Nur mit dir sind wir eine Familie
sollen nächsten Donnerstag um vier kommen.“
„Das betrifft nur die Möbel. Ich habe noch ein paar andere Dinge gekauft.“
Als Sean ihr alles aufzählte, sah sie ihn freudig überrascht an. „Wow! Du hast dich ja ganz schön ins Zeug gelegt“, sagte sie anerkennend. „Dagegen war ich geradezu faul. Na ja, immerhin habe ich schon ein paar Kleider, Schuhe und einen süßen kleinen Schneeanzug besorgt.“
„Du hast genug mit dem Kinderzimmer zu tun. Ich wollte dir übrigens vorschlagen, dir beim Streichen zu helfen, wenn ich schon mal da bin. Falls du noch nicht fertig bist.“
„Bin ich, aber es ist trotzdem noch jede Menge zu tun. Ich kann deine Hilfe gut gebrauchen“, versicherte Charlotte ihm.
Sean glaubte, ein Fünkchen Argwohn in ihren Augen aufflackern zu sehen, bevor sie den Kopf senkte, um ihren Löffel in die Suppe zu tauchen. Doch da sie bei ihrer Antwort nicht gezögert hatte, ging er davon aus, dass er willkommen war. Zumindest vorerst.
„Ich war nie besonders gut im Tapezieren, aber Streichen liegt mir.“
„Die Bordüre habe ich sowieso schon angebracht. Der Wandschrank muss allerdings noch gestrichen werden.“
„Da haben wir ja noch was vor.“
„Stimmt. Gut, dass du Jeans und ein altes T-Shirt angezogen hast. Danke übrigens für deine Hilfe, ich freue mich wirklich sehr darüber.“
„Dann bist du also nicht sauer, dass ich dir nicht vorher Bescheid gesagt habe?“
„Deine ungeplante Aktion hat mich ehrlich gesagt etwas überrascht, aber es war eine angenehme Überraschung.“
„Hey, ich kann auch spontan sein“, sagte Sean mit gespielter Empörung. „Manchmal zumindest.“
Lachend stand Charlotte auf und räumte den Tisch ab.
Sean half ihr dabei. „Soll ich die mitgebrachten Sachen ausladen, bevor wir mit der Arbeit anfangen?“
„Lass uns oben erst so viel wie möglich erledigen. Danach helfe ich dir beim Reintragen.“
Sie waren gerade auf dem Weg in den ersten Stock, als Sean ein Auto auf der Kieseinfahrt hörte. Er blieb stehen und sah Charlotte fragend an. „Erwartest du jemanden?“
„Nein, eigentlich nicht.“
Neugierig schloss Sean sich Charlotte an, als sie wieder die Treppe hinunterging, um die Tür zu öffnen. Eine schlanke, schwarz gekleidete junge Frau mit leuchtend roter Steppweste und einem blonden Pferdeschwanz stieg gerade die Stufen zur Veranda hoch. Bei Charlottes Anblick blieb sie verblüfft stehen. „Kannst du etwa hellsehen, Charlotte?“, fragte Ellen Herrington.
„Nein, aber wir haben deinen Wagen in der Einfahrt gehört“, antwortete Charlotte und umarmte ihre Freundin zur Begrüßung.
„Wir?“ Ellen blickte an Charlotte vorbei. Als sie Sean in der Tür entdeckte, gab sie sich keine Mühe, ihr Erstaunen zu verbergen. „Hallo, Fremder“, sagte sie reserviert, einen Arm um Charlottes Taille geschlungen.
Sean hatte keine Ahnung, wie seine Frau ihren Freunden seine lange Abwesenheit erklärt hatte, doch Ellen kannte offensichtlich den wahren Grund und hielt nicht viel davon.
„Schön, dich wiederzusehen, Ellen“, antwortete er ebenso reserviert.
„Wir sind gerade dabei, das Kinderzimmer vorzubereiten“, erklärte Charlotte ihrer Freundin. „Komm doch rein und sieh es dir an. Möchtest du einen Kaffee?“
„Ich würde ja gern einen trinken, aber ich muss noch jede Menge erledigen und dann zurück in den Laden“, antwortete Ellen. Sie verkaufte Antiquitäten, die sie zum Teil erstand, wenn sie ihren Mann auf seinen zahlreichen beruflichen Auslandsreisen begleitete. „Ich komme nur vorbei, um dich für morgen zum Mittagessen einzuladen. Ich wollte mal wieder etwas kochen. Komm doch auch mit, Sean – obwohl du dann natürlich über Nacht hierbleiben müsstest.“ Ellen sah Sean pointiert an.
Charlotte senkte errötend den Kopf. „Ich würde wirklich gern kommen“, begann sie, „aber …“
„Kein Aber“, schaltete Sean sich ein. „Wir können uns doch nicht Ellens tolles, selbst gekochtes Essen entgehen lassen. Wäre es zu verwegen zu hoffen, dass dein berühmtes Hähnchen-und-Würstchen-Gumbo auf dem Speiseplan steht?“ Diesen würzigen, für die Südstaatenküche typischen Eintopf aß er besonders gern.
Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft warf Ellen Herrington ihm einen anerkennenden, ja, fast sogar dankbaren Blick zu. „Das tut es tatsächlich“, antwortete sie und fügte an Charlotte gewandt hinzu. „So gegen eins?“
„Sieht wohl ganz danach aus.“ Charlotte warf Sean einen verunsicherten Blick
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