenden Nacken.
    „Ich frage mich allmählich“, sagte sie schließlich, „ob du etwas mit meinem Köder gemacht hast, das Fische vertreibt.“
    Er drückte seine Zigarette aus. „Wollen wir die Angeln tauschen?“
    Sie warf ihm einen Blick zu und bemerkte die leichte Belustigung. „Nein“, entgegnete sie kühl. „Ich behalte die. Bei diesen Dingen bist du ziemlich gut – wenn man bedenkt, dass du als Junge nie zum Fischen gegangen bist.“
    „Ich habe schon immer schnell gelernt.“
    „Was hat dein Vater in Los Angeles gemacht?“ Lee wusste, er würde entweder überaus lässig antworten oder total ausweichen.
    „Er hat Schuhe verkauft.“
    Da sie die zweite Möglichkeit erwartet hatte, brauchte sie den Bruchteil einer Sekunde, um sich zu besinnen. „Schuhe verkauft?“
    „Ja, in der Schuhabteilung eines mäßig erfolgreichen Kaufhauses in der City. Meine Mutter war im dritten Stock in der Papierwarenabteilung tätig.“ Er brauchte sie nicht anzublicken, um zu wissen, dass sie die Stirn runzelte und die Brauen zusammengezogen hatte. „Überrascht?“
    „Ja“, gab sie zu. „Ein wenig. Ich hatte wohl erwartet, dass deine Eltern dich durch irgendwelche ungewöhnlichen Karrieren oder Interessen beeinflusst haben.“
    Geschickt aus dem Handgelenk warf Hunter die Angel aus. „Bevor mein Vater Schuhe

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