Nur wenn du mich hältst (German Edition)
Dafür sorge ich schon.“
Selbst im ungewohnten Aufzug einer Snowboardfahrerin sah sie unglaublich bezaubernd aus. AJ sah in seinem von Max Bellamy geborgten Outfit auch ziemlich cool aus. Was ihn, Bo, anging, so stand er dem Ganzen äußerst misstrauisch gegenüber. Das war alles so überhaupt nicht natürlich. Für die Fahrt im Sessellift hatten sie einen Fuß am Snowboard festgeschnallt, der andere baumelte frei. Kim versprach, oben angekommen würden sie den zweiten Stiefel ebenfalls festschnallen, was ihn nicht gerade entspannter machte. Doch als er AJs Miene sah, hielt er den Mund. Zum ersten Mal seit seiner Ankunft in Avalon sah der Junge fröhlich aus, und seine Augen funkelten lebhaft.
„Die Aussicht ist wunderschön, oder?“, sagte Kim, und AJ drehte sich nach links und rechts, um sich alles anzuschauen.
„Ja, es ist, als würden wir fliegen“, sagte er.
„An so klaren Tagen wie heute kann man über den gesamten See hinwegschauen. Siehst du da hinten das Stadtzentrum?“ Sie zeigte auf das Spielzeugstädtchen, das sich am Ende eines riesigen weißen Feldes zusammenkauerte. „Das da ist der Marktplatz, und daneben liegt der Blanchard Park. Da wo der Rauch aus dem Kamin aufsteigt, das ist die Hütte, in der die Schlittschuhe ausgeliehen werden und die Eisläufer sich zwischendurch aufwärmen können.“
Versprich ihm bloß nicht, auch mit ihm zum Schlittschuhlaufen zu gehen . Bo warf ihr über den Kopf des Jungen hinweg einen finsteren Blick zu und versuchte, ihr die Nachricht stumm zu übermitteln.
„Schlittschuhlaufen bringt echt Spaß“, fuhr sie fort.
Er konnte nicht sagen, ob sie seinen warnenden Blick nicht mitbekommen hatte oder ob sie ihn absichtlich ignorierte.
„Wenn du Lust hast, können wir drei das auch mal machen. Vielleicht morgen.“
„Cool“, sagte AJ.
„Meinst du, das würde dir gefallen?“
„Ich glaube nicht“, warf Bo ein.
„Ich weiß nicht. Aber ich würde es gerne einmal versuchen“, sagte AJ.
„Abgemacht“, sagte Kim.
„Auf gar keinen Fall“, sagte Bo.
„Komm schon“, sagte sie. „Das ist echt lustig.“
„Das hast du übers Snowboarden auch gesagt, doch bislang merke ich nichts davon.“
„Du hast es ja noch nicht mal probiert“, sagte AJ.
„Ich bin froh, wenn das hier vorbei ist.“
„Das wird bestimmt super“, beharrte sein Sohn.
Kim bedachte ihn mit einem triumphierenden Blick und fuhr dann in ihrer Sightseeingtour fort: „Am anderen Ende des Sees liegt Camp Kioga. Die Meerskill Falls sind dieses Jahr übrigens zum Eisklettern freigegeben.“
„Eisklettern?“, fragte AJ aufgeregt.
Oh Gott, dachte Bo, jetzt auch noch im Eis herumkraxeln?
„Wenn ein Wasserfall friert, bildet sich eine dicke Eiswand. Direkt davor haben wir ein paar der Fotos von deinem Dad gemacht. Man hat mir gesagt, darin zu klettern wäre eine große Herausforderung, würde jedoch viel Spaß machen. Ich habe es immer schon mal ausprobieren wollen, bin bisher aber noch nicht dazu gekommen.“
„Da hätte ich auch mal Lust drauf.“
Beide schauten ihn erwartungsvoll an.
„Klar“, sagte er. „Ich kann mir keinen besseren Weg vorstellen, mir vor meiner ersten Saison in der Major League ein Bein zu brechen.“
„In der Stadt gibt es außerdem einen Winterjahrmarkt“, fuhr Kim fort. „Ich bin noch nie zu dieser Zeit hier gewesen, aber es soll ein ziemlich großes Ereignis sein.“
„Ich war letztes Jahr dort“, sagte Bo.
„Und wie war es?“, wollte AJ wissen.
„Puh, was soll ich sagen – ich bin drinnen im Warmen geblieben.“ Er überlegte kurz. „Es gab Eishockeyturniere und so was. Oh, und dann gibt es dieses irrsinnige Rennen – einen Iron Man Triathlon. Noah macht jedes Jahr mit. Dazu gehören ein Schneeschuhrennen, eine Hundeschlittenfahrt und ein Langlauf.“ Bo schüttelte sich.
„Hundeschlitten?“ AJs Augen strahlten. „Du meinst, richtig wie beim Iditarod?“
Kim nickte. „Ja, mit Mushern und allem Drum und Dran. Ich wette, Noah würde dich und deinen Vater gerne mitnehmen.“
„Vergiss es“, sagte Bo.
„Au ja“, sagte AJ zur gleichen Zeit.
„Mann, für ein Kind, das keinen Sport mag, interessierst du dich aber für eine ganze Menge“, merkte er an.
„Also können wir mit Noah Hundeschlitten fahren?“
„Wir werden sehen.“
„Köpfe hoch.“ Kim hob den Sicherheitsriegel an. „Wir sind beinahe da. Erinnert euch daran, was ich übers Aussteigen gesagt habe. Einfach aufstehen und vom Sessel weggleiten.
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