Nur in deinen Armen: Roman
hochgehoben und dann wieder auf die Füße gestellt.
Sie holte tief Luft und drehte sich zu ihm um. »Ich habe den Krug mit Wasser draußen stehen gelassen.«
Er hob eine Hand - darin hielt er den Wasserkrug. »Danke.« Sie nahm ihm den Krug aus der Hand, dabei berührte ihre Hand die seine. Sie schob die Reaktion darauf schnell von sich, dann wandte sie sich wieder der Vase zu und füllte Wasser hinein.
Das Gefühl der Bedrohung hinter ihr wich nicht.
»Tu so etwas nicht noch einmal.«
»Was soll ich nicht noch einmal tun?«
»Einfach wegschleichen, an eine Stelle, an der ich dich nicht sehen kann.«
Erstaunt wandte sie sich zu ihm um. » Wo du mich nicht … Wer hat dich denn zum Wächter über mich ernannt?«
Sein Gesichtsausdruck wurde hart. »Dein Vater und ich …«
» Du hast mit Papa darüber gesprochen ?«
»Natürlich. Er macht sich Sorgen. Ich mache mir Sorgen. Du kannst nicht länger«, er machte eine ausladende Geste, »im Dorf herumlaufen, als wäre niemand hinter dir her, der dich umbringen will.«
»Du hast absolut nicht das Recht, über mich zu bestimmen !« Sie wirbelte herum, nahm die Vase und ging damit in das Kirchenschiff. »Ich bin ein eigenständiger Mensch und zwar schon seit Jahren. Ich bin wirklich erstaunt , dass Papa …« Sie hielt inne, weil ihr die Worte fehlten, um auszudrücken, was sie fühlte. Es war kein direkter Betrug, aber ganz sicher hate sie das Gefühl, übergangen worden zu sein …
Sie stellte die Vase auf einen Vorsprung neben der Kanzel, holte tief Luft und rückte dann die Blumen noch einmal gerade.
Sie brauchte gar nicht zu überlegen, wo Lucifer war, sie fühlte ihn gleich hinter sich. Nach einem Augenblick trat er neben sie. Sie spürte seinen Blick auf ihrem Gesicht, fühlte, wie er versuchte, ihr in die Augen zu sehen, doch sie weigerte sich, ihn anzusehen.
Sie war mit den Blumen fertig, klopfte sich die Hände ab und wollte einen Schritt von ihm weg machen …
Er legte die Finger unter ihr Kinn und drehte ihr Gesicht zu sich.
Er hielt ihren Blick gefangen, tief sah er ihr in die Augen. »Dein Vater macht sich Sorgen um dich. Und das tue ich auch. Ihm liegt sehr viel an dir …« Er zögerte einen Augenblick, sein Gesicht verhärtete sich. »Und damit du dich gleich von deinem Erstaunen erholen kannst, dein Vater hat zugestimmt, dass ich auf dich aufpasse. In seinen eigenen Worten hat er gesagt: ›Was auch immer für eine Erlaubnis Sie brauchen, Sie haben sie von mir.‹«
Phyllida starrte ihn an, sah in dieses harte Gesicht, in seine Augen, die sie offen und ehrlich ansahen. Ein schweres Gewicht lag auf ihrer Brust. Sie brauchte sich gar nicht erst zu fragen, ob er die Wahrheit sagte, sie lag in seinem Blick.
»Und wie steht es mit meiner Erlaubnis?« Ihre Stimme klang ruhig und gelassen, ganz und gar nicht so, wie sie sich fühlte. Ihr Herz klopfte so laut, dass sie es in ihren Ohren hörte, in ihrem Hals fühlte.
Sein Blick hielt den ihren gefangen, dann gingen seine Augen zu ihrem Mund.
»Soweit ich das sehe, habe ich deine Erlaubnis bereits bekommen.«
Seine Stimme war leise, die Worte klangen düster. Das Gewicht auf ihrer Brust wurde noch größer.
Phyllida erstarrte. Sie entzog ihm ihr Kinn, dann sah sie ihm in die Augen. »Da irrst du dich gründlich.«
Sie trat an ihm vorbei, aus dem Kreis der Dunkelheit heraus und ging ruhig und gelassen aus der Kirche.
14
Nachdem Lucifer allein zu Mittag gegessen hatte, ging er durch den Wald zur Farm. Phyllida hatte darauf bestanden, sofort nachdem sie die Kirche verlassen hatte, nach Hause zu gehen. Er hatte sie bis zur Haustür der Farm gebracht, dann war er durch den Wald zum Herrenhaus zurückgegangen. Jetzt kehrte er auf dem gleichen Weg wieder zurück, weil er den Gedanken nicht ertragen konnte, dass sie sich in Gefahr befand und er sie nicht unter Aufsicht hatte.
Zehn Tage waren vergangen, seit sie sich zum ersten Mal gesehen hatten, was war in dieser Zeit aus ihm geworden?
Silas Coombe hatte er bereits besucht. Auch wenn er beinahe unzusammenhängende Dinge gestammelt hatte, so hatte Silas ihm doch genug verraten, um ihn davon zu überzeugen, dass er nichts über ein ganz besonderes Buch in Horatios Sammlung wusste, er hatte ganz einfach nur gehofft, einige Schätze zu einem günstigen Preis in die Hände zu bekommen. Silas war nicht der Mörder.
Lucifer bewegte sich über den mit welken Blättern übersäten Pfad, er war leise wie ein Jäger. Es gab eine Stelle, an der der Pfad
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