Nur in deinen Armen: Roman
…« Er richtete seine Aufmerksamkeit auf ihr Gesicht, dann beugte er sich ein wenig näher zu ihr und hob einen Finger an seine Nase. »Es gibt noch mehr Gründe, ein Buch zu kaufen, als es nur zu lesen, meine Liebe.«
»Oh?«
»Mehr kann ich dazu nicht sagen.« Silas setzte sich wieder gerade hin, Phyllidas fragender Blick schien ihm zu gefallen. »Aber ich bin nicht jemand, der so ganz ohne Grund interessiert ist, meine Liebe.«
»Ein Geheimnis«, murmelte Phyllida. »Ich liebe Geheimnisse. Sicher könnten Sie es mir verraten, ich werde es auch niemandem weitersagen.«
Sie bemühte sich, ein dümmlich fasziniertes Gesicht zu machen und beugte sich näher zu ihm, doch schnell wünschte sie, das hätte sie nicht getan. Silas blinzelte, seine Augen gingen zu ihren Lippen und glitten dann noch tiefer.
Phyllida kämpfte dagegen an, sich schnell wieder aufzusetzen. Wenn sie sich so vorbeugte wie jetzt, enthüllte der Ausschnitt ihres Kleides Silas Blicken mehr, als sie beabsichtigt hatte. Aber … immerhin wusste Silas etwas. »Gibt es vielleicht etwas, das Sie mir sagen möchten, Silas?«
Sie hatte diese Frage ganz leise ausgesprochen, wollte ihn damit ermutigen. Silas zwang seinen Blick wieder zu ihrem Gesicht, dann griff er nach ihr.
Phyllida keuchte auf und versuchte, sich ihm zu entziehen, doch Silas hatte die Arme bereits um sie gelegt.
»Meine Liebe, wenn ich gewusst hätte, dass Sie elegantere Männer bevorzugen, gebildete Gentlemen, dann wäre ich schon vor Jahren vor Ihnen auf die Knie gesunken.«
»Mr Coombe!« An seine Brust gedrückt holte Phyllida tief Luft. Sein Parfüm nahm ihr den Atem.
»Meine Liebe, ich habe gewartet und beobachtet - Sie müssen mir die Macht meiner Leidenschaft verzeihen. Ich weiß, Sie sind unerfahren in der Kunst der …«
» Silas ! Lassen Sie mich los!«
»Coombe.«
Wie ein Klang des Schicksals ertönte dieses einzige Wort. Der Klang eines rachsüchtigen, drohenden Schicksals.
Silas zuckte zusammen. Er stieß so etwas wie einen leisen Schrei aus, dann gab er sie frei und sprang auf die Füße, beinahe wäre er mit Lucifer zusammengestoßen. Silas wirbelte herum, legte beide Hände an die Brust und ruinierte so seine kunstvoll gebundene Krawatte. »Oje! Du liebe Güte. Sie … Sie haben mich erschreckt.«
Lucifer sagte gar nichts.
Silas sah in sein Gesicht und ging rückwärts den Weg entlang. »Ich wollte nur ein paar freundliche Worte mit Miss Tallent wechseln. Es ist nichts geschehen, gar nichts … Sie müssen mich jetzt entschuldigen.« Mit diesen Worten wirbelte er herum und rannte dann so schnell, wie seine hochhackigen Schuhe es erlaubten.
Phyllida saß noch immer auf dem Marmorblock und sah ihm nach. »Du liebe Güte.«
Sie fühlte den Augenblick, in dem Lucifer aufhörte, dem enteilenden Silas nachzusehen, und sein Blick sich auf sie richtete. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
Die Worte klangen, als hätte er sie zwischen zusammengebissenen Zähnen herausgebracht. Sie betrachtete ihn ruhig und stand dann auf. »Natürlich. Es ist alles in Ordnung.«
»Ich nehme an, der Eindruck, den Coombe hatte, war wohl falsch?«
Sie warf ihm einen eisigen Blick zu, dann strich sie ihren Rock gerade und hob den Kopf. Ohne ein Wort ging sie an ihm vorbei den Weg zur Kirche entlang. »Silas weiß etwas - etwas, das mit einem von Horatios Büchern zu tun hat.«
Er holte sie ein und ging dann neben ihr her, dunkel und bedrohlich. »Vielleicht sollte ich ihn einmal besuchen, ich bin sicher, ich könnte ihn dazu bringen, mir sein kostbares Geheimnis zu verraten.«
In seiner Stimme lag eine offene Drohung. Phyllida war froh darüber, dass Silas nicht hier war, um das zu hören, er wäre auf der Stelle ohnmächtig geworden. »Was auch immer es ist, es hat vielleicht gar nichts mit dem Mord an Horatio zu tun. Wir wissen, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass Silas der Mörder ist, und er war ganz sicher nicht der Mann, der mich angegriffen hat, dafür ist er viel zu klein.« Vor der Tür der Sakristei blieb sie stehen und sah Lucifer an. »Du kannst nicht rumlaufen und alle einschüchtern, damit sie das tun, was du willst.«
Er sah sie mit seinen mitternachtsblauen Augen an. Die Botschaft, die sie darin las, war eindeutig: Glaubst du nicht ?
Sie hob das Kinn und trat in die Sakristei. Dort blieb sie wie angewurzelt stehe. Er war hinter ihr hergekommen und stieß mit ihr zusammen, sie wäre gefallen, hätte er nicht schnell den Arm um sie gelegt, sie mühelos
Weitere Kostenlose Bücher