Nur in deinen Armen: Roman
Luft zu holen, musste sie husten.
Als der Hustenanfall ein wenig abgeklungen war, reckte sie sich und ging vorsichtig hinüber zum Klingelzug.
Ihre Zofe Becky kam. Zwanzig Minuten später fühlte Phyllida sich wieder als Mensch. In einem lavendelfarbenen Kleid mit einem Volant und einem schmalen Gürtel aus dunklerem Stoff, mit einem leichten Schal um den Hals und einem Hauch Parfüm, mit ordentlich gekämmtem Haar, war sie bereit für alles, was hinter der Tür lag.
Die Zofe öffnete ihr die Tür. Noch ehe sie über die Schwelle treten konnte, war Lucifer an ihrer Seite.
Er runzelte die Stirn. »Du hättest läuten sollen. Ich hätte …« Er hielt inne und verzog dann das Gesicht. »Ich hätte Jonas Bescheid gesagt, dass er dich nach unten trägt.«
Phyllida lächelte ihn an, in ihrem Lächeln lag ihr ganzes Herz. Dann sah sie sich um und stellte fest, dass auch er sich ausgeruht und erholt hatte. Er trug einen dunkelblauen Rock, der das dunkle Blau seiner Augen unterstrich und sie noch dunkler aussehen ließ. Der Anblick vertrieb ihre Sorgen, derer sie sich erst jetzt richtig bewusst geworden war.
»Du solltest nicht herumlaufen.«
Seine Stimme klang rau. Sie betrachtete sein Gesicht, dann meinte sie: »Warum denn nicht? Du tust es doch auch.«
Er verzog unwillig das Gesicht und versuchte, in ihren Augen zu lesen. »Ich bin aber auch nicht bewusstlos geschlagen worden.«
Sie zog die Augenbrauen hoch. »Hat man mich bewusstlos geschlagen?«
»Ja.«
»Nun, jetzt bin ich auf jeden Fall wieder bei Bewusstsein. Und wenn du mir deinen Arm reichst, werden wir es auch nach unten schaffen.«
Das tat er. Vorsichtig ging er mit ihr die Treppe hinunter und dann hinüber zur Bibliothek, und wie sie es vorausgesagt hatte, schafften sie es recht gut.
Vor der Tür der Bibliothek sah sie ihm ins Gesicht. Dann hob sie einen Finger und strich über seine Wange, wie sie es vor zwei Wochen zum ersten Mal getan hatte. »Wenn wir beide zusammenarbeiten, sind wir unbesiegbar.«
Sie hatte damit eigentlich ihren Gang die Treppe hinunter gemeint, doch als sie ihre Worte jetzt hörte, wusste sie, dass sie viel mehr zu bedeuten hatten.
Sie sah zu ihm auf, in seine blauen Augen. Er griff nach ihrer Hand und drückte einen Kuss in ihre Handfläche. »So sieht es aus.«
Er hielt ihren Blick noch einen Augenblick länger gefangen, dann streckte er die Hand aus und öffnete die Tür der Bibliothek.
Ihr Vater stand auf, als sie eintraten. Genau wie Cedric. Jonas stand am Fenster.
»Meine Liebe.« Mit ausgestreckten Händen kam Sir Jasper auf sie zu, sein Gesicht war besorgt.
Phyllida legte ihre Hände in seine. »Papa.« Sie erwiderte seinen Kuss. »Ich fühle mich viel besser, und ich sollte jetzt wirklich erzählen, was geschehen ist.« Ihre Stimme klang genauso rau wie die von Lucifer.«
»Hmm.« Sir Jasper sah sie an, seine buschigen Augenbrauen waren nach unten gezogen. »Bist du auch ganz sicher, dass du dazu in der Lage bist?«
»Ganz sicher.« Sie griff wieder nach Lucifers Arm und ließ sich von ihm zur chaise führen. Cedric nickte sie zu.
»Ich dachte, Cedric sollte auch dabei sein«, murmelte Lucifer, als sie sich setzte. »Es gibt da gewisse Punkte, bei denen er uns vielleicht helfen kann.«
Phyllida nickte und lehnte sich zurück. Doch noch ehe sie etwas sagen konnte, hatte Lucifer bereits nach ihren Füßen gegriffen und legte sie hoch. Früher hätte sie ihn wütend angesehen und die Füße wieder auf den Boden gestellt, jetzt allerdings suchte sie nach der bequemsten Lage.
»Also.« Ihr Vater setzte sich auf einen Sessel in der Nähe und räusperte sich. »Wenn du entschlossen bist, uns heute Abend alles zu erklären, dann fangen wir besser gleich an, wie?«
»Vielleicht sollte ich, um Phyllidas Hals ein wenig zu schonen, erst einmal erzählen, was vorher geschehen ist«, meinte Lucifer. »Dann könnte sie von da aus weitererzählen.«
Sir Jasper sah Lucifer erwartungsvoll an. Cedric auf dem anderen Sessel wandte auch den Kopf zu Lucifer. Jonas blieb am Fenster stehen.
Lucifer lehnte sich zurück. »Es gibt da einige Dinge in unseren Nachforschungen, die auch andere Menschen betreffen, die nicht in den Mord an Horatio verwickelt sind und auch nicht in die darauf folgenden Angriffe auf Phyllida, denen aber sowohl Phyllida als auch ich einige Vertraulichkeit schuldig sind.« Er warf Sir Jasper einen schnellen Blick zu. »Wenn Sie akzeptieren, dass bei einigen unserer Entdeckungen keine genaue Erklärung
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