Nur in deinen Armen: Roman
»Was für Geschäfte machst du denn?«
Es dauerte das ganze Mittagessen über und noch länger, um ihr das alles zu erzählen. Als er endlich damit fertig war, saßen sie bereits wieder in seinem Wagen und fuhren über die Stra ße, die schließlich an der Küste entlangführen würde. Phyllida war fasziniert.
»Ich hatte ja gar keine Ahnung. Ich habe geglaubt, du seist nur ein feiner Mann aus London - dass du nicht mehr tust, als dich nur in Ballsälen zu amüsieren und die Ladys zu verzaubern.«
»Das stimmt ja auch, aber man muss doch etwas tun, um seine Zeit zu verbringen.«
»Hmm.« Sie warf ihm einen abschätzenden Blick zu. »Also ist dein Interesse für eine Viehzucht wirklich echt?«
»Wenn man bedenkt, dass ich jetzt das Land dazu besitze, wäre es doch eine Schande, es nicht zu nutzen, und eine Viehzucht einzurichten scheint mir ein wunderbarer Ausgleich zu meiner Sammlertätigkeit.«
»So habe ich das noch gar nicht gesehen, aber ich nehme an, das stimmt.« Phyllida sah nach vorn auf die Straße.
Dann packte sie plötzlich seinen Arm. »Halt an!«
Lucifer zog die Zügel an und sah zu ihr hinüber. »Was ist los?«
Sie wandte sich um und starrte die Straße zurück. Lucifer folgte ihrem Blick. Ein Kesselflicker wanderte die Straße hinab nach Exeter.
»Der Hut!« Phyllida sah ihn mit großen Augen an. »Dieser Kesselflicker trägt den Hut !«
Lucifer wandte die Pferde um. »Ganz ruhig«, warnte er Phyllida, als er auf der gleichen Höhe mit dem Kesselflicker angekommen war. Sie starrte den Mann an - und auch den Hut -, doch sagte sie nichts. Lucifer fuhr noch etwa hundert Meter weiter, dann wendete er den Wagen noch einmal. Er fuhr bis auf etwa die gleiche Höhe wie der Mann, dann zog er die Zügel an.
»Guten Tag.«
Der Kesselflicker blieb stehen und legte die Hand an die Hutkrempe - an die Krempe des Hutes, der ganz offensichtlich nicht ihm gehörte.
»Guten Tag, Sir, Ma’am.«
»Dieser Hut«, meinte Phyllida. »Haben Sie den schon lange?«
Ein vorsichtiger Blick trat in die Augen des Mannes. »Den habe ich gefunden, ehrlich, ich habe ihn nicht gestohlen.«
»Das habe ich auch nicht angenommen.« Phyllida lächelte ihm aufmunternd zu. »Wir haben uns nur gerade gefragt, wo Sie ihn wohl gefunden haben.«
»Auf einer Straße an der Küste.«
»Wie weit weg denn? Noch vor Sidmouth?«
»Aye - noch ein ganzes Stück davor. Ich habe Axmouth verlassen und mich entschieden, ein Stück ins Land zu gehen. Dort gibt es ein verschlafenes kleines Dorf, es heißt Colyton.«
»Das kennen wir«, mischte sich jetzt auch Lucifer ein.
»Ich schärfe Messer.« Der Kesselflicker deutete auf einen Sack auf seinem Rücken. »Nachdem ich in dem Dorf fertig war, bin ich weitergezogen, nach Westen und dann nach Nordwesten, es gibt da einen Weg, der nach Honiton führt, dahin wollte ich als Nächstes gehen. Den Hut habe ich auf diesem Weg gefunden, ein Stück vor Colyton.«
Phyllida nickte. »Dann müssen Sie den Weg an der Kirche vorbei genommen haben und an der Schmiede vorbei, den Hügel hinauf …«
»Aye, das ist richtig.«
»Dann gibt es da einen kleinen Abhang, ein flaches Tal, von dem aus man zur nächsten Anhöhe kommt - sagen Sie mir, wenn ich zu der Stelle komme, wo Sie den Hut gefunden haben -, und dann steht dort ein großes Tor, danach wird der Weg schmaler und führt nach unten, zum Meer …«
»Da ist es! Genau an der Stelle habe ich den Hut gefunden. Ich war gerade unten an der Hecke, kurz vor der Stelle, wo der Weg zum Meer endet. Ich habe den Hut aufgehoben, habe den Staub abgeklopft - es stand kein Name darin. Ich habe mich umgesehen, aber dort gibt es meilenweit kein Haus. Dann bin ich ein paar Meter weitergegangen, und der Weg wurde zu einem schmalen Pfad, der nach Nordwesten nach Honiton führt.«
Der Kesselflicker strahlte Phyllida an, sie strahlte zurück.
»Hier.« Lucifer hielt ihm zwei Münzen hin. »Eine ist für den Hut, die andere für Ihre Hilfe. Sie werden sich davon eine anständige Kappe kaufen können, können sich noch ein gemütliches Zimmer mieten, ein gutes Essen und ein paar Getränke bezahlen.«
Die Augen des Kesselflickers wurden ganz groß und leuchteten. »Mein Glückstag - der Tag, an dem ich den Hut gefunden habe.« Er reichte ihn Phyllida.
Lucifer gab ihm die beiden Münzen. »An welchem Tag war das, an welchem Tag haben Sie den Hut gefunden?«
Der Mann verzog nachdenklich das Gesicht. »Ich habe Axmouth am Montag verlassen und habe einen Tag zwischen
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