Nur in deinen Armen: Roman
sein, dass sie den Hut nicht wiedererkannt hatte. Gab es vielleicht noch etwas anderes, das sie gesehen hatte?
Mit gerunzelter Stirn ging sie weiter.
Neben sich hörte sie ein verächtliches Geräusch. Sie fühlte Lucifers Blick auf ihrem Gesicht und glättete ihre Stirn schnell wieder.
»Ich sollte deinem Vater etwas über deine Verbindung zu dem Mörder sagen.«
Sie stellte sich vor ihn. »Du hast doch nicht etwa eine Andeutung gemacht?«
Er sah sie böse an. »Nein - aber das sollte ich tun. Und ich werde es tun, wenn das die einzige Möglichkeit ist, dich in Sicherheit zu wissen.«
Sie atmete ein wenig leichter. »Ich passe schon auf.«
»Du passt auf? Sieh dich doch nur an. Mitten in der Nacht läufst du hier draußen herum - allein!«
»Aber niemand weiß, dass ich hier bin.«
»Bis auf alle diejenigen, die etwas mit dieser Sache hier zu tun haben.«
Sie schnaubte verächtlich. »Niemand von diesen Männern ist der Mörder, und das weißt du auch.«
Schweigen senkte sich über sie.
»Willst du etwa behaupten, dass niemand bemerkt hat, dass alle paar Nächte Licht in der Kirche ist?«
»Natürlich bemerken die Leute das - sie glauben, es sind Schmuggler.«
»Also weiß jeder, dass du hier bist.«
»Nein! Sie können sich nicht einmal vorstellen , dass ich hier bin - ich bin eine Frau , vergiss das nicht.«
Das brachte ihn zum Schweigen. Doch nur für einen kurzen Augenblick. »Glaub mir, das werde ich sicher nicht vergessen.«
Sie stolperte. Er griff nach ihrem Arm, zog sie hoch und drehte sie zu sich herum. Sie beruhigte sich wieder und blickte über seine Schulter zum Dorfanger. »Gütiger Gott!« Sie starrte an ihm vorbei. »In deinem Salon ist gerade ein Licht aufgeblitzt.«
Sie erstarrten beide und blickten zum Herrenhaus. Alles war dunkel, doch dann flackerte wieder ein Licht auf. Noch ehe sie genauer hinsehen konnten, huschte ein schwacher Schein über die Fenster des Salons. Jemand hatte eine Lampe angezündet und sie dann heruntergedreht.
Phyllida holte tief Luft. »Das muss der Mörder sein!«
»Bleib hier!«
Lucifer ließ sie los und lief den Abhang hinunter.
»Hah!« Phyllida rannte hinter ihm her.
Sie umrundeten den Entenweiher und schlichen dann über die Straße, dabei waren sie sorgfältig darauf bedacht, lockere Steine zu vermeiden. Als sie am vorderen Zaun angekommen waren, duckten sie sich in die Schatten und liefen dann an der Gartenmauer des Herrenhauses entlang. Lucifer war vor ihr am Tor, er richtete sich auf und öffnete es …
Es quietschte.
Das Geräusch war so laut, dass es einen Toten aufgeweckt hätte.
Lucifer rannte über den Weg, der Kies knirschte unter seinen Füßen. Phyllida folgte ihm auf den Fersen.
Das Licht im Salon erlosch plötzlich.
Sie hielten vor der Haustür an, und Lucifer nestelte an den ihm noch unbekannten Schlüsseln herum. Drinnen hörte man Schritte auf dem Fliesenboden. Lucifer hielt inne, er hob den Kopf und lauschte.
Dann fluchte er und steckte die Schlüssel zurück in seine Tasche. Er sah sie an. »Verdammt! Bleib hier!« Er wandte sich um und lief an der Vorderseite des Hauses entlang.
Phyllida folgte ihm.
Lucifer bog um die Ecke und blieb stehen. Phyllida stieß mit ihm zusammen. Sie hielt sich an seinem Rücken fest und sah über seine Schulter.
Sie entdeckte den Schatten einer fliehenden Gestalt. »Da!« Sie deutete mit dem Finger in die Richtung.
Der Mond kam gerade hinter einigen Wolken hervor, als der Mann über die offene Wiese lief. Er rannte in Richtung auf die Büsche davon.
» Bleib hier !« Lucifer verfolgte ihn.
Phyllida zögerte. Es gab noch zwei weitere Ausgänge aus den Büschen - einer führte zum See, der andere … Sie blickte zu dem schmalen Pfad neben der Wiese, dann holte sie tief Luft und lief los.
Die Tatsache, dass sie ihm nicht folgte, ließ Lucifer einen Blick zurückwerfen. Zuerst konnte er sie nicht entdecken - doch dann sah er sie. Sie rannte wie ein Schatten über die Wiese am Haupttor. Ihm blieb das Herz stehen.
»Nein!«, brüllte er. »Komm zurück!«
Sie verschwand im Dunkeln am Eingang zu dem schmalen Weg.
Er fluchte heftig, dann drehte er um und lief ihr nach.
Der Weg wand sich durch die Büsche, er war wie ein Tunnel, dessen Wände pechschwarz waren und dessen Dach den Nachthimmel mit dunklen Ästen abschirmte. Er konnte kaum den Boden unter seinen Füßen erkennen. Äste rissen an seiner Jacke, doch er rannte immer weiter.
Phyllida war schnell - viel schneller, als er erwartet
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