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Nur für Schokolade

Nur für Schokolade

Titel: Nur für Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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erfahren, wie grauenhaft ihre Verwandten wirklich ums Leben kamen und wie schrecklich sie mißhandelt und verstümmelt wurden.
    Ein bekannter Redakteur einer großen Illustrierten, dem ebenfalls, wie dem Autor, eine Kopie des Originalgeständnisses vorliegt, sagt: »Es ist das Schrecklichste, das Unmenschlichste, das ich je gelesen habe.«
    Der gesamte Polizeiapparat, der mit den Ermittlungen

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    beauftragt ist. versteht die Welt nicht mehr, als die Arbeit abrupt gestoppt wird. Keiner der Beamten kann verstehen, warum die Anklage auf nur siebzehn Morde begrenzt wird.
    »Die Liste der Taten ist lächerlich kurz«, sagt daraufhin ein leitender Polizeibeamter. Viele gehen noch weiter: »Der Staatsanwaltschaft ist es doch egal, ob er wegen 17 oder 170
    Morden verurteilt wird. Die Strafe ist dieselbe.« Ein weiterer Beamter ist der Meinung: »Die Staatsanwaltschaft wurde während der Ermittlungen vom Justizministerium gestoppt.«
    Viel zu viel Geld sei schon in diesem Fall verschwendet worden, hieß es. Das Land könne diese Summen für viel wichtigere Dinge gebrauchen als für diese Ermittlungen. Einer sagt vielleicht die ganze Wahrheit, die hinter dem Rückzieher steckt: »Muß denn die ganze Welt erfahren, daß ausgerechnet ein Pole der größte Massenmörder der Geschichte ist?« Viele Fragen, auf die es wohl nie eine Antwort geben wird. Fest steht, daß sich Leszek Pekalski zunächst wegen 17 Taten zu verantworten hat.

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    Aus dem Originalgeständnis von Leszek Pekalski:

    Später fuhr ich ein Stück aus Warschau hinaus nach Pruszkow. In Pruszkow ging ich zwei Tage durch die Stadt. Als ich so durch die Stadt ging, da, abends traf ich ein schönes und junges Mädchen von 15 Jahren, aber vielleicht auch von 13 Jahren. Sie ging zum Stadtrand und ich ging hinter ihr her. Ich folgte ihr eine halbe Stunde, vielleicht auch etwas weniger. Ich ging hinter ihr her, dann hielt ich sie an und stach sie mit dem Messer von vorn. Danach zog ich sie aus und hatte Geschlechtsverkehr mit ihr. (…) Dieses Ereignis mit dem Mädchen war abends. Ich war mit ihr zwei, vielleicht auch 3 Stunden zusammen.

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    Ein Monster auf Reisen

Opfer Nr. 1
    Ewa R., ermordet am 14.02.1984 in Torun
    Torun ist als Geburtsstadt des Juristen und Astronomen Nikolaus Kopernikus bekannt. Leszek Pekalski kennt den Namen dieser Stadt ebenfalls genau. Höchstwahrscheinlich, weil er in Torun seinen ersten Mord beging.
    Zwei Tage nach seinem achtzehnten Geburtstag trifft er hier ein, am 14. Februar 1984. Er schwänzt die Schule und ist allein nach Torun gefahren. Um sich selbst ein »Geschenk« zu machen.
    Es wird Nachmittag, und Leszek vertreibt sich die Zeit in einer ungepflegten Parkanlage. Er wartet. Beobachtet
    Menschen. Sie laufen an ihm vorbei – mißachten sie ihn absichtlich? Er weiß es nicht, doch es ist gut. Er steht da, das Gesicht abgewendet. In scheinbar kraftloser Haltung, den Rücken leicht gekrümmt, prägt er sich die Umgebung ein. Er zieht sich zurück, dahin, wo weniger Menschen sind. Es beginnt dunkler zu werden. Er macht sein Opfer aus. Ewa P.
    nimmt eine Abkürzung durch den Park, denn sie muß zum Bus.
    Sie hat es eilig, muß pünktlich sein, denn sie ist Leiterin des örtlichen Bahnhofes.
    Leszek Pekalski tritt ihr unvermittelt in den Weg, auf den sie kaum geachtet hatte. Sie erschrickt kurz, blickt ihm flüchtig ins Gesicht und eilt weiter. Ihr Herz klopft. Die Schritte folgen ihr, sind schnell wieder gleichauf. Pekalski spricht sie an – höflich und freundlich, was sie überrascht, angenehm. Doch sie reagiert nicht, geht weiter, will sich nicht aufhalten lassen –
    schon gar nicht von einem derart verlumpten, gnomenhaften Kerl. Nur einen Augenblick lang betrachtet sie die jämmerliche Gestalt und hat nur Verachtung übrig für diesen heruntergekommenen Mann, der sie wie ein lästiges Anhängsel begleitet.

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    Dies läßt sie ihn auch spüren.
    Er redet immer heftiger auf Ewa ein, und ihr wird die Situation immer unangenehmer. Seitlich von ihr, wie ein kleines Kind hin- und herspringend, versucht er, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. So sehr sie auch versucht, ihn abzuschütteln – es gelingt ihr nicht.
    Selbstbewußt bleibt Ewa stehen und will Leszek gerade zurechtweisen. Sie hat ihre Hand schon erhoben, um ihren Worten mehr Ausdruck zu verleihen, da sieht sie in die Augen dieses Mannes – und ist geschockt. Sie spürt genau, daß sie nicht mehr in die Augen eines dümmlichen jungen Mannes schaut, dem es nur Spaß

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