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Nur mit dir sind wir eine Familie

Nur mit dir sind wir eine Familie

Titel: Nur mit dir sind wir eine Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikki Benjamin
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Mädchen …
    „Ja … ja, bitte“, antwortete Charlotte aufgeregt.
    Sie ließ Seans Hand los und stand auf. Sofort wandte das kleine Mädchen das Gesicht ab. Erschrocken blieb Charlotte stehen und sah die Betreuerin fragend an.
    „Vielleicht wäre es besser, wenn Sie sitzen bleiben und Elmira die Kleine zu Ihnen bringt“, schlug Marta vor.
    „Ja, natürlich. Kein Problem“, stimmte Charlotte bereitwillig zu. Sie setzte sich wieder und warf Sean einen nervösen Blick zu. Beruhigend streichelte er ihren Arm. Als Charlotte die Aufmerksamkeit wieder auf Katie richtete, kam Elmira langsam näher, löste dabei sanft Katies Hand von ihrer Bluse und setzte das Mädchen rasch auf Charlottes Schoß.
    Für einen Moment starrten sich Adoptivmutter und Tochter erschrocken in die großen braunen Augen.
    „Hallo, Katie“, sagte Charlotte schließlich leise. „Es ist ja so schön, dich endlich kennenzulernen.“
    Sofort verzog das kleine Mädchen das Gesicht, machte sich steif und stieß ein ohrenbetäubendes Kreischen aus. Herzzerreißend schluchzte sie, wand sich in Charlottes Armen und streckte verzweifelt die Ärmchen nach ihrer Betreuerin aus.
    Charlotte war verblüfft, wie kräftig das so zart und zerbrechlich aussehende Mädchen war. Es war gar nicht so einfach, sie festzuhalten. Sie kam sich auf einmal sehr unbeholfen vor und bekam Angst, etwas Falsches zu tun.
    Ratlos drehte sie sich zu Sean und sah ihn um Hilfe flehend an. Zu ihrer Verblüffung beobachtete er die Kleine jedoch nur belustigt. Es sah fast so aus, als würde ihr Verhalten ihm Respekt einflößen.
    „Sean …?“, fragte Charlotte verletzt und verwirrt. Sie hätte mit mehr Unterstützung seitens ihres Mannes gerechnet.
    „Ich habe dir doch gesagt, dass sie aussieht, als sei sie ein Sturkopf“, sagte er mit einem Anflug von Stolz in der Stimme. „Sie ist noch so klein, wir kommen ihr vermutlich sehr bedrohlich vor.“
    „Vielleicht wäre es das Beste, Katya jetzt wieder ihrer Betreuerin zu übergeben“, sagte Marta auf Madame Zhirkovas energisches Drängen hin.
    Charlotte war überrascht, wie bereitwillig sie das Kind wieder abgab. Tränen der Hilflosigkeit schossen ihr in die Augen. Steif saß sie in ihrem Stuhl, den Blick auf die im Schoß verschränkten Hände gerichtet, während Elmira das schluchzende Kind aus dem Zimmer brachte.
    So viel zu meiner idyllischen Vision von Mutterschaft, dachte sie tief enttäuscht. Sie hatte immer geglaubt, die geborene Mutter zu sein, und jetzt konnte sie noch nicht einmal ein Kind auf dem Schoß halten, ohne dass es weinte.
    „Madame Zhirkova hat mich gebeten, Ihnen zu versichern, dass ein solches Verhalten bei unseren Kindern nicht ungewöhnlich ist. Die Kleinen haben hier kaum Kontakt zu anderen Erwachsenen, außer zu ihren Betreuerinnen. Ihre Adoptiveltern sind für gewöhnlich die ersten Fremden, die ihnen begegnen.“
    „Bitte sagen Sie Madame Zhirkova, dass uns das einleuchtet“, antwortete Sean.
    „Katya wird sich an Sie gewöhnen, wenn Sie erst einmal mehr Zeit mit ihr verbringen. Das war bisher bei allen unseren Kindern so.“
    Charlotte lag es auf der Zunge sich zu erkundigen, was passieren würde, wenn Katie sich nie an sie gewöhnte, fühlte sich aber noch immer so gedemütigt, dass sie den Mund hielt. Allmählich fragte sie sich, ob nicht in Wirklichkeit sie  – und nicht Sean – diejenige war, die nicht für Kinder geschaffen war.
    „Wann sollen wir morgen wiederkommen?“, fragte Sean.
    Charlotte konnte nicht fassen, wie ruhig und gelassen er blieb. Allerdings war er auch nicht von Katie zurückgewiesen worden.
    „Madame Zhirkova bittet Sie, morgen wieder um zehn Uhr hier zu sein“, antwortete Marta. „Sie können dann zwei Stunden mit dem Kind verbringen, bis es Zeit für ihr Mittagessen wird.“
    „Okay, dann also bis morgen.“
    Auf dem Rückweg zum Hotel war Charlotte so unglücklich, dass sie kein Wort herausbrachte. Eingehüllt in ihren Mantel, starrte sie aus dem Fenster, ohne bewusst wahrzunehmen, was sie sah. Zu sehr war sie damit beschäftigt, die Tränen zurückzuhalten.
    In der Hotellobby schlug Sean vor, im Café eine Kleinigkeit zu essen, doch sie erwiderte, dass sie nicht hungrig war. Als sie in ihrer Suite angekommen waren, ging sie direkt ins Schlafzimmer, zog ihren Mantel aus und legte sich aufs Bett. Sean folgte ihr verwirrt.
    „Hey, alles in Ordnung?“, fragte er besorgt, setzte sich auf die Bettkante und berührte sie sanft an der Schulter. „Du warst

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