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Nur Wenn Du Mich Liebst

Titel: Nur Wenn Du Mich Liebst Kostenlos Bücher Online Lesen
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gewesen wäre, irgendwie außer mir, als ob ich gar nicht ich selbst gewesen wäre. Ich bin zurück in ihr Schlafzimmer gegangen. Ich weiß noch, wie ich über ihr stand. Sie schlug die Augen auf und streckte ihre Hand nach mir aus. Und ich weiß, dass ich gedacht habe, ich kann dich mich nicht mehr anfassen lassen. Ich muss dich aufhalten. Du bist meine Mutter, und ich liebe dich, aber ich kann nicht zulassen, dass du mir weiter wehtust. Ich muss dich aufhalten.«
    Vicki ließ sich auf den nächstbesten Stuhl sinken und biss die Zähne fest zusammen, um sich nicht zu übergeben. Sie wusste, dass alles, was Tracey ihr gerade erzählt hatte, ein Haufen dreckiger Lügen war. Barbara wäre ebenso wenig in der Lage gewesen, ihre Tochter zu missbrauchen, wie sich den Kopf kahl zu scheren und in Birkenstock-Sandalen herumzulaufen. Es bestand nicht die geringste Wahrscheinlichkeit, dass irgendetwas von dem, was Tracey ihr gerade erzählt hatte, wahr war. Oder doch?
    Oder doch?
    »Meine Mutter hat immer gesagt, wenn ich es jemandem erzähle, würde mir sowieso keiner glauben, und alle würden mich hassen«, schluchzte Tracey. »Ich sehe es in ihren Augen. Sie glauben mir nicht. Und Sie hassen mich.«
    Vicki sagte nichts. Ihr war, als hätte Tracey ein weiteres Mal mit der Mordwaffe ausgeholt und diesmal ihren Kopf getroffen. Sie rieb sich die Stirn, ihre Finger waren eiskalt.
    Lieber Gott, dachte Vicki, was soll ich jetzt bloß tun?

31
    »Wovon zum Teufel redest du?«
    Vicki machte einen Schritt zurück und suchte hinter ihrem massiven Schreibtisch Deckung. »Susan, beruhige dich.«
    »Sag mir nicht, ich soll mich beruhigen.«
    »Dann sprich bitte etwas leiser.«
    »Sag mir, was zum Teufel hier los ist.«
    »Das würde ich ja gerne, wenn du mir die Gelegenheit lässt.«
    »Was ist das für ein Blödsinn, den ich gelesen habe?«
    »Es ist kein Blödsinn.«
    »Tracey hat Barbara in Notwehr getötet! Das nennst du keinen Blödsinn?«
    »Ich nenne es eine plausible Verteidigung.«
    »Es ist vollkommen unhaltbar«, entgegnete Susan und machte mehrere große Schritte über den unlängst erworbenen indischen Teppich, der den Fußboden vor Vickis Schreibtisch zierte, woraufhin Vicki einen weiteren Schritt zurückwich und warnend die Hände hob.
    »Wenn du dich einfach setzen würdest...«
    Überraschenderweise ließ sich Susan in einen der beiden neuen blutroten Lederfreischwinger fallen, die wie Wächter vor Vickis Schreibtisch standen. Sie trug einen eleganten schwarzen Hosenanzug und einen weißen Rollkragenpullover. Ihr Haar fiel locker bis zu ihrem Kinn, ihre Wangen waren vor rechtschaffener Empörung gerötet. »Sprich«, sagte sie, und im selben Moment begann das Telefon zu klingeln.
    Vicki ignorierte das Klingeln, atmete tief ein, setzte sich jedoch nicht. Stehend strahlte sie mehr Macht aus, obwohl sie anfing, sich zu wünschen, dass sie flachere Schuhe angezogen hätte, weil man darin besser rennen konnte, falls es notwendig werden sollte, die Flucht zu ergreifen. »Du weißt doch, dass ich das nicht machen würde –«
    »Warum
machst
du es dann?«
    »– wenn es nicht gute Gründe dafür gäbe.«
    »Ich warte.«
    Die Bürotür ging auf, und Vickis Sekretärin steckte den Kopf herein. »Es ist Marina Russell von Global TV. Sie sagt, Sie hätten ihr versprochen, sie bis drei zurückzurufen, und jetzt ist es zehn nach.«
    »Sagen Sie ihr, dass ich unser Telefonat auf morgen früh verschieben muss. Und stellen Sie keine weiteren Gespräche durch.« Wie auf Stichwort begann das Telefon erneut zu klingeln.
    »Schwer was los«, bemerkte Susan.
    Vicki zuckte die Achseln und ignorierte die Bitterkeit in der Stimme ihrer Freundin, den Vorwurf in ihren Augen. »Ich muss sehr vorsichtig sein, was ich sage«, erklärte sie Susan nach einer längeren Pause. »Du weißt schon, wegen des besonderen Vertrauensverhältnisses zwischen Verteidiger und Mandant.«
    »Nein, weiß ich nicht. Ich lebe seit vierzig Jahren auf dem Mars.«
    »Ich kann gut auf deinen Sarkasmus verzichten.«
    »Und ich auf deinen Mist.«
    »Na super.« Vicki entschied sich, doch Platz zu nehmen, und ließ sich in den riesigen neuen Drehstuhl hinter ihrem Schreibtisch fallen, schlug die Beine in ihrem beigen Armani-Kostüm übereinander, lehnte den Kopf an das dunkelrote Leder und wünschte, sie hätte ihr altes Büromobiliar behalten. Der vorherige Stuhl war viel bequemer gewesen. Darin war sie nicht jedes Mal so versunken. Normalerweise saß auf der anderen Seite

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