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Nur wenn du mich hältst (German Edition)

Nur wenn du mich hältst (German Edition)

Titel: Nur wenn du mich hältst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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mit den Hausaufgaben. Ich liebe Kinder, hatte sie zu Daisy gesagt.
    „Wie wäre es, wenn wir den Kamin anmachen?“, fragte sie. „Das würde AJ vielleicht zu seinem Nachmittagssnack gefallen.“
    Im Wohnzimmer gab es einen großen, altmodischen Marmorkamin, neben dem eine Kiste mit sorgfältig gestapeltem Feuerholz stand. Bo machte sich daran, das Holz aufzuschichten. „Ich weiß, ich kann den Jungen nicht zwingen, es hier zu mögen, und für ihn wird alles erst gut, wenn er wieder mit seiner Mutter zusammen ist. Trotzdem wünschte ich, ich könnte etwas tun, damit er sich heimischer fühlt.“
    Kim reichte ihm eine Packung Streichhölzer. „Dann überlegen wir uns fürs Wochenende irgendetwas, das Spaß macht. Das Wetter sieht vielversprechend aus.“
    „Vielversprechend. Du meinst, es könnte mal Temperaturen über dem Gefrierpunkt geben? Ich könnte mit ihm in die Videospielhalle gehen. Oder ins Kino.“ Er riss ein Streichholz an und hielt es an das zusammengeknüllte Papier unter den Holzscheiten.
    „Nein, nicht so was. Das können Kinder überall machen. Es sollte etwas Neues sein. Etwas, das er nur hier tun kann.“
    Er schaute sie misstrauisch an. „Was genau schwebt dir da vor?“
    „Snowboarden am Saddle Mountain.“
    Bo warf den Kopf in den Nacken und lachte aus vollem Herzen. „Du machst mich fertig, wirklich.“
    „Ich meine das ernst. Jungen in seinem Alter lieben Snowboarden. Ich liebe das Snowboardfahren. Ich wette, er lernt das schnell.“
    „Gut, dann kannst du mit ihm auf den Berg fahren. Ich bleibe schön zu Hause am Feuer.“ Er riss ein weiteres Streichholz an und beugte sich vor, um die kleine Flamme anzufachen.
    „Auf gar keinen Fall. Es geht doch darum, dass ihr etwas gemeinsam macht. Er hat lange genug ohne dich gelebt. Du kommst also mit uns.“
    Die winzige Flamme leckte am trockenen Holz und flammte auf. „Ich bin Sportler. Was, wenn ich mir ein Knie verdrehe, mir eine Verletzung an der Schulter zuziehe?“
    „Stell dich nicht so an. Alles wird gut gehen.“
    „Wir sollten weiter an meinem Image arbeiten.“
    „Ich dachte, du wolltest AJ zeigen, wie toll es ist, hier zu leben?“
    „Was ist denn toll daran, einen Berg runterzurutschen?“ Bei dem Gedanken schüttelte es ihn.
    „Wir gehen mit ihm Snowboarden.“
    „Ich werde auf meinen Hintern fallen und mich zu Tode frieren“, grummelte Bo. Das Holzscheit knackte fröhlich und fing Feuer.
    In dem Augenblick kam AJ ins Zimmer. Er hatte den Rucksack über einer Schulter hängen und die Jacke offen stehen. „Cool“, sagte er. „Das würde ich gerne sehen.“
    „Klugscheißer“, sagte Bo.
    Kim schlug ihm auf den Oberarm. „Achte auf deine Wortwahl.“ Sie drehte sich zu AJ um. „Wir haben dich gar nicht kommen hören. Wie war die Schule?“ Sie hob eine Hand. „Nein, antworte nicht. Bo und ich haben gerade darüber gesprochen, mal etwas Schönes mit dir zu unternehmen, während du hier bist. Am Wochenende wollen wir zum Saddle Mountain, ein wenig Snowboard fahren. Hast du Lust?“
    In AJs Augen blitzte Vorfreude auf, doch er verbarg sie schnell. „Schätze schon.“
    Kim bedachte Bo mit einem selbstgefälligen Lächeln. „Du bist überstimmt.“
    Bo fühlte sich von Kim und AJ in einen Hinterhalt gelockt. Sie eilten umher, liehen sich Ausrüstungen von Noah Shepherd, der mehr als genug davon, dafür aber keinerlei Mitleid mit seiner Aversion gegen Schnee und Kälte hatte. In Noahs leicht abschüssigem Garten lernten sie die Grundzüge des Snowboardfahrens, was seine Anspannung und AJs Vorfreude nur noch steigerte. Am Samstag sprang AJ schon vor Sonnenaufgang aus dem Bett und machte genügend Lärm, um ihn aufzuwecken, und um neun Uhr waren sie unter den ersten Gästen im Skiresort.
    Es gab einen sogenannten Sessellift, der die Skifahrer und Snowboarder im Widerspruch zu allen physikalischen Gesetzen den vereisten Berg hinauf transportierte. Bo fühlte sich, als würde er in die Luft gehoben, um in einen Vulkan fallen gelassen zu werden. Der Saddle Mountain, der durch ein Fenster ruhig und idyllisch aussah, kam ihm jetzt so Unheil verkündend vor wie die Berge in Mittelerde aus Der Herr der Ringe .
    Er wandte sich an seine beiden Begleiter, die aufgeregt miteinander quatschten und sich umsahen. Sie taten, als säßen sie in einem Kinderkarussell in Disney World.
    „Wir werden sterben“, sagte er. „Das ist euch bewusst, oder?“
    „Hör auf, so ein Baby zu sein“, schalt Kim ihn. „Du wirst nicht sterben.

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