Nur wenn du mich hältst (German Edition)
Bereit?“
Nein, dachte Bo.
„Ja“, sagte AJ und beugte sich vor.
„Los geht’s.“ Kim legte einen Arm um AJ und half ihm, sanft vom Lift wegzugleiten.
Bo fiel auf den Hintern. „Hey“, jammerte er. „Das ist nicht nett.“
„Komm.“ Kim reichte ihm eine Hand. „Steh auf, damit wir uns die Boards unterschnallen können.“
Ein paar Minuten später hatten sie jeder beide Füße an den Snowboards befestigt und standen nebeneinander auf der Abfahrt, die mit grünen Schildern gekennzeichnet war.
„Grün bedeutet, das ist der einfachste Weg nach unten“, erklärte Kim.
Bo betrachtete den langen, Unheil verkündenden Abhang, sein Magen rumorte nervös. „So wie ich es sehe, führt der einfachste Weg nach unten über die da.“ Er zeigte auf einen Schlitten, der an einem Schneemobil befestigt war.
„Das ist die Skirettung, die Verletzte ins Tal bringt. Glaub mir, auf dem Weg willst du nicht hinunter.“
Bo wollte trotzdem nur weg hier, doch ein Blick in AJs Gesicht riet ihm, den Mund zu halten. Die Augen des Jungen strahlten. Anders ließ sich das helle Funkeln darin nicht bezeichnen. Vielleicht hatte Kim die richtige Eingebung gehabt. Das war seine Chance, eine Verbindung zu seinem Sohn aufzubauen, ihm etwas zu zeigen, das er an diesem Ort mögen konnte. Und vielleicht sogar an seinem Vater.
„Ich habe noch nie auf dem Gipfel eines Berges gestanden“, sagte AJ. „Das fühlt sich an wie der Gipfel der Welt.“
Kim machte mit ihrem Handy ein Foto von ihnen. „Du bist auf dem Gipfel der Welt. Kommt, Jungs. Fahren wir los.“
Skifahrer und Snowboarder sausten um sie herum und glitten mühelos den Abhang hinunter. Er und AJ verbrachten mehr Zeit auf ihren Hintern als auf ihren Boards, aber das Ganze hatte auch etwas Gutes. Um ihm zu helfen, sich wieder samt Board hinzustellen, war Kim häufig damit beschäftigt, ihn um die Taille zu fassen und aufzurichten, was ihm sehr gefiel. Irgendwann erreichten sie dann die Talstation. Bo hätte es am liebsten dabei belassen, doch das war aussichtslos. Kim trieb sie dazu an, mit dem Lift hochzufahren und es noch mal zu versuchen. Und noch mal.
AJ hatte den Dreh bald raus. „Hey, guckt mal“, rief er beim dritten oder vierten Lauf und fuhr den Hügel wie ein Surfer in Zeitlupe hinunter. „Es klappt!“
„Wieso lernt er das so schnell?“, wollte Bo frustriert wissen.
„Er hat einen niedrigeren Schwerpunkt. Das macht es leichter“, erklärte Kim.
„Ach ja? Und was macht es mir leichter?“
„Ich.“ Sie packte ihn an der Hüfte und half ihm, bis er eigenständig das Gleichgewicht halten konnte. Sie war stärker, als sie aussah, und hatte keine Schwierigkeiten, ihn in die richtige Position zu manövrieren. Dann lockte und führte sie ihn den Weg hinunter und zeigte dabei eine Geduld und Nachsicht, die er ihr nicht zugetraut hätte.
„Halt mich fester“, sagte er, als sie sich dem Tal näherten. „Ich will nicht hinfallen.“
Zu spät. Er fiel bereits. Der Schnee raste auf ihn zu, während er immer mehr an Geschwindigkeit zunahm. Er riss Kim mit sich, und gemeinsam landeten sie in einer dicken Schneewehe. AJ verkniff es sich, laut loszulachen, aber das amüsierte Funkeln in seinen Augen war nicht zu übersehen.
„Ihr seht aus wie der Yeti“, sagte er und ließ nun doch ein leises Kichern hören, während er den Rest des Berges hinunterglitt.
„Ich versuche seit Tagen, ihm ein Lächeln zu entlocken“, sagte Bo. „Und nun stellt sich heraus, dass ich dazu einfach nur in eine Schneewehe fallen muss.“ Er spürte, wie ihm ein Schneeklumpen in den Kragen rutschte. „Das ist wirklich erniedrigend.“
„Aber das ist es wert.“ Kim hielt ihm eine Hand hin, um ihn hochzuziehen.
„Warum? Weil ich dich anfassen darf?“
Sie verdrehte die Augen. „Nein. Guck nur.“
Unten an der Talstation unterhielt sich AJ mit ein paar Kindern seines Alters. Während Bo die lachenden Jungen beobachtete, vergaß er für einen Moment sein Elend. Lachen . Er glaubte nicht, dass es auf der Welt etwas Schöneres gab, als das eigene Kind lachen zu sehen. Freunde zu haben war so wichtig.
Die Jungen standen immer noch beieinander, als er wacklig neben AJ zum Stehen kam. „Ich habe es geschafft“, sagte er. „In einem Stück. Aber du hast mich um Längen geschlagen.“
„Äh, ja.“
AJs Lächeln schwand. Ganz eindeutig wusste er nicht, wie er sich in dieser Situation verhalten sollte. Bo nahm seine Skibrille ab. „Bo Crutcher“, sagte er an die Jungen
Weitere Kostenlose Bücher