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Nur Wenn Du Mich Liebst

Titel: Nur Wenn Du Mich Liebst Kostenlos Bücher Online Lesen
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aus Rosa und Rot. Als Vicki nach einem Moment begriff, dass das Rot Blut war, hätte sie sich beinahe noch einmal übergeben, wie auch beim Blick auf Traceys blutverschmierte Hände.
    »Tracey?«, fragte sie, ohne zu wissen, was sie eigentlich fragen wollte.
    Tracey hob den Kopf von Susans Schulter und ließ ihn wieder sinken, ohne Vickis Anwesenheit zur Kenntnis zu nehmen.
    »Ist sie okay?«, fragte Vicki Susan.
    Susan schüttelte den Kopf. »Sie steht unter Schock.« Susans Miene sagte, dass es ihnen allen so ging.
    »Konnte sie der Polizei sagen, was passiert ist?«
    »Nur fetzenweise.« Susan führte Tracey zu dem alten grünen Sofa und nahm neben ihr Platz, während Vicki sich einen Stuhl heranzog.
    Ein Polizist kam auf sie zu. Er war groß und breitschultrig mit dem kräftigen Nacken und den Bizeps eines Footballspielers, die seine hellgraue Sportjacke zu sprengen drohten. Er war Anfang bis Mitte vierzig, mit schütterem, blondem Haar und blauen Augen mit schweren Lidern. Er kam Vicki irgendwie bekannt vor, aber mittlerweile ging ihr das mit fast allen Polizisten so. »Mrs. Latimer«, sagte er, als ob er sie kannte.
    »Officer...«
    »Lieutenant Jacobek«, sagte er. »Ich habe im vergangenen Jahr im Keevil-Prozess ausgesagt.«
    Vicki erinnerte sich an jedes Wort seiner Zeugenaussage. Sie erinnerte sich daran, dass sein Auftritt im Zeugenstand so überzeugend gewesen war, dass sie den Prozess fast verloren hätte.
    »Soweit ich weiß, waren Sie mit dem Opfer befreundet.«
    Das Wort Opfer ließ Vicki unsanft wieder im Hier und Jetzt landen. Sie schluckte heftig die Galle herunter, die in ihrem Hals aufstieg. »Sie war eine meiner engsten Freundinnen«, sagte sie, stutzte darüber, wie geläufig sie die Vergangenheitsform benutzte, und bemerkte die einzelne Träne, die über Susans Wange kullerte. »Was genau ist hier eigentlich passiert?«
    »Wir hatten gehofft, dass Sie das Mädchen vielleicht dazu bringen können, uns das zu erzählen«, sagte Lieutenant Jacobek, während mehrere Polizisten am Wohnzimmer vorbei die Treppe hinaufstürmten.
    Die Spurensicherung, vermutete Vicki, stand auf und kniete sich vor Tracey. Sie hörte, wie ihr Mann leise mit Owen sprach. »Hast du sie gesehen?«, fragte Jeremy.
    »Tracey, Schätzchen«, begann Vicki und wollte Traceys Hände fassen, als sie wieder das Blut an ihren Fingern sah und die Hände sinken ließ. »Tracey, hörst du mich?«
    Tracey nickte, starrte jedoch weiterhin ausdruckslos ins Leere.
    »Tracey, kannst du uns erzählen, was passiert ist, Liebes?«
    Tracey begann ihren Körper hin und her zu wiegen und stöhnte immer wieder leise. Ihr Stöhnen erfüllte den Raum, kletterte an den Wänden hinauf und regnete von der Decke.
    »So ist sie, seit wir gekommen sind«, sagte Susan.
    »Sie hat dich angerufen?« Vicki versuchte ihre Überraschung darüber zu unterdrücken, dass Tracey Susan und nicht sie selbst angerufen hatte.
    »Sie hat völlig unzusammenhängend gestammelt. Wir haben nicht verstanden, was geschehen war. Owen hat die Polizei alarmiert, und dann sind wir direkt hierher gefahren. Die Haustür stand weit offen.«
    Vicki bemerkte, dass sich mindestens einer der Polizisten Notizen machte. »Und was dann?«
    »Wir sind nach oben gerannt und haben Barbara gefunden.« Es war das erste Mal, dass irgendjemand tatsächlich ihren Namen aussprach, und sein Klang hing schwer in der Luft. Susan wies hilflos zur Treppe. »Mein Gott, es war so schrecklich. Sie lag blutüberströmt neben dem Bett auf dem Boden. Zuerst habe ich sie gar nicht erkannt. Ihr ganzes Gesicht war zertrümmert. Nach all den Operationen...«
    »Wo war Tracey?« Vicki sah Tracey an, doch die starrte durch sie hindurch, als wäre sie gar nicht da.
    »Sie saß neben ihrer Mutter auf dem Boden und hielt ihre Hand. Alles war voller Blut. Wir haben versucht, sie zum Reden zu bringen, aber...«
    »Tracey, sprich mit mir«, befahl Vicki jetzt. Tracey wandte den Blick ab, doch Vicki fasste ihr Kinn und drehte ihren Kopf zurück. »Tracey, du musst uns erzählen, was passiert ist. Hörst du mich? Du musst deiner Mutter helfen.«
    »Meine Mutter...«
    »Sie braucht deine Hilfe, Tracey. Um ihretwillen musst du uns sagen, wer ihr wehgetan hat.«
    »Sie ist tot«, sagte Tracey.
    »Ja«, bestätigte Vicki mit einer Stimme, die ihr selbst fremd vorkam.
    »Er hat es getan.«
    »Wer?«
    »Tony.«
    »Er muss gedacht haben, dass Chris hier ist«, fügte Susan hinzu, als wollte sie es erklären. »Die Polizei

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