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Nur mit dir sind wir eine Familie

Nur mit dir sind wir eine Familie

Titel: Nur mit dir sind wir eine Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikki Benjamin
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sollte. Am nächsten Morgen würden sie die Kleine zunächst zwei Stunden lang in einem der Räume sehen, die für die erste Kontaktaufnahme vorgesehen waren. Sie durften Spielzeug und Süßigkeiten mitbringen, allerdings nur einfache Kekse und Fruchtjoghurt aus den hiesigen Geschäften.
    Jeden Tag würden sie mehr Zeit mit dem Kind verbringen dürfen, bis sie kurze Ausflüge mit der Kleinen unternehmen konnten, um sie auf die weite Reise in die Vereinigten Staaten vorzubereiten. Warme Kleidung war dabei Voraussetzung, aber Madame Zhirkova ging davon aus, dass man ihnen das bereits in der Agentur in New Orleans mitgeteilt hatte.
    Zunächst jedoch würden sie drei Dokumente in englischer und russischer Ausfertigung unterschreiben müssen. Erstens den Antrag für die Anhörung vor Gericht, bei der die Adoption rechtskräftig werden sollte. Zweitens eine Bestätigung darüber, dass sie die Verantwortung für das Wohlergehen des Kindes übernehmen, solange es sich in ihrer Obhut befindet. Und drittens eine Bescheinigung der Agentur, die ihnen bestätigte, dass sie Kopien der Geburtsurkunde, des Gesundheitsgutachtens und der persönlichen Akte der Kleinen erhalten würden.
    Als sie mit den Unterschriften fertig waren – ein ermüdender Prozess, der durch das ständige Übersetzen besonders anstrengend war – schwirrte Charlotte der Kopf. Zu ihrer Überraschung wirkte Sean sehr entspannt, aber vermutlich lag das daran, dass er im Gegensatz zu ihr an komplizierte Geschäftsverhandlungen gewohnt war.
    In dem kleinen Raum war die Luft inzwischen so stickig, dass sie Kopfschmerzen bekam. Außerdem war ihr übel – vermutlich vor innerer Anspannung. Immer wieder blickte sie sehnsüchtig aus dem Fenster auf den verschneiten und sonnenbeschienenen Garten. Unwillkürlich musste sie sich vorstellen, wie Katie, Sean und sie dick eingepackt gegen die eisige Kälte durch den unberührten Schnee da draußen stapften, sich lachend auf den Rücken fallen ließen und Engel machten …
    Das Rascheln von Papier brachte Charlotte mit einem Ruck in die Gegenwart zurück. Sie errötete verlegen, als sie sah, dass Madame Zhirkova den Ordner geschlossen hatte und sie erwartungsvoll ansah.
    „Die Leiterin sagt, dass Sie das Kind jetzt sehen dürfen“, erklärte Marta. „Sind Sie damit einverstanden?“
    „Oh ja – ja, bitte!“, antwortete Charlotte eifrig.
    „Sagen Sie Madame Zhirkova, dass wir Katya sehr gern sehen wollen“, fügte Sean hinzu und nahm Charlottes Hand. Zu ihrer Überraschung sah er plötzlich genauso erwartungsvoll aus, wie sie sich fühlte.
    Madame Zhirkova nickte und drückte einen Knopf auf ihrem Telefon. Kurz darauf betrat eine junge Frau mit frisch gestärkter und makellos weißer Bluse, schwarzem Rock, schwarzen Strumpfhosen und ebensolchen Schuhen den Raum. Auf dem Arm hatte sie ein kleines Mädchen, das Charlotte auf den ersten Blick erkannte: Katie.
    Die Kleine sah exakt so aus wie das Kind auf dem Foto in Charlottes Brieftasche – sie hatte dasselbe lockige dunkle Haar, dieselben großen braunen Augen und dieselbe helle Porzellanhaut. Sie trug eine braune Cordhose und einen beigefarbenen Wollpullover, dicke weiße Socken und robuste braune Lederschuhe. Allerdings schienen die Hose und der Pullover mindestens zwei Nummern zu groß zu sein und waren viel zu jungenhaft für das zierliche Mädchen.
    Die Kleine klammerte sich an der jungen Frau fest, sah die Fremden jedoch neugierig an. Ihr Blick wanderte zwischen den beiden hin und her, bevor sie ihn nachdenklich auf Sean ruhen ließ.
    „Das ist Elmira, Katyas Betreuerin“, erklärte Marta.
    Elmira lächelte höflich und nickte Sean und Charlotte zu. Charlotte fiel auf, dass die Kleine sich fester an die Bluse der jungen Frau klammerte, ihren Blick aber nicht abwandte. Stattdessen richtete sie ihn langsam auf Charlotte, die eifrig auf ihrem Stuhl nach vorn rutschte.
    Sie musste sich beherrschen, nicht aufzustehen und auf das kleine Mädchen zuzugehen. Ein völlig neues Gefühl stieg in ihr auf – es fühlte sich an wie Liebe, aber ganz anders als die zu Sean. Anders, aber genauso intensiv. Sie empfand das spontane Bedürfnis, die Kleine an sich zu drücken, ihr beruhigende Worte zuzuflüstern, mit ihr zu kuscheln, sie zu versorgen und zu beschützen.
    Elmira sagte etwas, das Marta übersetzte: „Katyas Betreuerin fragt, ob Sie Ihre kleine Tochter jetzt vielleicht auf den Arm nehmen wollen, Mrs Fagan.“
    Meine Tochter … mein kostbares kleines

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