Nur in deinen Armen: Roman
verabschiedete, danach gingen die beiden nach drau ßen, wo ein kleiner Junge auf die Pferde aufgepasst hatte. Lucifer warf dem Jungen eine Münze zu, dann half er Phyllida in den Wagen. »Was hast du Robert gesagt? Weiß er, dass ich über die Briefe Bescheid weiß?«
»Nicht so ganz.« Phyllida fasste die Röcke zusammen, damit er neben ihr genug Platz hatte. »Ich habe ihm gesagt, du hättest mir erlaubt, nach dem Schreibtisch zu suchen. Er macht sich schreckliche Sorgen wegen dieser ganzen Sache.«
»Das habe ich bemerkt.« Lucifer fragte sich, warum die Briefe wohl so wichtig sein mochten, doch dann schob er den Gedanken beiseite. »Wo ist das Zollhaus?«
Das Zollhaus stand am Kai, nur wenige Minuten von der High Street weg, eine abschüssige, gepflasterte Straße hinunter. Der Kai bildete das Ufer des Flusses Exe, Boote lagen dort am Ufer und hüpften auf den Wellen. Lucifer hielt vor dem hübschen zweistöckigen Gebäude aus Ziegelsteinen an, das Phyllida ihm gezeigt hatte. In der Nähe stand ein Schiffsjunge, dessen Augen beim Anblick der Schwarzen aufleuchteten. Lucifer winkte ihn heran.
Ein Stück weiter am Kai lag ein Gasthaus vor den Hügeln, die sich dahinter erhoben. Das Zeichen einer Meerjungfrau hing über der Tür. Lucifer befahl dem Jungen, die Schwarzen zu dem Gasthaus zu führen und sie dem Stallknecht zu übergeben.
»Es wird nicht lange dauern«, meinte Phyllida, als er ihr aus dem Wagen half.
Sie führte ihn in das Gebäude und ging sofort zu dem Tresen, der an einer Seite der Wand stand. »Ich möchte gern mit Leutnant Niles sprechen. Wenn Sie ihm bitte sagen würden, dass Miss Tallent hier ist.«
Der Mann hinter dem Tresen betrachtete sie, als sie sich die Handschuhe auszog. »Der Leutnant ist beschäftigt. Er erledigt hier nur geschäftliche Angelegenheiten.«
Phyllida hob den Kopf und sah den Mann an. »Hier geht es um Geschäfte.«
Lucifer hatte hinter ihr langsam den Raum betreten, jetzt stand er gleich hinter ihr und sah den Mann an.
Der Mann schluckte, dann blickte er wieder zu Phyllida. »Ich werde es ihm sagen. Miss Tallent, sagten Sie?«
»In der Tat.« Phyllida wartete, bis der Mann durch die Tür verschwunden war, ehe sie sich zu Lucifer umwandte. »Was hast du mit ihm gemacht?«
Lucifer riss erstaunt die Augen auf. »Nichts.« Er lächelte. »Ich war nur ich selbst.«
Phyllida machte ein unwilliges Geräusch. Dann wandte sie sich wieder zu dem Tresen, als sich die Tür dahinter öffnete. Ein Gentleman in der Uniform der Zollbeamten erschien, lächelnd streckte er ihr die Hände entgegen.
»Miss Tallent.« Er ergriff ihre Hand und sah dann an ihr vorbei Lucifer an.
»Guten Morgen, Leutnant Niles.« Phyllida deutete auf Lucifer. »Darf ich Ihnen Mr Cynster vorstellen. Er lebt jetzt in Colyton.«
»Oh?« Mit unschuldig fragendem Gesicht schüttelte Niles Lucifers Hand. »Soll das bedeuten, dass Sie sich jetzt auch für die Colyton Import Gesellschaft interessieren?«
»Ein mildes Interesse«, gab Lucifer zurück. »Rein beratend.«
Er bemerkte, dass Phyllida den angehaltenen Atem ausstieß. Niles wandte sich wieder ihr zu, und sie begann zu reden. »Ich wollte mit Ihnen nur noch einmal die Zahlen durchgehen und fragen, ob wir unsere Zahlungen ändern müssen.«
»In der Tat.« Niles winkte sie in sein Büro. »Wenn Sie bitte mitkommen würden?«
Er und Phyllida versanken in eine Unterhaltung über die verschiedenen Waren, die die Gesellschaft in letzter Zeit eingeführt hatte, die sie in Zukunft noch einführen wollte, und über die Zölle, die auf die verschiedenen Lieferungen gezahlt werden mussten. Lucifer lehnte sich zurück und lauschte, es faszinierte ihn wie Phyllida, wenn sie erst einmal die Gelegenheit hatte, die Unterhaltung und auch Niles dominierte. Sie war von Kopf bis Fuß eine Geschäftsfrau.
Er lächelte innerlich, als sie endlich mit dem Leutnant fertig war. Sie steckte die Liste mit den neuesten Zolltarifen in ihre Tasche, stand auf und wandte sich zu ihm um. Sie wartete, bis sie sich von Niles verabschiedet hatten und wieder draußen auf dem Kai standen, ehe sie ihn fragte: »Und was amüsiert dich an der ganzen Geschichte so sehr?«
»Gar nichts. Ich bin sehr angetan, gar nicht amüsiert. Mir ist nur gerade der Gedanke gekommen, dass du auch mir bei meinen Geschäften eine große Hilfe wärst und nicht nur ich dir mit der Gesellschaft helfen könnte.« Er nahm ihren Arm und führte sie zu der Meerjungfrau.
»Geschäfte?« Sie sah zu ihm auf.
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