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Nur für Schokolade

Nur für Schokolade

Titel: Nur für Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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Instrument, genannt: Mord.
    Hier macht er den Eindruck eines Geschäftsmannes, der seine Lebensgeschichte zu verkaufen hat. Selbstsicher sitzt er mit einer olivgrünen Anstaltsjacke, einem verwaschenen blauen Rollkragenpullover und einer grünen Anstaltshose vor dem TV-Team, als hätte er einen Nadelstreifenanzug an. Einen Arm auf seine verschränkten Beine gelegt, so gelassen gibt er 204
    sich und wartet auf die nächsten Fragen.
    »Leszek, ich hätte gerne, daß Sie für Ihr Buch ein eigenes Vorwort schreiben.«
    »Ja, natürlich, geben Sie mir ein Blatt Papier und einen Schreiber, dann mache ich Ihnen Ihr Vorwort für mein Buch«, ist sein Kommentar. Die Anwesenden staunen: Leszek beginnt, sofort zu schreiben. Eilig, aber behutsam, notiert er einige Zeilen auf dem Papier. Mit den Worten: »Ist das gut so?«
    übergibt er den beschriebenen Zettel.
    »Was sagen Sie dazu, ich habe Ihnen auch noch einen
    Jogginganzug gekauft, da ich Ihre Kleidung, die Sie jetzt tragen, gerne haben möchte«, wird Leszek kurz darauf gefragt.
    »Aber nur den mit den drei Streifen möchte ich gerne, dann können Sie das alte Zeug haben!« Leszek glaubt nun, genug für die fünf Tüten Lebensmittel getan zu haben und fragt: »Habe ich mir nun die Sachen schon verdient?«
    »Nein, nein, Leszek, wir hatten ein Interview vor der Kamera vereinbart. Ich will, daß Sie alle Fragen, die Ihnen nun gestellt werden, beantworten – und zwar will ich die Wahrheit wissen, dann haben Sie sich alles verdient.« Jetzt sieht man Leszek deutlich an, daß er alles, was von ihm verlangt wird, schnell hinter sich bringen will.
    Er steht auf und geht zu dem Platz, der für das Interview vorbereitet ist. Ängstlich läßt er sich den Sender für den Ton an seiner Hose befestigen, aber da es eine junge Kamera-assistentin tut, hat er bald keine Hemmungen mehr.
    Als er die Pornohefte sieht, die neben ihm liegen, folgt er bereitwillig allen Anweisungen. Immer wieder läßt er die Blätter durch seine Finger gleiten, ohne sie aufzuschlagen. Er ist bereit, man sieht ihm seine Gewißheit deutlich an, auf alles eine Antwort parat zu haben. Gespannt wartet er auf die Fragen, die die Dolmetscherin übersetzt.
    »Leszek, wie geht es Ihnen?«
    »Mir geht es gut hier im Gefängnis, die Wärter behandeln 205
    mich korrekt, ich werde nicht geschlagen, man ist nett zu mir.
    Ich bin brav; was sie sagen, das mache ich. Ich glaube, für sie bin ich kein schlechter Mensch. Die Polizei ist an allem schuld, sie behauptet all die schrecklichen Dinge, sie wollten einen großen. berühmten Mörder aus mir machen. Sie haben mich ausgetrickst. Sie haben mich gezwungen, die vielen Morde zu gestehen. Ich habe nichts getan, ich bin kein großer Mörder.
    Ganz bestimmt nicht. Ich komme bestimmt in den Himmel.
    Glauben Sie mir, ich habe niemanden getötet. In allen Zeitungen steht, ich bin ein unersättlicher Teufel, aber das stimmt nicht, ich bin kein Teufel. Ich habe nichts getan, ich bin ganz brav!«
    »Leszek, erzählen Sie uns über Ihre Jugend« – damit sind wir bei seinem Lieblingsthema.
    »Ich habe eine sehr schwere Jugend gehabt, ich bin am 12.
    Februar 1966 in einem kleinen Dorf geboren. Meine Mutter war nicht verheiratet mit meinem Vater, und ich glaube, daß ich deshalb eine so schwere Kindheit gehabt habe. Auch meine Großmutter mochte mich nicht, ich glaube, sie war ein böser Mensch. Ich erinnere mich, ich wollte einmal spielen, aber meine Großmutter wollte das nicht und sie war böse auf mich.
    Dann hat sie meine kleine Hand genommen und auf die heiße Herdplatte gedrückt. Das war diese Hand, ja, diese«, sagt er und deutet dabei auf seine rechte Hand. »Als meine Mutter ins Krankenhaus kam und ich sie besuchen wollte, hat sie mich weggeschickt, und dann ist sie gestorben und ich konnte nie mehr mit ihr sprechen, warum sie mir so vieles angetan hatte.
    Ich glaube, sie hat mich nicht geliebt, sie war böse auf mich, daß ich ihr Kind war. Immer hat sie mich weggeschubst und geschlagen. Sie hat mich immer in Heime gesteckt, weil sie mich nicht mochte.«
    Leszek Pekalski ist schlau, was wie eine unverbrauchte, noch nie gehörte, alles entschuldigende Geschichte klingen soll, ist einstudiert. Über eine Stunde lang beteuert er immer wieder 206
    seine Unschuld. Zwischendurch gähnt er gelangweilt und lächelt die Anwesenden an. Ja, er gibt sogar eine Heirats-annonce vor laufender Kamera auf:
    »Ich bin doch ein junger Mann und ich komme bestimmt
    bald frei, weil ich niemandem

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