Nur mit dir sind wir eine Familie
einer Begrüßung.
Charlottes Gesichtsausdruck wechselte von Überraschung zu Verwirrung. Verlegen fuhr sie sich mit der Hand durch die dunklen Locken. „Nein … gar nicht“, antwortete sie. „Aber … hätte ich mit dir rechnen müssen?“
„Nein. Sorry, dass ich dich vorher nicht angerufen habe, aber nach meinem spontanen Entschluss, den Wagen vollzuladen, wollte ich mich sofort auf den Weg machen, um dem Wochenendverkehr zuvorzukommen. Ich … ich hoffe, mein plötzliches Auftauchen macht dir nichts aus?“
Mann, ist meine Ausrede lahm, dachte Sean, während er vor Anspannung die Luft anhielt.
„Nein, kein Problem … überhaupt kein Problem“, antwortete Charlotte nach kurzem Zögern. Ihr Lächeln war erfreut genug, um ihn zu beruhigen. Sie winkte ihn hinein. „Das hier ist noch immer dein Haus, wie du weißt, und ehrlich gesagt ist dein Timing perfekt. Ich versuche nämlich gerade, im Kinderzimmer ein Regalbrett an die Wand zu hängen, kriege es aber einfach nicht hin. Könntest du mir dabei helfen?“
„Nichts lieber als das.“
„Toll.“ Sie schloss die Tür und drehte sich in der Halle zu ihm um. „Hast du schon zu Mittag gegessen?“
„Nein, ich habe noch nicht mal gefrühstückt“, gestand er.
„Ich wollte mir gerade etwas Tomatensuppe aufwärmen und dazu ein Käsesandwich machen. Möchtest du auch etwas?“
„Gern“, erwiderte Sean glücklich.
„Okay, dann lass uns in die Küche gehen.“
Charlotte lächelte ihm flüchtig zu, bevor sie sich umdrehte und in die Küche ging. Als Sean ihr folgte, sah er sich verstohlen im Haus um. Soweit er auf den ersten Blick erkennen konnte, hatte sich während seiner Abwesenheit nichts verändert.
Die Eingangshalle erstreckte sich von der Haustür bis zur Rückseite des Hauses. Eine schmale Treppe auf der rechten Seite führte nach oben in den ersten Stock. Seitlich von der Halle lagen auf der Frontseite das Wohn- und das Arbeitszimmer und hinten das Esszimmer und die Küche mit dem Hauswirtschaftsraum. Die vier Schlafzimmer und zwei Bäder befanden sich im ersten Stock. Mit diesem Grundriss war das alte Plantagenhaus wesentlich kleiner als manches andere in Louisiana. Trotzdem bot es reichlich Platz für eine große Familie.
„Brauchst du Hilfe?“, fragte Sean, als sie in der Küche ankamen. Die Schränke, die Wandvertäfelung und der Fußboden waren noch im Originalzustand, die Küchengeräte jedoch waren sehr modern. Ein runder Klapptisch aus Mahagoni und sechs dazu passende Stühle im Landhausstil standen in einer kleinen Nische.
„Du kannst schon mal die Suppe aufwärmen, wenn du willst“, antwortete Charlotte und stellte ihm eine Tupperdose mit ihrer selbst gemachten Tomaten-Basilikum-Suppe hin.
„Sind die Töpfe noch am selben Platz wie früher?“
„Klar.“
Sean zog seine Jacke aus und hängte sie über einen Stuhl. Dann öffnete er den Schrank neben dem Herd und zog einen Topf mit Kupferboden heraus. Während Charlotte ihren heiß geliebten Sandwichtoaster einsteckte und vier Brotscheiben mit Butter beschmierte, füllte er den Topf mit Suppe und stellte ihn auf den Herd. Danach deckte er ohne zu fragen den Tisch.
„Du hängst also gerade ein Bord im Kinderzimmer auf?“, begann er das Gespräch.
„Ich versuche , es aufzuhängen“, antwortete Charlotte trocken. „In dem Buch, das ich mir in der Bibliothek ausgeliehen habe, sah alles ganz einfach aus, aber in der Praxis ist es doch erheblich komplizierter als gedacht.“
„Das liegt daran, dass das Haus so alt ist. Die Wände sind im Laufe der Jahre gesackt. Weißt du noch, wie schwierig es war, die Schränke im Badezimmer zu montieren?“
„Ja, ich erinnere mich. Aber leider fiel es mir erst nach dem zweiten vergeblichen Versuch wieder ein.“
„Vermutlich geht es leichter, wenn einer von uns das Regal festhält und der andere die Bohrlöcher auf der Wand einzeichnet.“
„Gute Idee.“
Als die Suppe und die Sandwiches fertig waren, goss Charlotte ihnen zwei Gläser Eistee ein. Dann setzten sie sich auf ihre angestammten Plätze und begannen zu essen.
„Du hast vorhin erwähnt, dass du dein Auto vollgepackt hast“, sagte Charlotte, nachdem sie den größten Appetit gestillt hatte.
„Richtig. Ich dachte, ich nutze das schöne Wetter, um dir die Sachen vorbeizubringen, die ich für … Katie besorgt habe.“
„Wolltest du sie nicht hierher liefern lassen?“, fragte sie verwirrt. „Ich habe doch erst gestern Nachmittag den Liefertermin vereinbart. Sie
Weitere Kostenlose Bücher