Nur für Schokolade
nicht die Lage, in der sie sich befindet, und schreien auf den Gehsteig: »Ruhe! Sonst holen wir die Polizei.«
Und schon werden die Fenster wieder geschlossen. Leszek hat nun mit seinem Opfer lange genug Katz und Maus gespielt
– mit eisernem Griff packt er sie, hält ihr mit der anderen Hand den Mund zu und zerrt sie in einen Hinterhof. Weit ausholend sticht er auf das Mädchen ein, bis es auf den Boden sackt. Er nimmt sein dreckiges Taschentuch aus der Hose und stopft es Anika in den Mund. Sie ist noch bei vollem Bewußtsein, als Leszek, über sie gebeugt, beginnt, sie abzuschlachten. Dabei befindet er sich in höchster Erregung, in einem Blutrausch, der nicht enden will. Das Mädchen ist längst tot, doch er sticht noch immer auf sie ein. Als er sich ein wenig beruhigt, beginnt er sie zu vergewaltigen.
Am nächsten Morgen findet man Anika in ihrem Blut
liegend und niemand kann sich mehr erinnern, in der Nacht etwas gehört zu haben. »Besoffene grölen hier nachts oft ‘rum, das ist nichts Ungewöhnliches in dieser Gegend«, so der einzige Kommentar eines Mieters des Nachbarhauses.
Diesen Mord gesteht Leszek als einen der ersten. Voller Stolz berichtet er, wie hübsch die junge Frau war und welch schöne Brüste sie hatte. Aus all den bei ihm zu Hause gefundenen Wäschestücken zeigt er der Polizei die Wäsche 120
von Anika. Die Mutter bestätigt, daß dies die Wäsche ihrer Tochter sei. Man kennzeichnet sie jedoch nicht, und Jahre später im Zeugenstand, kann die Mutter ihre Aussage nicht mehr beeiden.
Opfer Nr. 9
Marta M., ermordet am 18.02.1990 in Bialystok
In Bialystok geht eine stolze Mutter, ihren Säugling im Kinderwagen vor sich herschiebend, einkaufen. In der Nähe des Ladens befindet sich der Kindergarten, den ihre größere Tochter besucht. Sie stellt den Kinderwagen mit ihrem sechs Monate alten Säugling wie üblich vor dem Laden ab, kramt ihren Einkaufszettel hervor und betritt das Geschäft. Sie erkennt eine Nachbarin und unterhält sich. Ihre kleine Marta schläft, als die Frau den Wagen abstellt, und so hat sie Zeit, mit der Frau ein wenig länger zu plaudern. Man spricht über die enorm gestiegenen Lebensmittelpreise und fragt sich, wie das in Zukunft weitergehen soll – wenn die Löhne der Ehemänner gleich bleiben.
Einige Zeit vergeht, bis die beiden Frauen den Verkaufsraum verlassen. Da bemerkt die Frau, daß sich der Kinderwagen nicht mehr an der Stelle befindet, an der sie ihn abgestellt hatte.
Entsetzt blickt sie nach links und rechts, aber sie kann den Wagen mit ihrem Kind nicht sehen. Panik kommt in ihr auf, doch die Nachbarin beruhigt sie: »Vielleicht hat sich jemand einen Spaß erlaubt und den Kinderwagen um die Ecke
geschoben und wartet dort auf Sie.«
»Ein schlechter Scherz!« gibt sie zur Antwort und rennt so schnell sie nur kann zur nächsten Seitenstraße. Doch weit und breit ist nichts von ihrem Kinderwagen zu sehen. Die
Nachbarin, die ihr hinterherläuft, erkennt die Situation. Die Frauen wissen nicht mehr weiter, die Mutter schreit: »Wo ist 121
mein Kind, wo ist mein Kind?«
Andere Frauen, die sich in der Nähe befinden, werden auf die beiden aufmerksam und kommen zu der Stelle, an der die Frauen wie angewurzelt stehengeblieben sind. Immer wieder ruft die Mutter den Namen ihres Säuglings und bekommt natürlich keine Antwort.
»Marta!« Ihre Stimme zittert, sie ist einem Zusammenbruch nahe. Wer hat ihr kleines Kind weggebracht? Und wohin? Die umstehenden Frauen wollen sie beruhigen, was ihnen jedoch nicht gelingt. So beschließen sie, die Gegend abzusuchen. Die Mutter des Kindes hat sich bei der Nachbarin eingehakt. Immer wieder versucht diese, die Mutter zu trösten, doch alle Worte nützen nichts. Inzwischen völlig apathisch, trottet sie neben der Bekannten her.
Nach fast einer Stunde treffen sich die Frauen wieder an der Stelle, von der sie zur Suche aufbrachen. Jede schüttelt den Kopf – sie haben nichts gefunden. So sehr sich die Frauen auch bemüht haben, in der näheren Umgebung war der Kinderwagen nicht. Sie führen die Mutter in ein Geschäft, wo sie sich hinsetzen kann. Man sieht ein, daß es keinen Sinn haben würde, allein weiterzusuchen und beschließt, die Polizei zu verständigen, die bereits nach wenigen Minuten eintrifft.
In Windeseile hat sich herumgesprochen, was dieser Frau widerfahren ist. Spontan erklären alle umstehenden Männer und Frauen, sich an der Suche zu beteiligen. Die eingetroffenen Polizeibeamten verständigen ihre
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