Nur in deinen Armen: Roman
eine Biegung machte und zwischen dichten Büschen verschwand, so dass man nichts mehr sehen konnte. Er trat um die Biegung und blieb stehen, gerade noch zeitig genug, um nicht mit Phyllida zusammenzustoßen.
Stattdessen stieß sie mit ihm zusammen.
Er fing sie auf und hielt sie fest, dabei musste er sich zusammenreißen, um nicht die Arme um sie zu schließen. Ihre Brüste drängten sich an seinen Oberkörper und riefen ihm die Freuden ins Gedächtnis, Lust, Verlangen und eine Sehnsucht, die nur sie in ihm weckte.
Sie musste seine Reaktion gefühlt haben. Ihr stockte der Atem, dann erstarrte sie, holte tief Luft und trat einen Schritt zurück.
»Entschuldigung.« Ihre Stimme klang atemlos, und sie vermied es, ihn anzusehen, stattdessen strich sie ihren Rock gerade. Dann hob sie den Kopf und sah an ihm vorbei. »Ich war gerade zu dir unterwegs.«
Er fühlte ihren Blick kurz auf seinem Gesicht, während er auf den leeren Weg hinter ihr blickte. Sie hatte niemanden zu ihrem Schutz mitgebracht. Sein Temperament drohte, mit ihm durchzugehen, harte Worte lagen auf seiner Zunge, und er verspürte das Bedürfnis, sie damit zu überhäufen.
Doch dann schluckte er seine Worte hinunter, obwohl er sich fühlte wie ein gefangenes Tier. Wenigstens war sie zu ihm unterwegs. Nach diesem Morgen sollte er wahrscheinlich dankbar dafür sein.
Er trat einen Schritt zur Seite und bedeutete ihr, vor ihm herzugehen. Dann folgte er ihr und wartete auf ihre Erklärung, warum sie ihn besuchen wollte. Wollte sie ihm sagen, dass sie seine Beweggründe verstand? Wollte sie gestehen, dass es falsch war, allein herumzulaufen, und dass sie seine Dienste als ihr Aufpasser zu schätzen wusste?
Sie erreichten den Rand des Waldes und traten in den Sonnenschein. »Ich bin gekommen, um dich zu bitten, ob ich mir vielleicht auch noch die Schuppen und die Lagerräume ansehen kann.« Sie sah über den Küchengarten zu einem der Schuppen. »Sie sind mit Möbeln voll gestopft - es kann gut sein, dass mir der Schreibtisch entgangen ist, als ich an jenem Sonntag danach gesucht habe.«
Lucifer sah ihr ins Gesicht, doch sie vermied es, ihn anzusehen. Nach einem Augenblick holte er tief Luft. »Wenn du das möchtest, dann solltest du es auf jeden Fall tun.« Er verbeugte sich übertrieben höflich, dann machte er eine Handbewegung, damit sie weiterging. »Allerdings wirst du mich entschuldigen müssen, es gibt noch andere Dinge, die meine Aufmerksamkeit verlangen.«
Sie senkte hochmütig den Kopf, dann ging sie zu dem Schuppen hinüber. Er sah ihr nach, bis sie darin verschwunden war, dann wandte er sich zum Haus. Er marschierte durch die Küche und gab Dodswell den Auftrag, den Schuppen nicht aus den Augen zu lassen, dann zog er sich in die Bibliothek zurück und hinterließ die strenge Anweisung, nicht gestört zu werden.
Phyllida betrat den Schuppen, endlich gelang es ihr auch, tief Luft zu holen. Ihre Nerven waren noch immer angespannt, schweigend blieb sie stehen und wartete, bis sie sich ein wenig beruhigt hatte.
Was war los? In nur wenigen Tagen hatte sich ihr Leben verändert, statt eines langweiligen Tagesablaufs gab es unvorhersehbare Ereignisse, der graue Alltag wimmelte vor aufregenden Dingen, es gab keine schläfrigen Tage mehr, sondern intensiv erlebte Stunden. Und es hatte nur wenig mit dem Mord an Horatio zu tun. Das war vielleicht ein Teil der Veränderung um sie herum, aber es war nicht der Grund dieses Wirbelwindes an Veränderungen in ihrem Leben.
Ein heißer Wirbelwind mit Namen Lucifer.
Glücklicherweise hatte er sie in Ruhe gelassen. Wäre er geblieben, dann wäre sie - oder vielleicht auch er - nicht in der Lage gewesen, dem Wunsch zu widerstehen, ihre Diskussion fortzusetzen, die noch nicht beendet war. Und das hätte zu keinem glücklichen Ergebnis geführt. Sie war noch immer wütend darüber, dass er mit ihrem Vater über ihre Sicherheit gesprochen hatte und nicht mit ihr. Niemand, weder Cedric noch Basil, hatte so einfach und in einer so arroganten Art und Weise die Kontrolle über sie übernommen.
Der Gedanke machte sie so wütend, dass sie ihn schnell beiseite schob und mit ihm auch all die Fragen, die Lucifer umgaben. Sie sah sich um. Der lange Schuppen war mit Kisten und Möbelstücken angefüllt, die an den Wänden aufgestapelt waren oder in der Mitte standen, so dass nur ein schmaler Weg rund um den Raum übrig geblieben war.
Sie hatte hier an diesem schicksalhaften Sonntag nach dem Reiseschreibtisch gesucht. Sie
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