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Nur für Schokolade

Nur für Schokolade

Titel: Nur für Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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meine Verhandlung überstehen könnte. Er hatte sie aufgespart für mich. Er täuschte den Beamten vor, daß er sie schlucken würde, behielt sie aber in der Handinnenfläche. Er mußte drei Beruhigungstabletten, die er täglich bekam, unter Aufsicht einnehmen. Leszek sagte zu mir: Daß du ruhig bleibst, deine Verhandlung gewinnst, freikommst und mir von draußen helfen kannst. Heute glaube ich, daß Leszek ein großer Egoist ist. Deshalb gab er mir auch die Tabletten.«
    Warum redet Roman über Leszek, als sei dieser ein
    normaler, psychisch gesunder Mann? Seine Antwort: »Weil er nicht dumm ist. – Vielleicht hat er psychische Störungen, aber er ist gerissen, gewieft, er ist sehr clever, pfiffig, gewandt, durchtrieben und hat Sinn für das Praktische. Als Kind stempelte man ihn als Dorfdeppen ab und dies war sehr bequem für ihn. Viele hatten Mitgefühl mit ihm und halfen ihm. Er machte nur, was er wollte. Er war stets unsauber und hungrig. Alle sagten zu ihm: Armer kleiner Lesio. Damit erreichte er sehr viel. Und: er ist immer höflich und zuvor-kommend. Vor den Beamten in Slupsk machte er sich selbst lächerlich, weil er genau merkte, sie glauben ihm, nehmen ihn aber nicht ernst. Die verhörende Polizistin nahm ihn sogar vom Arrest zum Büro des Staatsanwaltes ohne jegliche Sicherheits-maßnahmen mit. Sie fuhr mit ihm im Personenwagen. Leszek allein auf dem Rücksitz und ohne Handschellen. Ein Wunder, daß er nicht entkommen ist.
    Sie glauben, er gibt alles zu, weil er so dumm ist und weil ihm sowieso schon alles egal ist. Damit er ihnen alles sagt, geben sie ihm Pornos. Sie lassen ihn Pornofilme ansehen und wollen, daß er sich erregt und leichter spricht. Leszek genießt 86
    es, daß er sogar im Polizeirevier solche Filme sehen darf. Er gibt ohnehin nur Fälle zu, die der Polizei seiner Meinung nach längst bekannt sind. Es gefällt ihm, Geschenke von der Polizei zu bekommen, die ihn einen Mörder nennen. Leszek mußte zu achtundzwanzig Rekonstruktionen der Tatabläufe in die verschiedensten Orte und Städte in Polen. Er genoß auch diese
    ,Ausflüge’, denn er begriff sehr schnell, daß die Beamten tun, was er will.
    An einen Fall erinnere ich mich noch besonders: Wieder einmal wurde er abgeholt, und er erzählte mir später, daß sie ihn in eine Stadt namens Mlawa mitnahmen, wo er eine Frau getötet hatte. Er wurde von den Beamten nur in guten
    Restaurants verpflegt, übernachtete in Hotels und bekam sehr viel Süßigkeiten, vor allem seine heißgeliebte Schokolade. Er freute sich auf das ,Geleit’ durch den Herrn Staatsanwalt und die hohen Polizeibeamten, die sich alle sehr um ihn bemühten.
    Er sah sich als Star. Als er zeigen sollte, wo er den Körper versteckt hatte, dachte er darüber nach, daß damit der Ausflug zu Ende war, und täuschte eine Ohnmacht vor. Alle waren der Meinung, daß dieser arme schwache Leszek offensichtlich überfordert war. Doch Leszek war nicht überfordert, er wollte nur noch einmal die Reise machen, und das ist ihm gelungen.
    Er konnte auf einmal keinen Schritt mehr laufen und man mußte ihn zurückfahren. In der Zelle lachte er sich bei mir kaputt über die Dummheit der Beamten. Er machte sich über sie lustig. Er spielte mit allen.
    Als er eines Tages im Juni 1993 von einer solchen
    Rekonstruktion zurückkam, war er sehr aufgeregt, da der Mann eines Opfers anwesend war. Leszek erschrak sehr und hatte große Angst vor dessen Rache. Daraufhin hat er sich bei der Staatsanwaltschaft erkämpft, daß keine Angehörigen mehr dabeisein dürften. Der Staatsanwalt willigte ein.«
    Roman wird gefragt: »Wer hat die Rolle des Opfers
    gespielt?«

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    »Man versuchte zunächst, daß Polizistinnen diese Rolle übernehmen würden. Doch keine war bereit, sich auch nur anfassen zu lassen. Wenn er zeigen mußte, wie er die Opfer angegriffen hatte, wurden äußerst kräftige Polizisten dazu geholt. Für die Darstellungen der Vergewaltigungen hatte man eine Gipspuppe anfertigen lassen. Doch diese zerbrach sehr schnell auf Grund der starken Einwirkungen.
    Daraufhin hat der Staatsanwalt eine Plastikpuppe im
    Sexshop gekauft, den offenen Mund hat man meist mit einem Pflaster zugeklebt. Leszek war verliebt in diese Puppe. Er hat sich sehr stark erregt beim Anfassen, weil sie ihn besonders an ein Opfer erinnerte. Alles erregte ihn, was ihn an eine Frau erinnerte und weil er so erregt war, zeigte er in allen Details, was er den Opfern angetan hatte.
    Er träumte immer nur von dieser Puppe, er

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