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Nur Wenn Du Mich Liebst

Titel: Nur Wenn Du Mich Liebst Kostenlos Bücher Online Lesen
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den Polizisten die Adresse ihres Vaters. »Mein Vater ist sehr beschäftigt. Er hat zwei kleine Kinder, und Pam ist wieder schwanger. Ich möchte nicht bei ihnen bleiben.«
    »Das musst du auch nicht«, versicherte Vicki ihr.
    »Du bleibst bei uns«, sagte Susan und wandte sich um Zustimmung an Lieutenant Jacobek.
    »Das ist okay. Sie kann bleiben, wo immer sie sich am wohlsten fühlt.«
    »Ich möchte nicht bei meinem Vater bleiben«, wiederholte Tracey. »Das Bett quietscht, und die Kinder stehen so früh auf. Dort kann ich nie richtig schlafen.«
    Einen Moment lang fühlte Vicki sich an Susans Schwester Diane erinnert, verdrängte den ungnädigen Gedanken jedoch gleich wieder. In extremen Stresssituationen sagt man wirres Zeug, dachte sie und erhob sich unsicher.
    Tracey kicherte. »Ihre Knie haben geknackt.«
    Man hörte ein Geräusch von der Treppe, als mehrere uniformierte Beamte einen grünen Leichensack zur Haustür trugen. »Mein Gott«, flüsterte Vicki und wandte sich in dem Wissen ab, dass er die Leiche ihrer Freundin enthielt.
    »Sie war so schön«, sagte Tracey zu niemandem Bestimmten. »Sie war eine ehemalige Miss Cincinnati, wussten Sie das?«
    Vicki nickte.
    »Ihr Gesicht war komplett zertrümmert.« Nachdem man Tracey zum Reden gezwungen hatte, konnte sie nun offenbar nicht wieder aufhören. »Als ob sie gar kein Gesicht mehr hätte.« Sie stieß ein Geräusch irgendwo zwischen Lachen und Weinen aus. »Nach allem, was sie gemacht hat, um schön zu bleiben. Kein Gesicht mehr zu haben.« Sie verstummte abrupt wie ein aufziehbares Spielzeug, das leer gelaufen war.
    Vicki schloss die Augen und versuchte, sich ihre Freundin nicht auf dem Schlafzimmerboden liegend vorzustellen, das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit zermalmt.
    »Kann ich Tracey jetzt mit nach Hause nehmen?«, fragte Susan, von den Ereignissen der vergangenen Woche sichtlich erschöpft. Erst der Tod ihrer Mutter, jetzt die Ermordung ihrer Freundin.
    Lieutenant Jacobek nickte. »Wir schauen später noch einmal vorbei, wenn Sie nichts dagegen haben.« Er gab Owen seine Karte. »Wenn Ihnen oder Tracey in der Zwischenzeit noch irgendetwas einfällt...«
    »Melden wir uns«, sagte Owen.
    »Ich packe oben ein paar Sachen für dich ein«, bot Susan an.
    »Nein«, sagte Tracey. »Das mache ich selbst. Sie wissen nicht, was ich haben will.«
    Vicki beobachtete, wie der junge Beamte, der sie an der Tür kontrolliert hatte, Tracey nach oben begleitete.
    »Ich kann einfach nicht glauben, dass das passiert«, schluchzte Susan. »Ich denke die ganze Zeit, es ist ein Albtraum, aus dem ich jeden Augenblick aufwachen muss.«
    »Glaubst du wirklich, dass Tony zu so etwas fähig ist?«, fragte Vicki.
    »Ich glaube, Tony ist zu allem fähig. Oh mein Gott, die arme Barbara.«
    »Aber genau das ergibt ja keinen Sinn«, sagte Vicki. »Wieso Barbara?«
    »Wovon redest du?«
    Vicki spürte Susans wachsende Verärgerung. »Für mich macht das alles einfach keinen Sinn.«
    »Nichts an Tony hat je Sinn gemacht«, erklärte Susan ihr. »Er ist ein böser, brutaler Mann. Du hast ihn doch gestern bei uns erlebt. Er hat gedroht, Chris zu töten.«
    »Chris, ja. Nicht Barbara.«
    »Er hat uns alle bedroht.« Susan wandte sich an Lieutenant Jacobek und berichtete ihm von dem Zwischenfall auf der Beerdigung ihrer Mutter. »Er hat seine Hand zu einer Pistole geformt und damit auf Chris gezeigt. Er sagte, für uns andere wären auch noch genug Kugeln übrig.«
    »Ich lasse ihr Haus von einer Polizeistreife beobachten, bis er gefasst ist«, sagte Lieutenant Jacobek, nachdem er sich diese neueste Information notiert hatte.
    Ich glaube nicht, dass das nötig sein wird, dachte Vicki, sagte jedoch nichts. Selbst wenn Tony für den Mord an Barbara verantwortlich war, glaubte sie nicht, dass er es auch auf Susan abgesehen hatte. Es war Chris, die er seit Jahren terrorisiert hatte, Chris, die er vernichten wollte.
    Warum sollte er dann Barbara töten?
    War er unter der Annahme in Barbaras Haus eingebrochen, dass Chris hier sein würde? War er so wütend gewesen, sie nicht anzutreffen, dass er stattdessen auf Barbara eingeschlagen hatte? War ihre Ermordung eine Warnung für Chris, eine Drohung, dass ihr ein noch größeres Grauen bevorstand?
    Und was dann?
    War er von oben bis unten mit Blut besudelt vom Tatort geflohen in dem Glauben, dass niemand ihn sehen würde? War er ruhig nach Hause zu seinen Kindern gefahren, hatte sich umgezogen und die blutigen Beweisstücke vernichtet in der

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