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Nur Wenn Du Mich Liebst

Titel: Nur Wenn Du Mich Liebst Kostenlos Bücher Online Lesen
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schüttelte entschieden den Kopf. »Er hat bloß eine kleine Erkältung. Er hustet die ganze Nacht und hält alle wach.«
    »Ist er schon beim Arzt gewesen?«
    »Es ist bloß eine Erkältung«, sagte Montana sofort abwehrend. »Dad kümmert sich um ihn. Er steht jede Nacht auf und gibt ihm seinen Hustensaft.«
    Chris sagte nichts. Ihr Baby war erkältet. Tony gab ihm Hustensaft.
    »Er ist ein guter Vater«, sagte Montana. »Er kümmert sich anständig um uns.«
    »Das freut mich.«
    »Du glaubst mir wahrscheinlich nicht.«
    »Doch, ich glaube dir.«
    »Ich weiß, dass ihr beide Probleme hattet...«
    Du hast ja keine Ahnung, wollte Chris sagen, schwieg jedoch.
    »Aber seit du uns verlassen hast...«
    »Ich habe so oft versucht, euch zu sehen. Du weißt doch, wie sehr ich –«
    Montana sprang sofort auf. »Ich sollte jetzt besser gehen.«
    Chris war ebenfalls sofort auf den Beinen. »Nein, bitte. Bitte geh noch nicht. Bitte.«
    Montanas Blick zuckte nervös zwischen ihrer Mutter und der Tür hin und her, als würde sie schätzen, wie schnell sie die Distanz bewältigen konnte, immer in der Angst, ihre Mutter könnte sie, sollte sie es versuchen, zu Boden reißen. Sie schien eine Ewigkeit zu zögern, bevor sie sich wieder setzte. »Er ist ein guter Vater«, wiederholte sie.
    Chris nickte, zögerlich, überhaupt etwas zu sagen, aus Angst, sie könnte Montana erneut in die Flucht treiben. »Wie geht es Wyatt?«, erkundigte sie sich nach einer langen Pause vorsichtig.
    »Okay.«
    »Und dir?«
    Die Frage schien Montana zu überraschen. »Mir? Mir geht es gut.«
    »Du siehst toll aus.«
    »Danke.«
    »Macht dir die Schule Spaß?«
    »Es ist okay. Noch ein Jahr, dann gehe ich aufs College.«
    »Nur noch ein Jahr?«
    »Ich überlege, ob ich mich in Duke bewerben soll. Oder vielleicht auch Cornell.«
    Duke oder vielleicht auch Cornell, wiederholte Chris stumm und staunend.
    »Ich weiß noch nicht genau, was ich als Hauptfach nehmen soll. Politik vielleicht. Oder auch englische Literatur. Ich habe mich noch nicht entschieden.«
    »Hast du einen Freund?«, erkundigte Chris sich vorsichtig, eher ängstlich, eine Grenze zu überschreiten, aber so gierig nach Informationen, dass sie diesen Hunger beinahe auf der Zunge schmecken konnte.
    »Er ist ein guter Freund«, sagte Montana ähnlich ausweichend wie zuvor Chris. »Ich weiß nicht, ob man sagen würde, er ist mein Freund. Wir hängen viel zusammen rum.«
    »Wie heißt er denn?«
    »David.«
    »David«, wiederholte Chris. »Den Namen habe ich immer gemocht. Wie ist er?«
    »Er ist groß und witzig und echt intelligent.«
    »Ist er liebenswürdig?«
    »Was?«
    »Ob er ein liebenswürdiger Mensch ist?«
    Montana zuckte zusehends ungeduldig über das Gespräch mit den Schultern. »Ich denke schon.«
    »Das ist das Wichtigste. Liebenswürdig zu sein.«
    Beide schwiegen, während Chris den Blick ihrer Tochter suchte. Wenn du von diesem Besuch sonst nichts mitnimmst, sagten ihre Augen, dann verstehe zumindest das.
    »Und wo arbeitest du jetzt?«, fragte Montana, rutschte nervös auf ihrem Stuhl hin und her, schlug kurz die Beine übereinander.
    »Ich bin Empfangssekretärin bei einer Werbeagentur. Smith-Hallendale. Vielleicht hast du schon mal von ihnen gehört. Es ist an der Ecke Vine und 4th Street.«
    Montana schüttelte den Kopf.
    »Mein Boss ist eine wirklich tolle Frau. Emily Hallendale. Ich habe sie kennen gelernt, als ich für die Tierklinik in Mariemont gearbeitet habe.« Chris dachte an jenen schrecklichen Tag zurück, als sie die Taschen voller Beruhigungsmittel mit Gedanken an Selbstmord aus der Praxis geflohen war. Sie spürte die Hand an ihrem Ellenbogen, sah sich herumwirbeln und Emily Hallendales besorgten Blick. Widerwillig hatte sie sich auf einen Kaffee einladen lassen und dann dankbar Emily Hallendales Jobangebot angenommen. Bei Smith-Hallendale hatte Chris schließlich die große Liebe ihres Lebens getroffen. Komisch, wie das Leben manchmal so spielt, dachte sie nun.
    »Glaubst du, dass Tracey ihre Mutter wirklich ermordet hat?«, fragte Montana leise, als hätte sie Angst, jemand könne ihr Gespräch belauschen.
    »Ich weiß nicht, was ich denken soll«, antwortete Chris ehrlich.
    »Ich hab sie nie besonders gut gekannt.«
    »Nein«, stimmte Chris ihr zu.
    »Aber sie hat immer einen sehr netten Eindruck gemacht.«
    »Ja, das hat sie.«
    »Ich glaube nicht, dass sie es war. Ich meine, wie kann man denn seine eigene –« Montana ließ den Satz unvollendet und sah

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