Nur für Schokolade
wollte sie
unbedingt besitzen. Leszek hat mir oft erzählt von der Geschichte mit seinem Schwager, der ihm eine solche Puppe nicht kaufte, obwohl Leszek sie bereits bezahlt hatte. Auch von seinem Onkel Bogdan erzählte mir Leszek sehr viel. Ich glaube, sein Onkel wußte sehr viel von ihm, deshalb haßte er ihn auch. Bogdan versoff oft Leszeks Geld und hat ihn geschlagen. Aber ihm hat er nie etwas getan, vielleicht weil er Angst vor ihm hatte. Und Leszek wußte, daß er dort immer wieder unterkommen würde.
Ich haßte ihn. wollte ihn aber niemals verletzen, hat er mir einmal gesagt. Leszek hatte in einer karitativen Einrichtung für psychisch Kranke, in der er sich für kurze Zeit in Behandlung befand, eine Frau kennengelernt. Die Nonnen, die dieses Heim führten, warfen ihn, nachdem sie bemerkten, wie er hinter dieser Frau her war, hinaus. Leszek hat dann immer berichtet, er würde bald heiraten, und zwar diese Frau.«
Frage an Roman, ob er darüber nähere Angaben machen
könne?
»Nein, aber ich habe ihn einmal gefragt, warum er nie 88
geheiratet hat, dann hätte er doch täglich, was er braucht? Nein, mich wollte keine haben. Darüber bin ich sehr enttäuscht! Über die Ehe wollte er nicht sprechen. Aber über seine Opfer sprach er gerne.«
Auf die Frage, was Leszek mit seinen Opfern gemacht habe, antwortet Roman:
»Am Anfang befriedigte ihn der Gedanke, daß er einen
regungslosen Körper vor sich hatte. Später hat er mit diesen regungslosen Körpern sehr grausame Sachen gemacht. Leszek redete stets davon, aber ich konnte schon gar nicht mehr hinhören. Es ekelte mich, ständig neue Grausamkeiten zu erfahren, die sich ein normaler Mensch nicht vorstellen kann.
Es schreckte mich ab. Auch hatte ich ständig Angst davor, zuviel von ihm zu wissen, vielleicht würde er mich gerade deshalb einmal umbringen. Nie hat er ein Opfer bedauert, nie, daß er so viele Menschen getötet hat.
Er bedauerte nur eines, nämlich daß er Bernadetta, die 51
jährige Bäuerin, nicht umgebracht hat. Sie brachte eigentlich alles ins Rollen, man hat ihn erwischt, weil sie zur Polizei ging.
Die Polizei hätte ihn sonst nie geschnappt, dessen war er sich sicher. Er hatte nie das Gefühl, daß er ein Opfer verletzt hatte.
Nie hat er sich damit auseinandergesetzt. Er wollte ein Opfer haben. Das war sein Eigentum. Jedes hat ihm gehört, nach der ersten Berührung. Leszek konnte nie verstehen, warum sie sich gewehrt haben.
Wozu haben sie sich gewehrt? Sie haben doch alle mir
gehört, wozu haben sie geschrien, sie wollten sich mir nicht hingeben. Das sagte er ständig. Manchmal denke ich, wenn sich die Frauen nicht gewehrt hätten, könnten viele von ihnen noch leben. Einmal habe ich mir eine Geschichte ausgedacht und war gespannt, wie er darauf reagiert. Ich erzählte ihm von einem Taxifahrer, der mit Hilfe eines Betäubungsgases seine Opfer ruhig stellte. Leszek hörte mir genau zu und sagte: Der war schlauer als ich. Aber ich hatte ja kein Gas und hätte auch 89
nicht gewußt, wo ich mir eines hätte besorgen können. Er erzählte mir alles über seine Taten, auch seine schlechten Erinnerungen. Von den ,Vorfällen’, aus denen nichts wurde, weil er überrascht wurde und nichts anstellen konnte. Er wurde böse, wenn er davon erzählte, wenn er seine Opfer schon so weit hatte und dann flüchten mußte. Oder wenn er Leichen nicht vergewaltigen konnte, wie er sich das vorgestellt hatte. Er tötete sehr berechnend, hatte immer Mordgegenstände zur Hand. Er hatte viele seiner Morde vorher nicht geplant und doch immer eine Waffe, sei es nur einen Stock, bei sich und war vorbereitet. Am Anfang tötete er immer mit Gegenständen, die er fand. Fand er einen Hammer, tötete er mit diesem. Hatte ein Mädchen einen Gürtel an ihrer Hose, wurde dieser benutzt.
Später trug er immer einen Stock bei sich und schlug die Opfer damit auf den Kopf.«
Nach dreijähriger Untersuchungshaft des Angeklagten
entscheidet man endlich, am 6.12.1995 beim Gericht die Anklageschrift einzureichen. Aktenzeichen: 1 Ds 1/93. Diese Anklageschrift wirft Leszek Pekalski 17 Morde sowie drei Vergewaltigungen vor, die die Opfer schwerverletzt überlebten. In 67 Aktenordnern mit zusammen 13.400 Seiten geht man sehr genau auf die einzelnen Umstände der Taten ein. Jede Handlung des Täters an den Opfern wird detailliert
beschrieben, so genau, daß man sie in der Presse in Polen nicht veröffentlicht. Man will den Angehörigen das Leid ersparen, auch noch zu
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