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Nur Wenn Du Mich Liebst

Titel: Nur Wenn Du Mich Liebst Kostenlos Bücher Online Lesen
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eine tickende Zeitbombe.«
    »Ich kann nicht für immer auf der Flucht vor ihm leben. Ich bin lange genug weggelaufen.«
    »Nicht für immer«, erklärte Susan ihr. »Nur ein paar Nächte, bis er sich wieder beruhigt hat.«
    »Keine Sorge«, ging Barbara dazwischen. »Ich nehme Chris mit zu uns nach Hause. Keine Widerrede.«
    Chris lächelte zustimmend, als wüsste sie, dass alle Gegenargumente nutzlos waren.
    Ich kann nicht für immer auf der Flucht vor ihm leben. Ich bin lange genug weggelaufen.
    Als alle längst gegangen waren, hallten die Worte noch immer in Susans Kopf wider, übertönten Diane, die am Telefon Vorkehrungen für ihre Rückreise nach Kalifornien traf, und kreisten weiter in ihren Gedanken, als sie später neben Owen ins Bett krabbelte und in einen leichten, unruhigen Schlaf fiel. Sie waren die Tonspur zu ihren unruhigen Träumen, Träume von verwirrten Kindern im dichten Dschungel und nackten Frauen, die hilflos im Kreis liefen.
Ich kann nicht für immer auf der Flucht vor ihm leben. Ich bin lange genug weggelaufen.
    Das Telefon klingelte.
    Owen richtete sich im Bett auf, während Susan im Dunkeln nach dem Telefon tastete. Die Uhr auf dem Nachttisch zeigte 4.42 an. Das Telefon klingelte noch einmal. »Oh Gott«, sagte Susan, anstatt hallo und weinte schon, bevor sie die Stimme am anderen Ende hörte.
    »Susan? Susan, sind Sie das?«
    »Ja, ich bin's.«
    Susan versuchte verzweifelt, die Stimme zu erkennen »Wer ist da? Was ist los? Was ist passiert?«
    »Helfen Sie mir. Sie müssen mir helfen.«
    »Was ist passiert? Was ist los?«
    »Oh Gott, oh Gott, oh Gott«, stieß das Mädchen jammernd zwischen abgerissenen Schluchzern hervor, und erst jetzt erkannte Susan das vertraute Timbre von Traceys Stimme.
    »Tracey, was ist los? Sag es mir!«
    »Ich kann nicht!«
    »Tracey, bitte«, flehte Susan. »Du musst dich beruhigen. Du musst mir erzählen, was los ist!«
    »Tony...!«
    »Tony? Ist er dort?«
    Owen schaltete das Licht an und begann, sich anzuziehen.
    »Nein.« Susan spürte förmlich, wie Tracey den Kopf schüttelte. »Er ist weg. Er... er...«
    »Was? Tracey, was hat Tony getan? Hat er Chris wehgetan?«
    »Chris?« Tracey wiederholte den Namen, als hätte sie ihn nie vorher gehört. »Chris ist nicht hier.«
    »Tracey, was ist passiert? Bitte sag mir, was passiert ist.« Mit einem Mal gefror der Atem in Susans Lunge. Warum sprach sie mit Tracey? Wo war Barbara?
    Gütiger Gott, wo war Barbara?
    »Wo ist deine Mutter?«, rief Susan in den Hörer. »Tracey, lass mich mit deiner Mutter sprechen.«
    Ariel und Whitney tauchten in der Schlafzimmertür auf. »Mom«, sagte Ariel, die Whitneys Hand festhielt. »Was ist los?«
    »Tracey, antworte mir«, befahl Susan. »Wo ist deine Mutter?«
    Traceys Antwort war ein Schrei, der Susan durchfuhr wie ein Blitzschlag, ein Geräusch, von dem sie im selben Moment wusste, dass sie es mit ins Grab nehmen würde.

VIERTER TEIL

1992–1993

Vicki

26
    Um halb sechs Uhr morgens läutete das Telefon in Vickis Schlafzimmer. Nach dem ersten Klingeln nahm sie ab, hörte Susans bebende Stimme, registrierte die Informationen, ging in das angrenzende Badezimmer und übergab sich über den Marmorboden. Vierzig Minuten später bogen sie und Jeremy in ihrem neuen schwarzen Jaguar in die Grand Avenue und parkten vor ihrem alten Haus. Die Polizei war bereits eingetroffen, hatte die Umgebung weiträumig abgesperrt und Barbaras Haus mit gelbem Plastikband als Tatort kenntlich gemacht. »Ich bin Vicki Latimer«, erklärte Vicki, als sie an einem der Polizeibeamten vorbeidrängte.
    »Verzeihung, Mam...«
    »Ich bin Jeremy Latimer«, erklärte ihr Mann dem jungen Beamten, der sofort einen Schritt zurücktrat, um ihn vorbeizulassen.
    Zuerst sah sie nur Owen. Er saß auf einem Stuhl neben dem Kamin, den Kopf auf seine zitternden Hände gestützt, die Haut aschfahl, als wäre sie mit einer feinen Kalkschicht bestäubt worden. Vicki wollte gerade fragen, wo Susan war, als sie sie mit blassem, fleckigem Gesicht aus der Küche kommen sah. Sie trug ein langes weißes T-Shirt und eine weite braune Hose, offenbar das Erstbeste, was zur Hand gewesen war. Vickis Blick wanderte beklommen weiter zu dem jungen Mädchen, um das Susan einen Arm gelegt hatte.
    Tracey ging langsam, die runden Augen groß und leer, als wären ihnen das Grauen, das sie geschaut hatten, für immer auf die Netzhaut gebrannt. Ihr Gesicht war vom Weinen geschwollen, ihr Baumwollpyjama von einer beunruhigenden Farbmischung

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